Viele der preußischen Schlösser zeichnen sich dadurch aus, dass sie wie wenige andere Schlösser in Europa weitgehend in ihrer originalen Substanz erhalten geblieben sind. Dies stellt RestauratorInnen heute vor besondere Herausforderungen, vor allem bei extremen klimatischen Bedingungen wie den gegenwärtigen Hitzewellen. SPSG-Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter erläutert, warum der Besuch im Schloss Sanssouci dennoch „ganz komfortabel“ ist.
Frage: Wie fühlt es sich an, in einem Zimmer zu sein, das ohne schattige Bäume mit großen Fenstern nach Süden auf einem Weinberg steht bei knapp 40°C im Schatten?
Die Antwort: Noch ganz komfortabel…
Die Temperaturen stiegen bisher innen nicht über 27°C und mit ein wenig Glück erhascht man den kühlenden Luftstrom der in jedem Raum befindlichen Klimageräte.
Die sind zwar hörbar laut, aber das verzeiht man in der Regel für einen halbwegs abgekühlten Kunstgenuss. Außerdem saugen diese Geräte auch Frischluft durch die Ritzen des alten Hauses und blasen heiße Luft durch den Kamin übers Dach ab.
Eine mehrschichtige Verschattung aus Spezialgeweben an den Fenstern begrenzt das Eindringen wärmender Infrarotstrahlung, trotzdem ist die Kunst in den Räumen hinreichend ausgeleuchtet. Bei Wolkenhimmel sorgen LED Stehlampen für Erhellung. Da die Personen in der Außenwelt wie die Schatten an der Höhlenwand des Platon wirken, ist die Reise in die Raumzeit Friedrichs des Großen beinahe perfekt gelungen.
Allerdings ist der Weg zu dieser Zeitreise an solch heißen Tagen beschwerlich…
Frage: Wie fühlt* es sich hingegen für die Kunstgegenstände an, aus denen ja das gesamte Schloss besteht?
Die Antwort: Noch konservatorisch vertretbar…
Die Bewertungsklassen der American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers, kurz ASHRAE, für museale Innenräume, ordnen die in den vergangenen Jahren gemessenen Temperaturwerte des Schlosses Sanssouci in die A. Klasse ein, A = gut. Das bedeutet maximal 26°C im Sommer, minimal 8°C im Winter.
Diese Temperaturen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten schrittweise durch unterschiedlichste Maßnahmen der Präventiven Konservierung, von Baudenkmalpflege, Restaurierung und den erfahrenen SPSG-MitarbeiterInnen vor Ort erreicht und gehalten worden.
Die oben beschriebenen Verschattungen, Klimageräte, Luftentfeuchter und im Winter Ölradiatoren in den Schlossräumen, nicht zu vergessen, die Warmwasserheizungen in den anschließenden Diensträumen ermöglichen die Bedingungen für die Kunstgegenstände adäquat zu halten.
*RestauratorInnen neigen dazu, bei Kunstgegenständen mitzufühlen!
Informationen zum Besuch von Schloss Sanssouci »
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