Struktur und ArchitekturDas postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens
Fotografien von Thomas Voßbeck
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa
10. Mai bis 2. August 2015
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurde die Industrialisierung in der preußischen Provinz Oberschlesien massiv vorangetrieben. Die Region entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten industriellen Zentren des preußischen Staates. Zahlreiche Bergwerke, Kokereien, Hütten, Kraftwerke und Werke der Chemieindustrie prägten das Bild der Landschaft.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel Oberschlesien an den polnischen Staat. Ein großer Teil der riesigen Industriekomplexe haben bis zum Beginn der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts die Zeiten relativ unbeschadet überdauert.
Mit den politischen Veränderungen 1989 einerseits, aber auch mit dem Beitritt der Republik Polen zur Europäischen Union im Jahre 2004 kam es zu tiefgreifenden strukturellen Veränderungen. Die meist veralteten Industrieanlagen Oberschlesiens hatten auf dem Weltmarkt kaum eine Chance. Vor allem die Hütten- und Stahlindustrie erlebte einen spürbaren Niedergang. Hunderttausende Menschen wurden arbeitslos.
Inzwischen sind viele dieser Betriebe aus einer vergangenen Industrieepoche geschlossen oder stehen kurz vor der Liquidation.
Das Erbe der vor allem noch aus deutscher Zeit stammenden Industriearchitektur verschwindet allmählich oder wird in anderer Form weiter genutzt. Dennoch findet man auch heute noch zahlreiche intakte und beeindruckende Werke verschiedener Industriebereiche.
Die Ästhetik der in dieser Ausstellung vorgestellten Industrieanlagen Oberschlesiens wird in den Bildern des Fotografen Thomas Voßbeck zum ersten Mal künstlerisch präsentiert. Er setzt die imposanten Hallen und Maschinen durch Bildkomposition und Lichteinfall in eindrücklicher Weise in Szene.
Ergänzt werden seine visuellen Impressionen durch die Klangkompositionen Richard Ortmanns, der die Industriegeräusche Oberschlesiens aufgezeichnet hat, bevor sie durch den Strukturwandel verschwinden werden
- Grube »Wieczorek« , ehemals Gieschegrube, Kompressorhalle
- Grube »Rozbark«, ehemals Heinitzgrube, Lohnhalle
- Ehemalige Hütte für Nichteisenmetalle »Szopienice«, ehemals Uthemannhütte, Verwaltungsgebäude
- Grube »Makoszowy«, ehemals Delbrückschächte, Rettungsstelle
- Kraftwerk Zabrze, ehemals AEG Kraftwerk Zabrze, Steuerungszentrale
- Schleuse »Łabędy«, ehemals Schleuse »Laband«, Schaltschrank
- Bildungs- und Geschäftskomplex Nowe Gliwice, ehemals Grube »Gliwice«, davor Grube »Gleiwitz«
Eröffnung am Samstag, dem 9. Mai 2015 um 15 Uhr
im Westlichen Erweiterungsflügel des Schlosses Caputh
Schloss Caputh
Straße der Einheit 2
14548 Schwielowsee
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Haltestelle "Caputh, Schloss"
vbb-online | Fahrplanauskunft »
Parken
Besucherparkplatz an der Michendorfer Chaussee.
- bedingt rollstuhlgeeignet
Wichtige Informationen
europareportage (Hg.):
Struktur und Architektur.
Das postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens
Deutsch-polnischer Bildband mit Fotografien von Thomas Voßbeck.
Mit zahlr. farb. u. S.-W.-Fotos und CD des Klangkünstlers Richard Ortmann.
200 S., gebunden.
9,80 Euro (früher: 19,80 Euro)
ISBN 978-3-936168-57-0
Do., 21. Mai 2015 / 18 Uhr
Wohnraum für das Existenzminimum – oberschlesische Arbeitersiedlungen im 20. Jahrhundert
Bildvortrag von Dr. habil. Irma Kozina (Kattowitz/Katowice)
Zu den interessantesten Beispielen des oberschlesischen Siedlungsbaus gehören die kurz nach 1900 entstandenen Anlagen in Gieschewald und Nikischschacht bei Kattowitz/Katowice mit großer Bedeutung für die deutsche Architekturgeschichte. Erbaut wurden sie nach Plänen der Berliner Architekten Georg und Emil Zillmann.
Wahrscheinlich beeinflussten sie die Kattowitzer Bauten von Bruno Taut. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich der Baustil des Sozialwohnungsbaus in Oberschlesien, jedoch blieben die Wohnungen auf das funktionsbedingte Minimum reduziert.
Dr. habil. Irma Kozina ist Kunsthorikerin an der Schlesischen Universität Kattowitz.
Do., 28. Mai 2015 / 18 Uhr
Oberschlesien – Industriegeschichte und Industriekultur
Vortrag von Dr. Thomas Parent, Dortmund
Oberschlesien steht für frühe Pionierleistungen der Montanindustrie: 1788 ging in Tarnowitz/Tarnowskie Góry eine Dampfmaschine in Betrieb, 1796 gelang in Gleiwitz/Gliwice erstmals die Eisenschmelze auf Steinkohlenbasis. Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs das Montanrevier zur bedeutenden Industrielandschaft. Der Vortrag zeichnet diese Entwicklung nach, die im 20. Jahrhundert von nationalistischen Spannungen dramatisch überlagert wurde. Vorgestellt wird auch die aktuelle kreative Umnutzung ehemaliger Industrieanlagen und ihre touristische Erschließung.
Dr. Thomas Parent ist Historiker und Stellvertretender Direktor a. D. des LWL-Industriemuseums (Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur), Dortmund.
Do., 18. Juni 2015 / 18 Uhr
Der Schwarze Garten
Buchvorstellung
Małgorzata Szejnert erzählt die Geschichte der oberschlesischen Bergarbeitersiedlungen Gieschewald/Giszowiec und Nikischschacht/Nikiszowiec. Von den Konflikten zwischen Deutschen und Polen, die sich in Oberschlesien so radikal zuspitzten wie kaum anderswo, blieben sie nicht verschont. Der Autorin gelingt es, anhand von genau beschriebenen Details und zahlreichen Anekdoten große Zusammenhänge anschaulich und begreifbar zu machen.
Dafür durchforstete sie historische Arbeiten, Archive, Zeitungen, Briefe, Erinnerungen und private Fotoalben. Sie sprach auch mit den Nachkommen der ersten Bewohner, die oft noch in den Siedlungen leben. So entstand ein eindrucksvolles, vielschichtiges Bild der Zeit von 1907 bis heute. Für den Ende 2007 erschienenen Titel erhielt die Journalistin den Cogito-Preis, die höchstdotierte polnische Literaturauszeichnung.
Małgorzata Szejnert
Der Schwarze Garten
Deutsche Erstausgabe.
Aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel.
Mit zahlr. S.-W.-Abb., ausführl. Registern und einer Karte.
Ca. 400 S., gebunden, m. Lesebändchen.
14,80 Euro
ISBN 978-3-936168-66-2