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Anna Dorothea Therbusch

23. Juli 2021 Von Birgit Morgenroth

Eine weibliche Ikone der Malerei wird 300 – Birgit Morgenroth macht sich auf die Spurensuche in die Sammlungen der SPSG nach den Gemälden der Berliner Malerin.

 

Anna Dorothea Therbusch geborene Lisiewska (1721 bis 1782) ist heute vor 300 Jahren geboren worden. Sie hatte bereits zu Lebzeiten einen Stand erreicht, der im 18. Jahrhundert eigentlich undenkbar war: Sie war eine gesellschaftlich und beruflich höchst anerkannte Malerin in Berlin. Ihr Vater, im polnischen Olesko geboren und in Berlin Hofmaler dreier preußischer Könige, unterrichtete sie und legte damit das Fundament für ihre Karriere als Porträtmalerin. Alles Weitere erlernte sie autodidaktisch. Sie war wissbegierig und lernte schnell. Zeitzeugen beschreiben sie als selbstbewusst, ehrgeizig und freiheitsliebend. Ihre frühen Berliner Werke sind geprägt vom Einfluss des französischen Malers und Direktors der Berliner Kunstakademie, Antoine Pesne, der in Berlin ebenso wie Annas Vater eine Werkstatt und ein Atelier hatte. Das Gemälde „Gesellschaft beim Federballspiel“ (heute befindet sich das Bild in der Bildergalerie in Rheinsberg), das Anna Dorothea im Alter von nur 20 Jahren entwarf, zeigt deutlich beides, die Übernahme der damals modischen französischen Malkultur und erstaunliche Eigenkompositionen.
 

Doch zunächst stockt die künstlerische Karriere und geht in bürgerliche Bahnen über. Anna Dorothea heiratete 1742 den vermögenden Berliner Gastwirt Ernst Friedrich Therbusch und bekam mindestens drei Kinder. Sie widmete sich 18 Jahre der Familie und dem Haushalt, verfeinert ihre Malkunst im Verborgenen, argwöhnisch beäugt von ihrer Schwiegermutter. 1760 will sie wieder in die Öffentlichkeit mit ihrer Kunst. Sie reist 1761 nach Stuttgart, denn der fürstliche Hof dort galt, nach Casanova, als der brillanteste von ganz Europa. Sie wird mit Arbeit überhäuft, Ehrenmitglied der Stuttgarter Akademie und in das Institut der freien Künste von Bologna aufgenommen. Am Kurpfälzischen Hof in Mannheim und für den Herzog von Württemberg nimmt sie Aufträge entgegen und stellt sie in Berlin fertig. Es sind Porträts von Fürstinnen, Mätressen, Herrschern und dem aufkommenden Großbürgertum. 1766 wagt sie sich nach Paris.
 

Sie wollte in die berühmteste Akademie des 18. Jahrhunderts aufgenommen werden, die Académie Royale de Peinture et Sculptures. Sie schafft es als eine der wenigen Frauen im zweiten Anlauf und scheitert doch an dem frivolen und verschwenderischen Lebensstil des Ancient Régimes Frankreichs. 1768 kehrt sie völlig überschuldet nach Berlin zurück. Wenige Jahre nach ihrer Rückkehr verstirbt ihr Mann und sie ist auf die Einkünfte ihrer Malkünste angewiesen. In den letzten 20 Jahren ihres Lebens in Berlin entstehen die meisten ihrer Werke. Sie ist eine gefragte Porträtistin der Berliner Gesellschaft und des preußischen Adels, selbst Friedrich der Große lässt sich von ihr malen, die einzige Frau, die er beauftragt. Gemeinsam mit ihrem Bruder, Christian Friedrich Reinhold Lisiewski betreibt sie ein Atelier Unter den Linden. Sie entwickelt eine spezielle Farbe, ein Rosa, das den Menschen auf den Porträts eine besondere Leichtigkeit einhaucht und das unverwechselbar für sie als Künstlerin spricht. 1782 stirbt die 61-Jährige und wird in Berlin beerdigt, der Berliner Akademiedirektor Bernhardt Rode entwirft ihr Grabmal.

Die erste Ehrung dieser ungewöhnlichen Frau mit einer Ausstellung fand 1971 in Potsdam statt. Die Generaldirektion der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci stellte zum 250. Geburtstag von Anna Dorothea Therbusch im Kulturhaus „Hans-Marchwitzka“ eine beeindruckende Sammlung ihrer Gemälde zusammen. Erst in den letzten 30 Jahren wird sie wiederentdeckt, als weibliche Ikone der Malerei. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg besitzt 15 ihrer Werke, verstreut in den Schlössern von Potsdam, Berlin und Rheinsberg.
 

 

 

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