Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat auf dem Grundstück Friedrich-Engels-Straße 78 am Potsdamer Hauptbahnhof seit August 2022 ihr Zentrales Skulpturendepot (ZES) errichtet. Am 11. September 2024 wird die Fertiggestellung des Neubaus auf dem Areal des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks Potsdam gefeiert. Im Beisein der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und Stellvertretenden Stiftungsratsvorsitzenden, Dr. Manja Schüle, eines Vertreters der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Berliner Architekten Volker Staab und dem Generaldirektor der SPSG, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, wird das Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Es ergänzt das bereits 2018 fertiggestellte Zentrale Kunstgutdepot der SPSG und ermöglicht die Einlagerung von – bisher auf verschiedene Standorte verteilten – Skulpturenbeständen und Objekten der Keramischen Sammlungen unter Berücksichtigung klimatischer, konservatorischer und sicherheitstechnischer Bedingungen.
Ermöglicht wurde das Projekt durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund gemeinsam mit den Ländern Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler und Kulturgüter der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt hat. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 12,4 Millionen Euro.
Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle: „Ob chinesisches Porzellan aus dem 17. Jahrhundert, Tafelservice der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin, großformatige Vasen oder überlebensgroße Skulpturen – mit dem neuen Zentralen Skulpturendepot der SPSG bekommen einzigartige Schätze aus mehreren Jahrhunderten ihre eigene, einzigartige ,Schatztruhe‘. Langlebige Baustoffe, ein kompakter Baukörper für verlässlichen Klimaschutz und Photovoltaik auf dem Dach sorgen dafür, dass das Depot eine sichere und nachhaltige Heimstatt ist und die Kulturschätze vor schädlichen Einflüssen wie Feuchtigkeit oder Hitze geschützt sind. Was mich besonders freut: In dem Neubau sind sie nicht nur sicher untergebracht, sondern können auch unter optimalen Bedingungen erforscht werden. Das nenne ich eine gelungene Verbindung von Wissenschaft und Kultur!“
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Das Zentrale Skulpturendepot ist ein strahlendes Beispiel für den Erfolg des kooperativen Kulturföderalismus in Deutschland. Zusammen mit dem Zentralen Kunstgutdepot verfügt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit dem Skulpturendepot nun über hervorragende Aufbewahrungskapazitäten für ihre kostbaren Exponate. Damit kann die Stiftung nun ihre ganze konservatorische Expertise zum Einsatz bringen, um das ihr anvertraute Kulturerbe für kommende Generationen zu erhalten. Zugleich weisen beide Gebäude als wahre Pionierbauten in Sachen Energieeffizienz und Klimaneutralität den Weg hin zu einem neuen, klimaschonenden Bauen im Kulturbereich. Für das gute Gelingen dieses Vorhabens danke ich allen Beteiligten aus den Ländern und dem Team der Stiftung sehr.“
„Das neue Skulpturendepot komplettiert nun das 2018 fertiggestellte Zentrale Kunstgutdepot“, sagt der Generaldirektor der SPSG, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr. „Jetzt können sowohl die kostbaren Skulpturenbestände als auch die Objekte der Keramischen Sammlungen unserer Stiftung unter guten räumlichen, klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen aufbewahrt werden. Besonders stolz sind wir auf den nachhaltigen Betrieb, den das neue Gebäude ermöglicht. Wir danken ausdrücklich dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin, die dieses Neubauprojekt durch das von ihnen aufgelegte Sonderinvestitionsprogramm ermöglicht haben.“
Das Gebäude
Das Skulpturendepot entstand im Rahmen eines zweiten Bauabschnitts in Ergänzung zu dem bereits realisierten Zentralen Kunstgutdepot der SPSG. Das Gebäude ermöglicht die Aufbewahrung von Sammlungsbeständen unter Berücksichtigung klimatischer, konservatorischer und sicherheitstechnischer Bedingungen, so dass künftig eine optimale wissenschaftliche und restauratorische Betreuung der Kunstobjekte gewährleistet werden kann.
Das Skulpturendepot wurde als eigenständiger, funktionaler Baukörper mit ca. 3.900 m² Bruttogeschossfläche in einer dem benachbarten Zentraldepot ähnlichen Architektursprache errichtet. Das Gebäude entwickelt sich von zwei auf drei Geschosse in Richtung Bahngleise empor und setzt mit zurückhaltender Klinkerfassade und gestaffelter Sheddach-Konstruktion den Industriecharakter der in der Nachbarschaft vorhandenen Bautypologie fort.
