Nach fast einem Jahrhundert sind die Wasserspiele des Fürsten Pückler im Park Babelsberg wieder erlebbar! Dafür wurden seit 2013 rund zehn Kilometer des originalen gusseisernen Leitungsnetzes saniert und zahlreiche Brunnen, Fontänen, Seen und Teiche, Bachläufe und Wasserfälle wieder hergestellt. Mit dem Abschluss der Hüllensanierung des Schlosses und der raffiniert angelegten Terrassen zeigt sich die gesamte Anlage wieder in ihrer ganzen kaiserzeitlichen Pracht.
Nachdem 2015 bereits die Hüllensanierung des Schlosses Babelsberg – sie umfasste Fassade und Dach – abgeschlossen werden konnte, sind nun sind auch die fünf Terrassen, die das Schloss umgeben, mit ihren Brunnen, Setzstufen und Stützmauern aus Naturstein fertig gestellt.
Wiederhergestellt wurden auch 10 Kilometer des insgesamt ca. 20 Kilometer langen gusseisernen Leitungsnetzes, das nun wieder die Wasserspiele speist und der Bewässerung des Parks Babelsberg dient: Zur Ausstattung des Parks, der wesentlich durch Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) gestaltet wurde, gehören nämlich zahlreiche Brunnen und Fontänen, Seen und Teiche, Bachläufe und Wasserfälle. Die meisten dieser Anlagen waren nach dem Ende der Monarchie 1918 stillgelegt worden und sind nun erstmals wieder zu erleben.
So zeigt sich ehemalige Sommerresidenz Wilhelms I. (1797–1888), die seit 1990 zur UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ gehört, wieder ganz in der kaiserzeitlichen Pracht der Ära zwischen 1870 und 1890.
Möglich wurde die Wiederherstellung von Schloss und Park Babelsberg durch den „Masterplan“, das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Insgesamt über 40 Firmen und Gewerke waren an dem Großprojekt beteiligt.
Der Pleasureground
„Pläscherground“ nannte der Babelsberger Hofgärtner Christoph Ferdinand Kindermann (1805–1865) den mit Blumen, blühenden Sträuchern und Zierrat reich geschmückten Gartenbereich, der nordwestlich an die Babelsberger Schlossterrassen heranreicht. Er nahm mit dieser umgangssprachlichen Adaption des englischen Begriffs „Pleasureground“ wohl den vorherrschenden Klang dieses Areals auf – das allgegenwärtige Plätschern der Fontänen und Brunnen.
Drei Gartenräume mit je einem eigenen Wasserspiel gliedern den Pleasureground:
Im Zentrum des reich verzierten Goldenen Rosengartens reckt ein bronzener Reiher seinen Hals und sprüht inmitten der Rosenpracht eine zierliche Fontäne nach oben.
Einen rauschenden Grundton erzeugen die vier löwenköpfigen Wasserspeier des Adlerbrunnens, der künftig wieder von Miniatur-Obstbäumen in Tontöpfen umgeben sein wird. Die ursprünglich vorhandene Adlersäule ist nicht erhalten.
Unterhalb des Goldenen Rosengartens sprüht die Gotische Fontäne einen Wasserstrauß nach oben und bildet seitlich zugleich kleine bogenförmige Wasserstrahlen, die an die Linien gotischer Architektur erinnern. Dieser Wassermusik lässt sich nun erstmals wieder lauschen.
Schmale gewundene Fußwege verbinden die Gärten wie eine nuanciert geführte Melodie. Kontrapunkte setzen die zahlreichen ovalen Blumenbeete mit üppiger Sommerblumenpracht, die mit ihren farbig glasierten Beetziegeln wie zufällig im Rasen abgestellte Blumenkörbe wirken.
