Im Jahr 1899 erhielt der 16-jährige Eitel Friedrich das Buch „Der Trompeter von Säckingen“, Adalbert bekam ein gerahmtes Bild der Kaiserin Augusta, für August Wilhelm war eine Schwarzwälder Uhr besorgt worden, der 11-jährige Oskar erhielt zwei Bücher über Malerische Studien, der jüngste Sohn Joachim bekam das Spiel „Klar Schiff“ und für Victoria Luise waren ein Schirm, ein Teetisch mit drei Tellern, drei Tassen sowie zwei Hundewelpen ausgewählt worden.
Ein besonderes Geschenk erhielt in jenem Jahr der 17-jährige Kronprinz Wilhelm. Der Thronerbe wünschte sich eine Violine zu Weihnachten. Er bekam die kostbare Amati-Geige aus dem Besitz Friedrichs des Großen. Bei der Übereignung des Instrumentes wies der Chef des Zivilkabinetts, Hermann von Lucanus, ausdrücklich darauf hin, dass die Violine Eigentum der Krone sei und dem Kronprinzen nur zur Benutzung überwiesen worden ist. Nachdem das Instrument durch den Konzertmeister Johann Strauss eingespielt wurde, konnte die Violine auf den Gabentisch des Kronprinzen gelegt werden.
Über die Geschenke, die der Kaiser und die Kaiserin erhalten haben, sind wir durch Aufzeichnungen des Oberhofmarschallamtes genau informiert. 1903 bestand die Liste der Geschenke für Wilhelm II. aus 43 Einzelpositionen. Dazu gehörten ein „Jagdgewehr mit aufgeschraubten Fernrohr“, zwei „große blaue Vasen mit Tannenmalerei“ (vom Zaren von Russland), zwei „Deckelvasen (Delft-Muster) mit Engelmalerei“ (vom Großherzogpaar von Baden), eine Garnitur (5 Stück) goldene Manschettenknöpfe, mit der Kaiserstandarte“, ein „Hemdenknopf mit Etui, großer Opal“, eine versilberte, innen vergoldete Zigarettendose, eine „Marmorfigur auf schwarzem Grund, Friedrich den Großen darstellend“, ein Hafenbild in Goldrahmen (von Prof. Carl Saltzmann), eine gerahmte Bleistiftzeichnung des Reichskanzlers Bernhard von Bülow, mehrere englische Bücher, darunter ein Buch über Königin Victoria.
Die Geschenke für die Kaiserin waren ähnlich umfangreich wie die ihres Mannes. Im Jahr 1903 erhielt Auguste Victoria zehn Zobel, „drei Pakete“ Chinchilla-Pelze, einen Nerzkragen, eine Boa aus weißen Straußenfedern sowie einen goldenen Schirmstock mit großem Opal (alle von Wilhelm II.), einen Fächer mit dem Bildnis der Prinzessin Victoria Luise (von Gräfin von Brockdorff), zwei große Straußenfedern (von Prinz Adalbert), eine Bleistiftzeichnung mit dem Porträt des Prinzen Adalbert (von Claire von Gersdorff), einen „Photographische[n] Apparat mit Holzstativ“ sowie einen Hand-Atlas von Stieler. An der Bescherung nahmen die Hofdamen der Kaiserin, die Herren des Gefolges des Kaisers sowie die Erzieherinnen und Gouverneure der Kinder teil.
Ein besonderer Effekt wurde mit dem Anzünden der Kronleuchter und Weihnachtsbäume im Grottensaal geboten. Alle am Kronleuchter aufgesteckten Wachskerzen waren durch einen langen Docht miteinander verbunden, so dass die Lampiers nur eine Kerze anzünden mussten, im Dominoeffekt erfolgte dann das Abbrennen des Dochtes und das Anzünden jeder einzelnen Kerze. Am Weihnachtsabend waren die Christbäume mit den Kronleuchtern verbunden worden, so dass das Kerzenlicht auf die Bäume übergeleitet wurde - ein einzigartiges Schauspiel. Gegen 19.15 Uhr zogen sich die Familie und das Gefolge zurück. Aber schon um 20.30 Uhr traf sich das Kaiserpaar mit seinen Gästen zu einer zweiten Abendtafel im Grottensaal wieder zusammen. Der Heilige Abend wurde schließlich gegen 23.00 Uhr beschlossen…
Der Besuch eines Gottesdienstes fand traditionell erst am 25. Dezember statt. Die kaiserliche Familie begab sich mit Kutschen, später Automobilen, zur Garnisonkirche in Potsdam oder der Friedenskirche im Park Sanssouci. Nach dem Ende des Gottesdienstes legten sie den Weg bei gutem Wetter zu Fuß in das Neue Palais zurück und widmeten sich dem weihnachtlichen Familienleben.
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