Mit dem ab 1787 errichteten Marmorpalais brach der sinnesfrohe König Friedrich Wilhelm II. in vielerlei Hinsicht zu neuen Ufern auf: Das erste (und einzige) im Spätklassizismus errichtete Schloss in Preußen liegt malerisch am See im ‚Neuen‘ Garten - und damit schon allein räumlich weit entfernt vom friderizianischen Sanssouci des ungeliebten Vorfahren. Friedrich Wilhelm II. ließ hier ein Palais in klaren Formen und kühler Eleganz inmitten eines sentimentalen Landschaftsgartens errichten, dessen architektonische Vorbilder wir in der griechischen Antike finden. Trotz aller Harmonie dieses bezaubernden Ortes: Sein Schicksal war in den nächsten Jahrzehnten wechselvoll. Nun findet das Auf und Ab ein wunderbares Ende: Mit dem Sanierungsabschluss der Außenanlage kann die Wiederherstellung der königlichen Sommerresidenz nach vielen Jahren glücklich vollendet werden. Projektleiterin Jana Giesa erläutert den letzten Bauabschnitt.
König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ließ das Marmorpalais von den Architekten Carl von Gontard (1731-1791) und Carl Gotthard Langhans (1732-1808) von 1787 bis 1793 auf einer Terrassenanlage am Ufer des Heiligen Sees errichten. Das mit schlesischem Marmor verkleidete Bauwerk war das erste und einzige preußische Königsschloss im Stil des Frühklassizismus. Nach 1797 wurde die Sommerresidenz um zwei eingeschossige Seitenflügel durch Michael Philipp Boumann (1747-1803) erweitert.
1961 wurde hier das Deutsche Armeemuseum eingerichtet. Die Nationale Volksarmee (NVA) plante seit 1984 eine grundlegende Instandsetzung, die 1988 begonnen und 1990 nach kurzer Unterbrechung fortgeführt wurde. Seit April 2006 sind alle 40 Innenräume restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich; die Fassade wurde nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten im Herbst 2009 fertiggestellt.
Möglich wurden die im Juni 2015 begonnenen Baumaßnahmen durch das Sonderinvestitionsprogramm 1 für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt hatten.
Die Baumaßnahmen
Die Wiederherstellung der Außenanlagen umfasste die Instandsetzung der großen Freitreppen auf der Nordseite und der Ufermauer mit den Ufertreppen, die direkt hinunter ans Wasser des Heiligen Sees führen sowie die Uferpodeste, die in königlichen Zeiten als Bootsanleger dienten. Ebenso wurden die Außentreppen am Hauptbau und Südflügel des Marmorpalais, der Marmorfußboden des Altans und sämtliche Holzfenster des Kellergeschosses saniert.
Ufermauer
Die Natursteinmauer aus sächsischen Sandsteinblöcken mit ihrer Balustrade aus schlesischem Marmor wurde aufwendig restauriert. Die Witterung hatte der Ufermauer und der Balustrade stark zugesetzt. Hinzu kamen Salzschäden und Krustenbildungen aufgrund der ständigen Durchfeuchtung. Zur Sicherung der Standsicherheit wurde das Fundament abschnittweise unterfangen sowie Fehlstellen im Naturstein mit Vierungen oder Antragungen wieder ergänzt. Die Verfugung der Sandsteinblöcke ist insgesamt erneuert und das figürliche Relief auf der Südseite konserviert worden.
Die Marmor-Baluster wurden sorgsam gereinigt und anschließend geschlämmt. Verlorene Baluster der Treppengeländer und der Balustrade sind durch neue Elemente ersetzt worden, die nach originalem Vorbild angefertigt wurden.
Treppen
Die Blockstufen und Podestplatten der nördlichen Frei- und beider Ufertreppen samt Bootsanleger waren nicht mehr betretbar, weil sie zum großen Teil aus ihren ursprünglichen Positionen verschoben waren. Der gesamte Bereich bedurfte umfangreicher Reparaturen. Die Stufen wurden vollständig aufgenommen und nach der Herstellung eines neuen tragfähigen Unterbaus wiederverlegt. Die Uferpodeste, die zum Teil nur noch fragmentarisch erhalten waren, sind komplett wiederhergestellt worden. Dabei wurden die fehlenden Platten und Einfassungen materialgetreu in Sandstein ergänzt. Die südliche Freitreppe war bereits 1997 instandgesetzt worden.
Neben den Freitreppen am See wurden auch die Außentreppen am Hauptbau des Schlosses repariert bzw. wiederaufgebaut. Dazu mussten der Marmorbelag und die Treppenstufen zunächst vollständig abgebaut werden, um das darunterliegende Mauerwerk des Kellergewölbes von oben abzudichten. Anschließend wurde alles wieder an Ort und Stelle gesetzt, Fehlstellen mit Vierungen ausgebessert und alle Fugen neu vermörtelt. Für die Treppe auf der Nordseite musste zudem ein großes Eckteil aus Marmor neu angefertigt werden und die tragende Konstruktion unter den Stufen neu auf gemauert werden.
Auch die Fenster des Kellergeschosses waren in keinem guten Zustand. Morsche Hölzer der Rahmen und Flügel wurden ausgebessert, die Beschläge nachjustiert und anschließend ein neuer Anstrich auf Leinölbasis aufgetragen.
Nord- und Südparterre
Auf der Grundlage historischer Pläne und Fotografien aus der Zeit um 1880 erfolgte die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung der beiden Parterres nördlich und südlich des Hauptbaus. Rasenspiegel und Blumenbeete wurden angelegt sowie 2016 im Innenhof und auf dem Südparterre 4 Pyramidenpappeln und 3 Robinien an ihren – bereits vor und während der Bauzeit des Marmorpalais nachweisbaren – ursprünglichen Standorten nachgepflanzt.
Die Treppengeländer: Filigrane Handwerkskunst
An allen im Laufe des 19. Jahrhunderts angefügten Außentreppen des Marmorpalais gab es vergoldete Geländer mit aus Kupfer gefertigten und farbig gefassten Handläufen. Stilistisch orientierten sie sich an den Geländern des Belvederes auf dem Dach des Hauptbaus und des Treppenhauses im Inneren. Die Geländer umfassten jeweils die Podeste und die in Rundungen endenden Treppen. Ornamentik und Größe der schmiedeeisernen Gitterfelder waren typisiert, die Verbindungen zwischen den Zierelementen genietet, die Pfosten in der Natursteintreppe sowie im Mauerwerk verankert. Die Geländer mussten Ende der 1980er Jahre demontiert und deponiert werden, bevor sie jetzt dank der Cornelsen Kulturstift restauriert werden konnten.
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