Die Anlage des Pleasuregrounds geht in ihrer Grundstruktur bereits auf das erste Jahrzehnt der Parkgestaltung unter Peter Joseph Lenné (1797–1866) zwischen 1833 und 1843 zurück. Nach dem Bau des Maschinenhauses und des Bewässerungssystems im Park Babelsberg ließ Hermann Fürst von Pückler-Muskau ab 1843 den Pleasureground mit Wasserspielen, weiteren Gärten, Wegen, Beeten und Ziergehölzen bereichern. Die Atmosphäre dieses exklusiven Gartenbereichs unterstrich ein zierlicher eiserner Pleasureground-Zaun, der jedoch nicht mehr vorhanden ist.
Das Schwarze Meer, Wasserfälle, Bachlauf und Geysir
Das von Pückler erdachte Zusammenspiel von Seen, Fontänen, Bachläufen und Wasserfällen bereichert das Parkbild in einmaliger Weise. Vor der Einweihung der Fontänen 1845 hielt sich der Fürst über einen längeren Zeitraum in Babelsberg auf, um die Arbeiten persönlich anzuleiten.
Im 20. Jahrhundert waren die Wasserspiele verschwunden – nun wurden (und werden) sie Stück für Stück reaktiviert. Dort, wo sich jahrzehntelang eine überwachsene Senke befand, ist nun 200 Meter oberhalb des Schlosses das Schwarze Meer neu zu erleben.
Im Zuge der Baumaßnahme musste eine neue Dichtungsschicht aus Tonmaterialien eingebaut und die Ufermodellierung wiederhergestellt werden.
Durch die geschickte Reliefgestaltung ergeben sich reizvoll bewegte Uferlinien, die zusammen mit den vier bewusst positionierten Inseln dazu führen, dass das eigentlich kleine Gewässer von keinem der umlaufenden Wege vollständig überblickt werden kann und dadurch für den Betrachter die Illusion eines größeren Gewässers – eines Meeres – entsteht.
Die Wasserfälle entlang der Havel mit ihren malerischen Felsen sind vom Uferweg (Drive) aus zu sehen. Insgesamt drei Wasserfälle wurden im Verlauf des Projekts aufwendig aus den angewachsenen Bodenschichten freigelegt. Zerstörte Steinsetzungen wurden ergänzt; viele Bereiche konnten aber nach der Freilegung erhalten und durch Erneuerung der Fugen sowie Replatzierung loser Steine restauriert werden.
Der in der Nähe des Maschinenhauses gelegene Wilhelmswasserfall wird über ein Teichbecken betrieben, das sich sowohl aus dem Wasser des Städtebrunnens auf der Porzellanterrasse speist, als auch aus einem kleinen angeschlossenen Bachlauf, der sich von der Quellfontäne aus den Hang hinunter schlängelt. Am Beginn dieses Bachlaufs befindet sich ein kleiner Quelltopf, der in einer Blickbeziehung zu dem bis zu 40 Meter hohen Geysir in der Havel steht. Mit seiner Fontäne greift er das Motiv des Geysirs im kleineren Maßstab auf.
Die Terrassen am Schloss
Fünf Terrassen umgeben das Schloss Babelsberg: Auf unterschiedlichen Ebenen angelegt und von den Innenräumen aus erreichbar, verbinden sie das Schloss mit dem von Fürst Pückler gestalteten Pleasureground. Jede Terrasse ist spezifisch ausgestattet.
Die Wiederherstellung dieser Terrassen erwies sich als außergewöhnliche Herausforderung. Dekontaminationsmaßnahmen auf der Abdichtungsebene waren ebenso erforderlich wie die Restaurierung stark geschädigter Metall- und Kunststeinvasen, Fialspitzen, Wasserspeier, Tierskulpturen und der ca. 100 Meter langen gusseisernen Brüstungsgeländer in Maßwerkform.
Nach Fertigstellung des ersten Bauteils 1835 hatte das Schloss ursprünglich keine Terrasse; stattdessen war es nur von einem schmalen Weg und einer steilen Rasenböschung umgeben. Der Vorschlag, mit der Erweiterung des Schlosses auch Terrassen zu errichten, geht auf Pückler zurück, der sich 1842 um die Weitergestaltung des Babelsberger Parks bewarb und dem es gelang, den Architekten Ludwig Persius (1803–1845) von der Terrassen-Idee zu begeistern.
