In der äußersten südöstlichen Ecke des Neuen Palais liegt das Schreibkabinett Friedrichs des Großen, ein Raum, in dem er in völliger Zurückgezogenheit seine umfangreiche Korrespondenz verfasste. Es war einer der ersten Räume dieses Hauses, die für den König ausgestattet wurden, und er ist von besonderer Kostbarkeit.
Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG.
Noch immer zeugen die auf den Wänden duftig gemalten Arrangements aus Blumen und verschiedenen Gegenständen von der ursprünglichen Qualität. Die hinterfangenden Farbflächen, der Parkettboden und die Decke sind leider jedoch im 20. Jahrhundert unsachgemäß überstrichen worden oder zeigen die Folgen eines Wasserschadens. Im Gegensatz dazu sind es jedoch neben einigen Möbeln und dem prachtvollen Kamin die beiden wandfesten Spiegelrahmen, die nunmehr über 250 Jahre unverändert überdauert haben.
Virtuos und absolut einzigartig
Gerade diese Rahmen aus weißem, virtuos modelliertem Porzellan sind absolut einzigartig. Die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin schuf sie 1768 für ihren Eigentümer, Friedrich den Großen, kurz nach Fertigstellung des Raumes.
Ihre Entstehung verdanken wir dem Modellmeister der Manufaktur, Friedrich Elias Meyer, der kurz zuvor Meißen verlassen und den Lockangeboten des preußischen Königs nach Berlin gefolgt war. Er gehört nicht nur zu den Hauptmeistern der Porzellankunst des 18. Jahrhunderts, sondern er half mit seinem Können auch einen Stil zu prägen, den man heute als preußisches Rokoko bezeichnet. Er war in seiner wichtigen Stellung sehr gut darüber informiert, was auf den Baustellen der königlichen Schlösser geschah und hatte Möglichkeit, die geschnitzten Boiserien oder Stuck- und Steinarbeiten zu studieren. Dies erklärt, weshalb die beiden Spiegelrahmen mit ihren bekrönenden Rocaille-Schwüngen und Blumenkörben so perfekt in diesen Raum passen.
0 Kommentare