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Die Restaurierung des königlichen Glasservices im Frühstückszimmer des Schlosses Cecilienhof

01. Oktober 2021 Von Susanne Voigt

Susanne Voigt studierte an der Fachhochschule Erfurt Restaurierung und Konservierung und hat für ihre Masterarbeit ein besonderes Glasservice aus dem Frühstückszimmer im Schloss Cecilienhof in Potsdam restauriert. Über diese spannende Arbeit berichtet sie hier.

Ganz am Anfang wusste niemand, um welche Art oder um wie viele Gläser es sich in den kleinen Schachteln handelte oder ob eine Restaurierung mit dem Ziel die Gläser im Ganzen wieder im Schloss präsentieren zu können, überhaupt möglich war.

Auch zur Geschichte der Gläser selbst musste viel recherchiert werden, denn vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit ist vieles ungenau dokumentiert worden oder es sind einfach Informationen verloren gegangen.

Letztlich ergaben meine Recherchen, dass es sich vermutlich um venezianische Gläser handelt, welche wohl zur Ausstattung des 1917 fertiggestellten Schlosses Cecilienhof erworben wurden. Vielleicht war es auch ein Geschenk des italienischen Königs Vittorio Emanuele III. anlässlich der Hochzeit des Kronprinzenpaares – so ist es mündlich überliefert. Als Hersteller kommt Antonio Salviati in Frage, dessen Firma im 19. und frühen 20. Jahrhundert die venezianische Glaskunst wiederaufleben ließ.

Bevor die Restaurierungsarbeiten überhaupt beginnen konnten, wurden alle Stücke sorgfältig auf ihre Schäden untersucht und dokumentiert. Dann wurden die Scherben einander zugeordnet. Es war eine große Überraschung als insgesamt vier Sektschalen aus der kleinen Schachtel identifiziert werden konnten und natürlich die große Schale, welche in weniger und in sehr große Stücke zerbrochen waren.

Da bei drei der vier Sektschalen ein erheblicher Teil der Gläser fehlte, fiel im Rahmen der Masterarbeit die Entscheidung, eine Sektschale und die große Schale für die Ausstellung im Schloss Cecilienhof zu restaurieren. Dazu waren nach der Reinigung sowohl die Klebung der Scherben als auch die Anfertigung von Ergänzungen nötig.

Für den in Frage kommenden Klebstoffes wurden dann eigene Versuchsreihen angelegt, denn die Objekte können so individuell sein, dass allgemeine Tests der Hersteller bezüglich der Klebefestigkeit nicht ausreichend sind, um sich sicher zu sein, dass auch solch elegante dünne Gläser ohne Risiko geklebt werden können.

Zur Ergänzung der Fehlstellen an der Sektschale wurde für den Stiel ein Abguss aus Kunstharz von einem anderen vollständigen Stiel hergestellt. Für den Fuß und die Kuppa wurden Kunststoffplatten angefertigt und der Fehlstelle entsprechend zugeschnitten.

Zum Schluss wurde die eingesetzte Kunststoffergänzung an der Kuppa mit einer Goldfarbe retuschiert.

Nun, nach vielen Stunden Arbeit, stehen die kleine Sektschale und die große Schale neben weiteren Gläsern dieses Services, die die Jahrzehnte heil überstanden haben. Endlich sind alle auch wieder an ihrem angestammten Platz im Frühstückszimmer im Schloss Cecilienhof.

 

 

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