Im Rahmen unserer aktuellen Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ im Schloss Schönhausen haben wir am 17. April 2016 den Architekten und Verleger Dr.-Ing. Philipp Meuser zu Gast – er wird in einem Vortrag das Gebäude des ehemaligen Staatsrats am Schlossplatz in Berlin-Mitte vorstellen. Es gilt als Meisterwerk der Berliner Nachkriegsarchitektur. Wir haben Herrn Dr.-Ing. Meuser gebeten, Ihnen hier bei uns im Blog schon einmal eine kleine Einführung in das Thema zu geben.
Meisterwerk der Ostmoderne
Das Staatsratsgebäude am Berliner Schlossplatz
Das Gebäude des ehemaligen Staatsrats gilt heute als Meisterwerk der Berliner Nachkriegsarchitektur. Es markiert den Übergang vom stalinistischen Zuckerbäckerstil zur Sachlichkeit der Sechzigerjahre. Mit dem Entwurf des Kollektivs Roland Korn legte die DDR im Jahr 1962 – unmittelbar nach der Entstalinisierung – den Grundstein für die Ostmoderne, deren denkmalpflegerischer Wert heute auf breiter Ebene anerkannt ist.
Als Vorsitzende des Staatsrats arbeiteten in dem Gebäude: Walter Ulbricht bis zu seinem Tod 1973, Willi Stoph von 1973 bis 1976, Erich Honecker von 1976 bis 1989, Egon Krenz vom 24. Oktober 1989 bis zum 6. Dezember 1989, Manfred Gerlach amtierend vom 6. Dezember 1989 bis zum 5. April 1990.
Da das Staatsratsgebäude als sensibler Sicherheitsbereich eingestuft war, war er jahrelang verschlossen. Erst 1990 kam es zu einer Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Zwischenzeitlich sogar auf einer Abrissliste diente der Repräsentationsbau zunächst als Informationszentrum zur Hauptstadtplanung und entwickelte sich zu einem Zentrum des öffentlichen Diskurses über die Zukunft der Stadt. Als sich die Fertigstellung der Parlaments- und Regierungsgebäude im Spreebogen verzögerte, wurde das Staatsratsgebäude von 1999 bis 2001 als Interimssitz des Bundeskanzlers genutzt. Nach einem vorbildlichen Umbau durch den Stuttgarter Architekten HG Merz nutzt die European School of Management and Technology das Gebäude seit genau zehn Jahren als Campus.
Unser Autor:
Dr.-Ing. Philipp Meuser, Jg. 1969, ist Architekt und Verleger. In den Neunzigerjahren koordinierte er im Staatsratsgebäude das Berliner Stadtforum und veröffentlichte 1999 die erste Bau-Monographie über das jahrelang verschlossene DDR-Gebäude. Meuser veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu Theorie und Geschichte der sozialistischen Architektur, zuletzt: Die Ästhetik der Platte. Sowjetischer Wohnungsbau zwischen Stalin und Glasnost. Berlin: DOM publishers 2015.
Alle Bilder: © Philipp Meuser
Veranstaltungshinweis:
So., 17.4. / 11 Uhr / Berlin, Schloss Schönhausen, Festsaal
Das Staatsratsgebäude: Ein Meisterwerk der Ostmoderne
Vortrag mit Dr. Philipp Meuser, Architekt und Verleger
8 Euro /ermäßigt 6 Euro
Anmeldung: 030.40 39 49 26 25 oder schloss-schoenhausen(at)spsg.de
Treffpunkt: Schlosskasse
barrierefrei
SCHLÖSSER FÜR DEN STAATSGAST – SCHÖNHAUSEN UND AUGUSTUSBURG
Staatsbesuche im geteilten Deutschland
Berlin / Schloss Schönhausen
Ausstellung vom 1. April bis 3. Juli 2016
Di – So / 10–18 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr)
6 Euro / ermäßigt 5 Euro
www.spsg.de/ausstellung-staatsgaeste
barrierefrei
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