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Wilhelmine von Lichtenau holt Italien nach Potsdam Teil II

24. September 2019 Von Julian Wacker

Teil II: Wirken und Einfluss von Wilhelmine in Potsdam.

Wilhelmine von Lichtenau (1753-1820) ist in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms II. (1744-1797) immer stärker in Konzeption und Ausführung von Gestaltung und Ausstattung im Bereich der Innenräume eingebunden. Auch hier macht sich Wilhelmines Nähe und Verbundenheit zu Italien bemerkbar.
Das gilt in besonderer Weise für das Marmorpalais. König Friedrich Wilhelm II. war das Marmorpalais zu klein. Da ihm außerdem seine Füße weh taten und ihm das Treppensteigen zunehmend schwerfiel, entschied man sich, das Schlösschen am Heiligen See nach Plänen von Michael Philipp Boumann zu erweitern. Das in Grundriss und Aufbau an die kubusartige Villenarchitektur Andrea Palladios erinnernde Marmorpalais wurde um zwei Flügel erweitert. Wilhelmine ergriff ihre Chance und zog die Gestaltung der Innenräume an sich. Gemeinsam mit Boumann und dem Altertumsforscher Aloys Hirt entwarf sie Raumfolgen und Ikonografie des Südflügels.

Der Lila Salon in einer historischen Aufnahme von vor 1945. Bei den Gemälden handelt es sich um Landschaftsbilder von Philipp Hackert, die Wilhelmine in Auftrag gab. Foto: Oberhofmarschallamt/Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (1927-1945)

Bei Philipp Hackert bestellte Wilhelmine einen sechsteiligen Zyklus aus Bildern italienischer Landschaften für den südlichen Erweiterungsflügel des Marmorpalais. Die geplante Ausgestaltung für die neuen Räume in Friedrich Wilhelms Lieblingsschloss lag im Bestimmungsbereich von Wilhelmine. Sie traf sich in regelmäßigen Abständen mit Architekt Boumann, um die Baufortschritte zu überwachen. Ihm schickte sie auch ihre Vorstellungen zu Gestaltung und Ausstattung und forderte gleichermaßen die Entwürfe Boumanns ein, um sich ein Bild der Planung machen zu können. Hackerts Bilder waren für den heute als ‚Lila Salon‘ bekannten Raum bestimmt, in dem Wilhelmine ihre Erinnerungen an Italien präsentieren konnte. Der Landschaftszyklus Hackerts gilt seit 1945 als verschollen. Heute erinnern die ebenfalls von Wilhelmine in Auftrag gegebenen Gemälde „Die Neptungrotte bei Tivoli“ von Müller sowie Angelika Kauffmanns „Christus und die Samariterin am Brunnen“ an die ursprüngliche Intention Wilhelmines.

Die von Wilhelmine erstandene Marmorvase befindet sich heute im Vestibül des Marmorpalais. Foto: Anne Biernath

Friedrich Wilhelm II. stellte Wilhelmine für ihre Einkäufe und Bestellungen in Italien Finanzmittel in großer Höhe zur Verfügung. Neben einigen Souvenirs wie Zeichnungen und Kupferstiche von Piranesi und Korkmodellen antiker Bauwerke von Antonio Chichi erwarb Wilhelmine auch Skulpturen, Tischplatten und Marmorarbeiten.
Auch die hier abgebildete Marmorvase erstand Wilhelmine in zweifacher Ausführung für das Marmorpalais und ließ sie rechts und links vor dem Haupteingang platzieren. Die Postamente, auf denen die Vasen stehen, zeigen die drei Grazien. Auf dem hier gezeigten Postament wenden sich die Grazien dem Betrachter zu, auf dem anderen sind sie als Rückenfigur dargestellt. In der griechischen Mythologie sind die drei Grazien Töchter des Göttervaters Zeus und unter den Namen Thalia, Aglaia und Euphrosyne bekannt. Da sie den Menschen Frohsinn, Freude und Schönheit brachten, waren sie seit der Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance beliebte Motive in den Bildenden Künsten. Mit dem Erwerb dieser antikischen Vasen zeigte Wilhelmine ihre Kenntnisse des griechisch-römischen Altertums und ihr Verständnis vom klasszistisch geprägten Geschmacksideal ihrer Zeit. Heute gehören die Vasen zu den wenigen noch erhaltenen Einkäufen von Wilhelmine von Lichtenau. Sie befinden sich im Vestibül des Marmorpalais. Wilhelmine bestellte zudem mehrere Statuen in Carrara-Marmor, die sie für die Flügelbauten des Marmorpalais vorgesehen hatte. Wilhelmine richtete ihr Augenmerk jedoch nicht nur auf das Marmorpalais. Der dritte Teil des Porträts über Wilhelmine von Lichtenau widmet sich dann ihrem Wirken in Berlin.

 

Ein dreiteiliger Blog-Beitrag von Julian Wacker (Teil I, Teil III)

 

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