Stella Hamberg und Melora Kuhn im Jagdschloss GrunewaldZeitgenössische Kunst trifft auf Alte Meister
Sonderausstellung vom 29. August bis 15. Dezember 2015 in Zusammenarbeit mit der Galerie EIGEN + ART
Zeitgenössische Kunst im ältesten Berliner Schloss: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg präsentiert Melora Kuhn und Stella Hamberg im Jagdschloss Grunewald. Während die Amerikanerin Melora Kuhn eigens für die Ausstellung neue Gemälde schafft, die direkt in Korrespondenz der bedeutenden Cranach-Sammlung des Schlosses gehängt werden, nehmen die überlebensgroßen Berserker-Skulpturen der Berliner Bildhauerin Stella Hamberg die Seeterrasse am alten Schlosshof ein.
Stella Hamberg: Skulpturen
Die „Berserker“ sind bronzene Riesen mit einer Höhe von 2,5 bis 3,5 Metern. Die Skulpturen sind als Verbildlichung einer Tat zu verstehen: der Tat des rauschhaften Kampfes, aber auch der Jagd. Dabei laufen sie niemals fort, sondern stellen sich stoisch ihrem Gegenüber.
Als Kurfürst Joachim II. von Brandenburg Mitte des 16. Jahrhunderts das Jagdschloss Grunewald in wehrhafter Architektur, wenn auch mit verhältnismäßig großen Fenstern, erbauen ließ, fühlte er sich scheinbar sicher vor Angriffen. Doch dass die Zeit der Überfälle durch Raubritter und bewaffnete Banden in der Mark Brandenburg noch nicht gänzlich vergessen war, davon zeugen noch heute die beiden Schießscharten neben der Eingangstür.
Hambergs überlebensgroße Figuren erscheinen wie eine Reminiszenz an die ehemalige Wehrhaftigkeit des Gebäudes – aber auch an den ungleichen Kampf zwischen Mensch und Tier, der hier im zunächst kurfürstlichen, dann königlichen Jagdrefugium einst zelebriert wurde. Die Berserker symbolisieren dabei den Widerspruch zwischen Humanität und Animalität.
Melora Kuhn: Gemälde
Während die Skulpturen von Stella Hamberg Bezug zum Außenraum mit Jagdschloss, See und Wald aufnehmen, stehen Melora Kuhns Werke in direkter Korrespondenz mit der Gemäldesammlung des Schlosses. Ihre eigens für die Ausstellung entstandenen Gemälde hängen mitten unter jenen Lucas Cranachs des Älteren und des Jüngeren.
Für die Malerin ist Geschichte immer Teil der Gegenwart – und umgekehrt, formt unser Blick von heute doch ebenso die Wahrnehmung der Geschichte. Kuhns kunsthistorischer Referenzpunkt ist die romantische Landschaftsmalerei Nordamerikas der 1850er Jahre – eben die Zeit, in der der Ausflug ins Grüne fester Bestandteil des Stadtlebens wurde und auch die Berliner die Seerinne am Grunewald als Naherholungsgebiet entdeckten. Kuhn greift den Kontext dieser bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts auf, wobei sie ausgewählte Bildmotive collagenhaft zusammenfügt. So trifft das gediegene bürgerliche Ambiente auf Gewalttätigkeiten wie kämpfende Hunde oder brennende Wagen. Stabilität und Chaos stehen in unauflösbarer Spannung.
Kuhns Gemälde füllen in den Ausstellungsräumen des Schlosses Leerstellen in der Sammlung: Für die Sonderausstellung „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“ verlassen Bildnisse der Hohenzollern vom 16. bis 19. Jahrhundert sowie Gemälde aus der Cranach-Sammlung vorübergehend den Grunewald; vom 22. August bis 22. November 2015 sind sie im Theaterbau von Schloss Charlottenburg zu sehen.
Die Schau im Jagdschloss Grunewald versammelt also nicht nur zwei Künstlerinnen in einem einst männlichen Refugium: Sie füllt darüber hinaus die durch eine Würdigung historischer Frauenfiguren entstandenen Leerstellen mit zeitgenössischen weiblichen Positionen.
Jagdschloss Grunewald
Hüttenweg 100 (am Grunewaldsee)
14193 Berlin
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Haltestelle „Berlin, Königin-Luise-Str./Clayallee“ + ca. 1200m Fußweg
vbb-online | Fahrplanauskunft
Aktuelle Verkehrsinfos
Parken
Gebührenpflichtige Parkplätze nur begrenzt vorhanden (Hüttenweg / Parkplatz Forsthaus Paulsborn).
- bedingt rollstuhlgeeignet
Wichtige Informationen
Stella Hamberg, geboren 1975, studierte Bildhauerei in Dresden und lebt seit ihrem Meisterschülerabschluss im Jahr 2005 in Berlin. 2006 erhielt sie das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium. Ihre Werke wurden unter anderem im Albertinum in Dresden, im Mönchehaus Museum Goslar sowie im Künstlerhaus Bethanien und im Kunstverein Ulm gezeigt.
Melora Kuhn, geboren 1971 in Boston, studierte an der School of the Art Institute of Chicago und lebt und arbeitet in der Nähe von New York. Sie war in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vor allem in den USA vertreten. Im Jahr 2013 war Kuhn Stipendiatin des Lux Art Institute in Encinitas, Kalifornien.
Weitere Informationen unter www.eigen-art.com