In der Parkgärtnerei von Sanssouci kann auch bei tiefstem Frost von „Winterruhe“ keine Rede sein. Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst, hat die Gärtnerinnen und Gärtner auch im Januar wieder besucht und einmal mehr Spannendes rund um das Thema Aussaat und Aufzucht von Pflanzen erfahren. Wie lange dauert es wohl, die kleinen Buchsbäume im Parterre von Schloss Sanssouci aufzuziehen? Und welche unterschiedlichen Bedingungen für das Aussäen von Pflanzen gibt es eigentlich? Diese und weitere Fragen beantwortet sie im neuesten Beitrag unserer kleinen Gärtnerei-Serie. (Alle Artikel der Serie auf einen Blick »)
Während die Frühjahrsbepflanzung für den Park Sanssouci längst vollständig vorbereitet ist und nur noch darauf wartet, im März in die Beete gesetzt zu werden, laufen in der Gärtnerei derzeit bereits die Vorbereitungen für die Sommerbepflanzung 2017 auf Hochtouren. Die Liste der Aussaaten ist lang, und zahllose Stecklinge wollen gesteckt werden. Schon beim Aussäen des Saatguts müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzenarten beachtet werden. Dabei unterscheidet man Frostkeimer, Bedecktsamer und Nacktkeimer. Die Aussaaterde ist aber bei allen gleich: nährstoffarmes Substrat, das die Pflanzen anregt, Wurzeln zu bilden und kräftig heranzuwachsen.
Für die Frostkeimer hieß es am 19. Januar: rein in die Erde und raus in die Kälte – denn wie der Name schon erahnen lässt, benötigen diese speziellen Samen den Frost, damit ihre Keimung angeregt wird. Aus den kleinen Körnern wächst innerhalb weniger Monate das farbintensive Steife Eisenkraut heran. Im Sommer 2017 wird es zwar nicht im Park Sanssouci zu bewundern sein, kultiviert wird es aber trotzdem weiterhin, denn sicher steht es in einem der kommenden Jahre wieder im Bepflanzungsplan. Vorerst müssen die Keimlinge jedoch ca. 10 bis 14 Tage draußen verbringen – im Gegensatz zu manchen von uns genießen sie den Frost und die Kälte geradezu.
Anders als die Frostkeimer, benötigen die Bedecktsamer keinen Frost, sondern Dunkelheit. Um ihre Keimung anzuregen, bedecken die GärtnerInnen sie mit Sand und einem Deckel, daher der Beiname Dunkelkeimer. Nach der Keimung, die etwa 2 Wochen dauert, werden die kleinen Pflanzen mit einem Pikierhölzchen pikiert und umgetopft.
Nacktkeimer schließlich werden weder in die Erde eingepflanzt, noch benötigen sie Frost zum Keimen. Wie wird also ihre Keimung angeregt? Die Antwort: Licht. Das Saatgut der Nacktkeimer, auch Lichtkeimer genannt, wird auf die Erde aufgelegt und mit einer Glasscheibe abgedeckt, die verhindert, dass Schädlinge oder anderes Saatgut auf die Erde gelangen. Bis die Nacktkeimer ausgesät werden, dauert es allerdings noch etwas; erst Anfang März heißt es für die Keimlinge von beispielsweise Petunien oder Männertreue: Rauf auf die Erde!
Bei der Vermehrung der Pflanzen unterscheiden die GärtnerInnen zweierlei Methoden: Die generative und die vegetative Vermehrung. Die Vermehrung über Saatgut ist generativ, das heißt: Der Mutterpflanze wird Saatgut abgenommen, aus dem viele kleine Jungpflanzen entstehen; sind diese herangewachsen, wird ihnen wiederum Saatgut abgenommen, und so weiter.
Anders läuft es bei der vegetativen Vermehrung: Diese funktioniert durch Stecklinge. In der Parkgärtnerei Sanssouci wird diese Art der Pflanzenvermehrung unter anderem für Buchsbäume angewandt.
Die Buchsbäume, die beispielsweise auf dem Parterre unterhalb von Schloss Sanssouci als Umrandung der Beete zu finden sind, werden eigenhändig in der Parkgärtnerei gezüchtet, um die Gefahr einer Pilzerkrankung der Pflanzen zu verringern. Die Aufzucht der kleinen Büsche ist jedoch eine langwierige Angelegenheit, denn sie brauchen viel Zeit, um groß und stark zu werden. Stecklinge dieser Pflanze benötigen mindestens zwei bis drei Monate, um Wurzeln zu bilden.
Eine Pflanze, die ebenfalls eine lange Zeit zum Heranwachsen benötigt, ist die Echeverie. Diese wasserspeichernde Pflanze wird im Park Sanssouci in unterschiedlichen Größen angepflanzt, deshalb unterziehen die GärtnerInnen sie immer mal wieder einer „Verjüngungskur“: Dazu werden die unteren Blätter der Echeverien abgelöst – und voilà, schon sieht sie wieder jünger aus.
Vermehrt wird diese Pflanze durch sogenannte Kindel, das sind vollständige kleine Pflanzen, die zunächst an der Mutterpflanze wachsen. Dann werden sie abgetrennt und gesteckt, um anschließend munter zu neuen Echeverien heranzuwachsen.
Anstelle der Kindel kann auch ein Blatt der Pflanze als Steckling verwendet werden. Allerdings dauert diese Variante der Vermehrung länger, denn während das Kindel nur eine Wurzel bilden muss, bevor es heranwachsen kann, muss das Blatt neben der Wurzel erst auch noch eine eigene Pflanze bilden.
Zu finden sind die Echeverien, deren Aussehen an Seerosen erinnert, an den Römischen Bädern im Park Sanssouci, wo kleinere Exemplare für Ornamente und größere für die Randbepflanzung der Beete genutzt werden.
Diesmal habe ich in der Parkgärtnerei von Sanssouci viel über das Aussäen und Vermehren von Pflanzen erfahren. Bei meinem nächsten Besuch warten wieder neue spannende Themen auf mich, denn die Gärtnerinnen und Gärtner planen schon die nächsten Arbeitsschritte: Sämlinge für die Gärten werden ausgesät und pikiert, Hochstämme geschnitten und gedüngt, Pflanzen gestutzt, Erde gedämpft und vieles mehr. Ich bin gespannt!
Fotos: Hans Bach, Mathilda Fischer und Matthias Röhl © SPSG
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