von Thomas Weiberg
In den Schlössern und Gärten zu genießen heißt auch mit den fürstlichen Bewohnerinnen und Bewohnern zu genießen – beispielsweise mit Prinzessin Maria Immacolata von Sachsen (1874–1947).
Seit 1906 war die Prinzessin von Bourbon-Sizilien die zweite Gemahlin des Prinzen Johann Georg von Sachsen (1869–1938). Die im Familienkreis ›Gietta‹ genannte Schwägerin des letzten sächsischen Königs Friedrich August III. lebte mit ihrem Mann in Dresden im Sekundogenitur-Palais sowie auf Schloss Weesenstein. Der König schätzte seine Schwägerin, die in der Hierarchie des sächsichen Hofes die Stelle der ersten Dame einnahm, da Friedrich August III. geschieden war.
Das Rezept stammt aus dem 1912 'zum Besten des Sächsichen Frauenvereins zu Dresden' erschienen Kochbuch „Das muss ich haben. Über 400 Kochrezepte aus Familienkreisen“. Damen der Gesellschaft, unter ihnen eben auch die ›Prinzessin Johann Georg‹, steuerten Rezepte ihrer Küchen bei.
Camembert-Crème für die Pastetenfüllung:
Ein ganzer reifer Camembert (nicht zu klein)
125 g Butter
fest geschlagene Sahne von einem viertel Liter (250 g)
ein achtel Liter flüssige Sahne (125 g)
Salz
Cayenne-Pfeffer
Zitronensaft
Der fein zerkleinerte weiche Camembert wird mit der sehr weichen warmen Butter zu einer cremigen Masse verrührt. Dann wird löffelweise die geschlagene Sahne untergezogen, zum Schluss dann die flüssige Sahne. Die feine Crème wird mit Salz, Cayenne-Pfeffer und Zitronensaft abgeschmeckt und bis zum Servieren kalt gestellt, damit sie etwas fest wird.
Pastetenteig:
250 g Mehl
125 g Butter
1 ganzes Ei sowie 2 Eigelb
3 Esslöffel Wasser
etwas Salz
Teig herstellen, eine halbe Stunde kalt stellen und ruhen lassen. Dann eine kleine (!) Springform damit auskleiden (den Rand nicht vergessen!), mit einer Gabel Löcher in den Boden stechen und die Pastete etwa eine gute halbe Stunde im Herd bei 175 Grad ›blind‹ backen. Das bedeutet, dass die Springform beispielsweise mit Backerbsen vollgefüllt wird, damit die Pastete beim Backen keine Blasen schlägt.
Nach dem Backen werden die Backerbsen (man kann auch Gelbe oder Grüne Erbsen verwenden) entfernt und die Crème wird in die Pastete gefüllt.
Zu dieser Camembert-Pastete werden dann Brothalbmonde mit Radieschen-Butter gereicht:
kleine runde Pumpernickel-Scheiben
geröstete Toastscheiben, in gleicher Größe wie das Pumpernickel ausgestochen
100 g Butter
fein gehackte Radieschen (ein großes Bund)
Salz
Zitronensaft
Radieschen-Butter herstellen, die beiden Brotsorten jeweils damit bestreichen und dann zusammensetzen: immer einen Toasttaler und einen Pumpernickeltaler. Dann werden diese Brottaler halbiert und vor dem Servieren die Hälften – abwechselnd mit der dunklen und mit der hellen Seite – um die Camembert-Pastete gelegt.
Mein Küchenrat: Wer keine Pastete backen will, kann fertige Blätterteigpasteten kaufen und die Camembert-Crème einfüllen. Dann pro Person als Vorspeise eine gut gekühlte Pastete auf einen Frühstücksteller anrichten und mit den Brothalbmonden umlegen. Zur Dekoration dann noch kleine Petersiliensträußchen...