Für die Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ konnten wir Zeitzeugen gewinnen, die bereit waren, uns im Rahmen der Ausstellung ihre Geschichte(n) zu erzählen. Eine davon ist Rita Löwenstein: Ab 1974 war sie im Schloss Schönhausen tätig, dem wichtigsten Gästehaus der DDR-Regierung. Zunächst Mitarbeiterin im Servicebereich, machte Löwenstein 1982 ihren Meister und war fortan Oberkellnerin, bis 1990.
Die Oberkellnerin erinnert sich...
Von Rita Löwenstein erfuhren wir viel über den Ablauf der Staatsbesuche im Schloss Schönhausen: Wie die Stasi bei Staatsbesuchen die Service-Mitarbeiter überwachte; dass die in Schönhausen residierenden Staatsgäste Porzellan aus der Manufaktur Meißen nutzten; für welche ranghohe Delegation welche besonderen Vorkehrungen getroffen wurden. Etwa für Gaddafi, der seinen eigenen Koch mitbrachte, oder Arafat, für den „die Teppiche mit dem Kompass nach Mekka ausgerichtet“ worden seien. In besonderer Erinnerung ist Rita Löwenstein ein kleines Missgeschick geblieben, das sich beim Staatsbankett zu Ehren von KPdSU-Parteichef Leonid Breschnew im Festsaal des Schlosses ereignete ...
Der Kurator erinnert sich ...
Wie es gelang, die Zeitzeugen im Vorfeld der Ausstellung ausfindig zu machen, ist zuweilen eine Geschichte für sich. Über den Fall Rita Löwenstein erzählt Kurator Jörg Kirschstein:
„Rita Löwenstein besuchte Schönhausen im Jahr 2007 oder 2008, als das Schloss – damals noch mitten im Restaurierungsprozess; als Museumsschloss eröffnet wurde es erst Ende 2009 – im Rahmen einer Sonderöffnung zu besichtigen war. Während der Führung durch das Haus kam sie mit dem Kurator der künftigen Dauerausstellung ins Gespräch und gab sich als ehemalige Mitarbeiterin des DDR-Staatsgästehauses zu erkennen. Sie hinterließ uns ihre Mobilnummer, ihren Namen mochte sie damals jedoch nicht nennen.
Als ich 2014 mit den Vorbereitungen der Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“ beschäftigt war, erinnerte ich mich daran und wollte Kontakt aufnehmen. Hoffend und bangend (würde die mittlerweile sechs Jahre alte Handynummer noch aktuell sein? würde ihre Besitzerin sich nach wie vor bester Gesundheit erfreuen?) wählte ich die seinerzeit hinterlassene Nummer – und hatte Glück: Am anderen Ende der Leitung meldete sich zunächst eine männliche Stimme. Ich stellte mich kurz vor, trug mein Anliegen vor und fragte vorsichtig, ob seine Ehefrau früher einmal im Schloss Schönhausen gearbeitet hätte? Die Antwort: „Sie sitzt mir gegenüber, ich gebe mal den Hörer weiter!“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich berichtete Frau Löwenstein von unserem Ausstellungsprojekt – und nach anfänglichem Zögern fand sie es so interessant, dass sie uns ihre Unterstützung zusagte.“
Ein weiterer Zeitzeuge ist der ehemalige Chefkoch des Staatsgästehauses: Peter Friedrich war von 1958 bis 1992 in Schönhausen tätig und berichtet unter anderem von den kulinarischen Vorlieben der Staatsgäste. Auch seine Erzählung ist in der Ausstellung zu hören – noch bis zum 03. Juli 2016, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.
EXTRA-TIPP: TweetUp zur Ausstellung – Freitag, 03. Juni – Anmeldung bis 29. Mai »
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