Unter dem Meißener Porzellan, das während des Siebenjährigen Krieges nach Potsdam kam, befindet sich eine besonders merkwürdige Vase, die um 1755 in Meißen entstand…
Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG
In der Wohnung des Prinzen Heinrich im Neuen Palais befindet sich eine besonders merkwürdige Vase, die um 1755 in Meißen entstand und zu denjenigen Porzellanen gehörte, die Friedrich der Große während des Siebenjährigen Krieges nach Potsdam transportieren ließ. Auf den ersten Blick glaubt man eine klassische Deckelvase vor sich zu haben. Doch schnell erkennt man, dass die gesamte Wandung des Gefäßes so gestaltet ist, als wäre sie wie ein Korb geflochten. Und um die Verwirrung noch zu steigern ranken sich um diesen Korb Zweige, aus denen unterschiedliche, bunte Blumen sprießen. Und alles in zerbrechlichem, kostbarem Porzellan.
Dieses Spiel mit Wirklichkeit und Täuschung auf höchstem künstlerischem Niveau ist charakteristisch für die Mitte des 18. Jahrhunderts. Ebenso bezeichnend ist, dass die Vase zu nichts weiter dient als zur Dekoration. Dem Einstellen von frischen Schnittblumen stand man zu jener Zeit eher skeptisch gegenüber. Vielmehr wurde die künstlerische Virtuosität ewig blühender Blumen in verschiedensten Materialien geschätzt, die zu Girlanden geflochten, in Körbe arrangiert oder zu Bouquets komponiert die Innenräume bereicherten.
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