Die Terrassen, die sukzessive zwischen 1843 und 1848 entstanden, sollten nach Pücklers Bekunden wie „Schlossräume in vergrößertem Maßstab unter freiem Himmel“ wirken. Sie waren daher reich mit Blumen, Skulpturen, Mosaiken und exotischen Pflanzen geschmückt.
Im Zentrum der Porzellanterrasse steht der jetzt wieder funktionierende Städtebrunnen, der um 1863 in Gestalt einer gotischen Fiale und als Geschenk der Dombauhütte Köln zum Dank für die Bemühungen Friedrich Wilhelms IV. (1796–1861) und Wilhelms I. um die Vollendung des Kölner Domes errichtet wurde. Die Brunnenspitze ziert eine Kopie der von Christian Mohr (1823–1888) geschaffenen Brunnenfigur des 1271 verstorbenen Dombaumeisters Gerhardt van Ryle, die dank großzügiger Spenden angefertigt werden konnte.
Die Goldene Terrasse verdankt ihren Namen einem vergoldeten, bepflanzten Rankgerüst unmittelbar vor dem Erkerfenster des einstigen Arbeitszimmers von Prinzessin Augusta (1811–1890). Das Gerüst konnte nach erhaltenen Teilen rekonstruiert werden und wird schon bald wieder Blütenfreude versprühen. Restauriert wurden zudem die stark geschädigten ornamentierten Bodenmosaike der Porzellanterrasse und der Goldenen Terrasse sowie die Beeteinfassungen aus vergoldeten Stahlseilen, die an Schiffstaue erinnern.
Verloren gegangen war der blau gebänderte Belag der Blauen Terrasse. Die jetzt fertig gestellte Gliederung der Bodenoberfläche nimmt Materialität und Dimension der Babelsberger Terrassen in einem neuen Entwurf auf. Der östliche Teil der Blauen Terrasse wurde Anfang des 20. Jahrhunderts abgetragen. Die Bruchkante markiert ein einfaches Eisengeländer.
Gartenmöbel aus Gusseisen zieren die Terrassen. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist eine Sitzgruppe mit Motiven aus Eichenlaub und -ästen wieder auf der Blauen Terrasse aufgestellt worden.
Südlich des Schlosses schließt sich die gestufte Voltaireterrasse an. Nachgüsse neogotischer Vasen schmücken die Balustraden der Terrassenabsätze. Der Tonfliesenbelag wurde saniert und ergänzt, die Pflanzflächen unter den Linden mit Efeu bepflanzt.
Von der Voltaireterrasse führt in der Achse des Tanzsaales eine Treppe zum Michaelsdenkmal.
Das von Johann Heinrich Strack geschaffene Erinnerungsmal an den Badischen Feldzug (1849) war ein Geschenk des königlichen Bruders Friedrich Wilhelm IV. an den Prinzen Wilhelm. Dieser Terrassenteil konnte bislang noch nicht saniert werden.
Fotos: © SPSG / Gesine Beutin, Max Daiber, Marco Geisler, Leo Seidel
EXTRA-TIPP: „Wasser marsch!“ – Führungen durch den Park
Drei Sonderführungen mit Experten der Stiftung bieten in den kommenden Wochen Gelegenheit, mehr über die Wiederherstellung von Schloss und Park Babelsberg zu erfahren:
VORSCHAU: Pückler in Babelsberg – Sonderausstellung 2017
Dem berühmten „Parkomanen“ gewidmet ist die Sonderausstellung „Pückler. Babelsberg“, die vom 29. April bis zum 15. Oktober 2017 im Schloss und Park Babelsberg zu sehen sein wird. Die Schau wird in den noch nicht restaurierten Schlossinnenräumen – dann temporär erstmals wieder zugänglich – und im Park das Wirken des „grünen Fürsten“ in Babelsberg und am preußischen Hof thematisieren. Besuchern der Ausstellung bietet sich die einmalige Gelegenheit, Hermann Fürst von Pückler-Muskau inmitten einer seiner wichtigsten Schöpfungen zu begegnen.
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