Zur Saisoneröffnung 2024 ist in die Bildergalerie im Potsdamer Park Sanssouci ein Meisterwerk der flämischen Malerei zurückgekehrt. Das Gemälde „Susanna und die beiden Alten“, das Jacob Jordaens (1593-1678) im Jahr 1657 geschaffen hat, wurde zuvor in den Ateliers der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) material- und werktechnisch untersucht und restauriert. Mit einem ebenfalls wiederhergestellten Barockrahmen aus dem Originalbestand der Bildergalerie neu gerahmt ist es nun wieder im Mittelbau der Bildergalerie zu sehen.
Biblische Geschichte
Die Geschichte, auf die die Darstellung zurückgeht, entstammt dem apokryphen Teil der Bibel. Im Buch Daniel wird hier von Susanna, der Ehefrau des reichen Jojakim, erzählt. Als sie in ihrem Garten ein Bad nimmt, lauern ihr zwei Alte auf, die zu Richtern bestellt sind. Sie erpressen sie und drohen, dass sie Susanna fälschlich des Ehebruchs bezichtigen würden, sollte sie ihnen nicht sexuell zu Willen sein. Als Susanna sie abweist, glaubt man zunächst nicht ihr, sondern den angesehenen Richtern. Als Susanna die Todesstrafe droht, schlägt der Prophet Daniel vor, die beiden Alten noch einmal einzeln zum angeblichen Geschehen zu befragen. Da sich ihre Aussagen widersprechen, kann die Unschuld Susannas bewiesen werden, so dass statt ihrer die Richter den Tod finden.
Starke Heldin
Jordaens zeigt Susanna, die in einer Gartengrotte ein Bad nimmt. Ihren Perlenschmuck hat sie abgenommen und auf einer steinernen Brüstung im Vordergrund platziert, auf der bereits verschiedene Toilettenutensilien stehen. Ihr Schoßhündchen ist auf die Brüstung gesprungen und bellt die beiden Alten an, die dabei sind, in die Grotte einzudringen. Dabei reden sie auf die Heldin der Geschichte ein – gestikulierend und die Gesichter zu Grimassen verzerrt. Jordaens porträtiert sie als lächerliche, triebgesteuerte alte Männer. Susanna wird hingegen in dem Moment gezeigt, bevor sie die Alten bemerkt. Sie strahlt innere Ruhe und Gottvertrauen aus, was den glücklichen Ausgang der Geschichte zumindest anzudeuten scheint.
Jordaens reiht sich mit diesem Werk in eine lange Darstellungstradition ein, fügt dieser jedoch eigene Elemente hinzu. Das Sujet, das seine Heldin als biblisches Tugendbeispiel für Standhaftigkeit und Gottesfurcht feiert, war bereits in der Kunst des 16. Jahrhunderts beliebt. Beispiele finden sich in der venezianischen Malerei des 16. Jahrhunderts, der italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts sowie in der flämischen und nordniederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts.
Jordaens lässt die beiden Ältesten wie Schauspieler einer Posse agieren. Ungelenk drängeln sie sich über die Brüstung der Grotte. Durch ihre unordentliche und altmodische Kleidung werden sie als „Narren“ charakterisiert. Auch spiegeln ihre Gesichter nicht die Weisheit der hohen Richter anderer Darstellungen wider, sondern werden deutlich karikiert. Dabei wird ihnen jegliche Würde abgesprochen und eine Korrelation von charakterlichen Fehlern und hässlichem Äußeren hergestellt.
Der Künstler
Jordaens gehörte im 17. Jahrhundert zu den bedeutendsten Malern Antwerpens. Er schuf vor allem Historiengemälde, aber auch Porträts. Von ihm (und aus seiner Werkstatt) befanden sich einst 16 Gemälde in den preußischen Sammlungen, heute sind es noch vier. Die anderen Bilder gehören zu den Abgaben und Kriegsverlusten der Sammlungen.
Der Herkunft
Das Gemälde stammt aus der Sammlung des preußischen Staatsministers Friedrich Wilhelm von Thulemeier (1735-1811) und gelangte 1811 aus dessen Nachlass in die königlichen Sammlungen. Zunächst im Berliner Schloss, später im Neuen Palais und im Jagdschloss Grunewald ausgestellt, wird das Bild seit 1996 in der Bildergalerie im Park Sanssouci präsentiert. Im April 2023 wurde es zu Forschungszwecken im Rahmen der Erarbeitung des Bestandskataloges der Flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts in die Potsdamer Gemäldewerkstatt geholt und restauriert.
Information zum Gemälde:
Jacob Jordaens (und Werkstatt), Susanna und die beiden Alten, GK I 5194, Öl auf Leinwand, 224,5 x 263,5 cm
Besuchsinformationen
Bildergalerie von Sanssouci, Im Park Sanssouci 4, 14469 Potsdam
Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Dienstag-Sonntag 10-17.30 Uhr
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit.
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 6 Euro
Weitere Informationen unter www.spsg.de/bildergalerie