Zwischen den beiden Baukörpern entsteht ein zweckmäßig gestalteter Innenhof mit Bäumen und pflegeleichter Bepflanzung. Die Außenanlagen werden im Herbst 2024 fertiggestellt.
Die Nutzung
Die SPSG bewahrt eine umfangreiche Skulpturensammlung. International bedeutend sind insbesondere die deutschen und französischen Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. Bisher sind diese Skulpturenbestände an verschiedenen Standorten über mehrere Liegenschaften verteilt und lagern unter äußerst beengten Verhältnissen. Im neuen Skulpturendepot werden z. B. die originalen französischen Marmorgruppen der Vier Elemente sowie die Statuen mythologischer Gottheiten von François-Gaspard-Balthasar Adam (1710-1761) und Lambert-Sigisbert Adam (1700-1759) sowie Sigisbert-François Michel (1728-1811) von der Großen Fontäne im Park Sanssouci eingelagert, die aufgrund ihres schlechten Zustandes nicht mehr im Freien stehen können. Etwa 350 Büsten werden einem eigenen Depotabschnitt bekommen, und im Raum für Metalle werden künftig ca. 100 Zinkgussplastiken oder Fragmente aufbewahrt, die unter den hiesigen Umweltbedingungen nicht mehr im Außenraum zu halten sind. Insgesamt erstreckt sich das Spektrum von überlebensgroßen Skulpturen bis hin zu kleinteiligen, fragilen Fragmenten aus unterschiedlichen Materialgruppen. Größtenteils bestehen die hier zu bewahrenden Kunstobjekte aus Naturstein, Kunststein, Porzellan, Fayence, Gips, Metall oder Terrakotta.
Neben den mehr als 5.100 Skulpturen werden im Depot auch 6.000 Objekte der keramischen Sammlung zentral zusammengeführt. Dabei handelt es sich um Porzellane des 17. und 18. Jahrhunderts aus China und Japan sowie um Tafelservice aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die größtenteils in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin gefertigt wurden. Hinzu kommen großformatige Vasen verschiedener europäischer Manufakturen.
Die Einlagerung der Objekte in fachgerechte Lagersysteme erlaubt später eine optimale wissenschaftliche Arbeit und restauratorische Kontrolle. Breite Gänge zur Nutzung mobiler Hubfahrzeuge werden die Arbeitsbedingungen der Belegschaft erheblich verbessern.
Aufgrund strenger sicherheitstechnischer Anforderungen und zur Stabilisierung des erforderlichen Raumklimas wird das Skulpturendepot nicht öffentlich zugänglich sein.
Nachhaltigkeit
Das Thema der Nachhaltigkeit ist im Leitbild der SPSG verankert, daher lehnt sich die Planung des Skulpturendepots an den Leitfaden für Nachhaltiges Bauen des Bundes an. Schwerpunkte der Nachhaltigkeitsziele liegen bei der Verwendung von langlebigen Baustoffen, einem massiven, kompakten Baukörper, der für eine stabile Klimahülle sorgt und einem energie- und ressourcenschonenden Betrieb.
Es wurde ein einfaches, robustes Raumklimakonzept mit minimiertem Energie- und Wartungsaufwand umgesetzt. Als Low-Tech-Gebäude konzipiert, kommt das Skulpturendepot mit wenig Anlagentechnik aus. Eine zentrale Klimaanlage ist nicht notwendig. Der hygienisch notwendige Luftwechsel wird über dezentrale Fassadenlüfter mit Wärmerückgewinnung und Zuluftführung in den Innenraum hinein sichergestellt. Das geneigte Dach erhält eine hochwertige Photovoltaik-Anlage, die nicht nur das Skulpturendepot, sondern auch das Zentrale Kunstgutdepot mit eigenproduziertem Strom versorgt.
Die Entwässerung der Dachflächen erfolgt in westlich und östlich des Gebäudes gelegene Rasenflächen mit Versickerungsmulden, sodass eine vollständige Vorortversickerung auf dem Grundstück gewährleistet werden kann.
Barrierefreiheit
Das Gebäude ist weitgehend barrierefrei. Es verfügt über schwellen- und stufenlose Übergänge in allen Geschossen, einen Lasten- und Personenaufzug sowie ein barrierefreies WC für Menschen mit Mobilitätseinschränkung.
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).