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Neues Themenportal bei museum-digital: Berliner Uhren

28. Januar 2021 Von Silke Kiesant

In einem in 2014 gestarteten und von der SPSG initiierten Forschungsprojekt werden Berliner Uhren erstmals als eigene Gruppe mit spezifisch regionalen und kunsthandwerklichen Eigenschaften klassifiziert und bewertet. Das neue Themenportal „Berliner Uhren. Meisterleistungen der Technik und des Kunsthandwerks“ auf museum-digital lädt nun dazu ein, unter diesem Gesichtspunkt betrachtete Uhren online zu entdecken. Insgesamt präsentiert das Portal 41 Objekte aus verschiedenen Museen. 13 der in Wort, Bild und zum Teil auch Ton vorgestellten Werke gehören zur Sammlung der SPSG.

Dr. Silke Kiesant ist Kustodin für Skulpturen und Uhren

Augsburger Türmchenuhren, Nürnberger Eier (Taschenuhren), Schweizer Chronometer, Pariser Pendulen, Schwarzwälder Kuckucksuhren oder Präzisionszeitmesser aus dem sächsischen Glashütte sind Uhreninteressierten geläufig. Dass aber auch Berlin seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein eine Hochburg der Uhrenproduktion war, wussten bislang eher weniger Menschen. Dabei genossen vor allem Berliner Uhren mit mechanischen Musikwerken europaweit einen exzellenten Ruf. Man findet sie nicht nur in den Hohenzollern-Schlössern, sondern auch in anderen ehemaligen deutschen Residenzen oder kleineren Palais, sogar in ländlichen Gutshäusern, mitunter im Ausland, wie in St. Petersburg oder Stockholm.

Schweizer und französische Uhrmacher, häufig protestantische Glaubensflüchtlinge, begannen schon seit der Zeit um 1700, sich mit ihrer Profession in Brandenburg-Preußen zu etablieren. Doch erst Friedrich der Große (1712-1786) förderte die Berliner Uhrenherstellung systematisch als Teil seiner merkantilistischen Wirtschaftspolitik. Mit eigenem Geld und der Zusage zahlreicher Privilegien für die Arbeiter und Kunsthandwerker trieb der König die Gründung der Berliner Uhrenfabrik voran, die von 1765 bis 1769 der berühmte Schweizer Uhrmacher Abraham-Louis Huguenin leitete. Auf diese Weise wurde die Basis für den Wissenstransfer ausländischer Uhrmacher nach Berlin geschaffen. Friedrich der Große selbst erwarb nicht nur viele, eigens nach seinem Geschmack gebaute Uhren zur Ausstattung seiner Schlösser, sondern vergab sie auch als repräsentative Staatsgeschenke an andere Fürstenhäuser oder an Vertraute für besondere Dienste. Für Musikspieluhren hegte er eine besondere Vorliebe und förderte deren Herstellung mit immensem Aufwand. So entwickelte sich unter seiner Regentschaft die Uhren-Produktion als eigenständiger Wirtschaftszweig in höchster Qualität. Weitere hervorragende Uhrmacher kamen ins Land, wie der Schweizer Johann Rudolph Fischer, Christian Ernst Kleemeyer aus Sachsen oder Christian Möllinger aus der Pfalz.

Auf Initiative der SPSG begann 2014 ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, dem Kunstgewerbemuseum SMB PK, Musikinstrumenten-Museum SIMPK und der SPSG, das Phänomen „Berliner Uhren“ zu erforschen. Nach einer ersten Bestandssichtung und Kontaktaufnahme zu weiteren Museen erfolgte eine systematische Aufnahme einzelner Objekte nach einheitlichem Standard. 2020 gelang es, auf Antrag des Berliner Stadtmuseums und dank einer Förderung des Forschungs- und Kompetenzzentrums Digitalisierung Berlin (digiS), 41 Uhren für das Themenportal auf museum-digital zu beschreiben, zu kommentieren sowie aussagekräftige Fotos der einzelnen Objekte und ihrer Einzelteile anzufertigen. Für einige Musikspieluhren wurden eigens Tonaufnahmen angefertigt oder älteres Material herangezogen. Innerhalb eines Jahres wurden bislang außer den 13 Uhren der SPSG weitere 18 aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, drei aus dem Kunstgewerbemuseum, zwei aus dem Musikinstrumenten-Museum Berlin sowie je eine aus der Akademie der Wissenschaften in Berlin, dem Museum Neuruppin, Museum Eberswalde, Musikinstrumentenmuseum Leipzig, Schlossmuseum Elisabethenburg in Meiningen in dem Themenportal erfasst. Es ist darauf angelegt, durch weitere Beispiele anderer Sammlungen erweitert zu werden und bietet den Vorteil, nicht nur öffentlich zugängliche Werke zu präsentieren, sondern auch deponierte, schwer zugängliche oder in privaten Sammlungen befindliche Uhren.
So bietet das Themenportal interessierten Laien, Sammlern und Fachleuten gleichermaßen eine digitale Plattform zu den Berliner Uhren, die erstmals als eine eigene Gruppe mit spezifisch regionalen und kunsthandwerklichen Eigenschaften klassifiziert und bewertet werden. Auf diese Weise entstehen Informationsquellen für die Allgemeinheit und Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.

 

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