"Durch die großzügige Unterstützung gleich zwei Potsdamer Rotary Clubs konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit der Borkenküche und der Eremitage zwei außergewöhnliche Bauten im Umfeld des Marmorpalais wieder errichten und nun auch mit Eichenborke verkleiden.
Schon seit 2007 unterstützt der Rotary Club Potsdam den Wiederaufbau der Eremitage. Seit 2010 engagiert sich außerdem der Rotary Club Potsdam Alter Market für die Wiedererrichtung der Borkenküche.
Als besonders reizvolle Staffagebauten gehören die Eremitage, auf einer Landzunge im Jungfernsee gelegen, und die Borkenküche, nahe dem Cecilienhof, zu dem Parkprogramm Friedrich Wilhelms II. Der historisierende und exotische Eindruck der Parkarchitekturen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts lässt sich nun wieder nachempfinden. Derartige kleinere Staffagebauten waren typisch für die frühen Landschaftsgärten der Zeit.
Die SPSG freut sich, dass die Bauten nun in Ihrer ursprünglichen Form wieder zu erleben sind . Der Generaldirektor der SPSG, Prof . Dorgerloh, dankt den Präsidenten des Rotary Clubs Potsdam, Herrn Prof. Klein und dem Präsidenten des Rotary Clubs Potsdam-Alter Markt, Herrn Pietryga sowie Frau Dr. Bröhan ebenfalls vom Rotary Club Potsdam-Alter Markt für ihr großes Engagement. Ein besonderer Dank gilt außerdem Herrn Roland Schulze, der sich mit seiner Firma für die praktische Umsetzung der Borkenverkleidung eingebracht hat. Der Umgang mit diesem besonderen Baumaterial war besonders spannend, da zur Technologie der Eichenborkengewinnung und -verarbeitung im 18. Jahrhunderts nichts überliefert ist. Es war daher ungewiss, auf welche Weise die großen Eichenborkenplatten gewonnen, verarbeitet und befestigt wurden. Bereits im Jahr 2008 wurden gemeinsam mit dem Landesbetrieb Forst Brandenburg im Forst Eberwalde erste Proben zur Eichenborkengewinnung durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die Eichenbäume nur dann schälbar sind, wenn sie im Frühjahr "ausschlagen", weil zur Versorgung der frischen Triebe nur dann die gesamte Rinde im Saft steht. Die frisch geschälten Stücke krümmten sich jedoch nach einigen Tagen selbst unter Druckbelastung, weil die innere wasserführende Kambiumschicht ein anderes Trocknungsverhalten aufweist, als die äußere trockene Borke. Deshalb wurde in einem weiteren Versuch im Jahr 2011 durch die Fa. Roland Schulze Baudenkmalpflege die Eichenrinde unmittelbar im frisch geschälten Zustand als Musterfläche an die Borkenküche im Neuen Garten angebracht. So hielten die genagelten Rindenstücke zwar plan am Holzträger, bildeten aber durch Schwund im Trocknungsprozess optisch störende Fugen. Am problematischsten gestaltete sich jedoch das Auffinden geeigneter Eichenbestände. Beinahe wäre das Vorhaben der Eichenrindengewinnung im Jahr 2012 gescheitert, weil durch das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in den Wäldern Brandenburgs eine gefahrlose Nutzung der Eichenbestände nicht mehr zu gewährleisten war. Fündig wurde die Stiftung letztlich im Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Leipzig, Revierdienstsitz Wermsdorf, der früher auch als Jagdrevier der sächsischen Kurfürsten und Könige diente. Hier konnte kurzfristig ein Waldstück zur Verfügung gestellt werden, in dem die Fällung von Eichenbäumen zur Auslichtung ohnehin anstand. Für die Borkenernte stellte der Forstbetrieb der verarbeitenden Firma sehr unkompliziert die gewünschte Menge an gefällten Eichenbäumen zur Schälung zur Verfügung. Insgesamt wurden für das Vorhaben 80 Bäume gefällt. Die Fa. Roland Schulze Baudenmalpflege hatte inzwischen ein praktikables Verfahren für die Trocknung und Lagerung und Verarbeitung an den Staffagen der frischen Rindenstücke entwickelt.
Die Borkenküche, ein kleiner Rundbau, entstand 1796 im Auftrag Friedrich Wilhelms II. als Küchengebäude zur nahe gelegenen, 1794 fertig gestellten Muschelgrotte. Sie diente zur Versorgung der u.a. als königlicher Speisesaal genutzten Gartenarchitektur am Jungfernsee. Nach Rückgabe des Neuen Gartens an die Potsdamer Schlösserverwaltung 1953 durch die Russische Armee, die ihn als Freizeitpark nutzte, wurde die Borkenküche 1958 wegen Baufälligkeit abgetragen.
Die Eremitage ("Einsiedelei") wurde 1796 unter der Leitung des Hofzimmerermeisters Johann Gottlob David Brendel (1753–1803) fertig gestellt. Sie stand als fensterloser Baukörper auf einem rechteckigen Sockel aus Kalksteinquadern. Den mit Borke verkleideten Wänden waren außen Baumstämme vorgestellt, das spitzbogige Dach war mit Rohr gedeckt. In ihrem äußeren Erscheinungsbild eine schlichte Waldarbeiterhütte vortäuschend, spiegelt dieser Staffagebau die zeitgenössische Mode der Gartenarchitektur wieder. Ganz anders präsentierte sich der aufwendige, von namhaften Künstlern gestaltete Innenraum. Die ovale Form des in farbigem Marmor inkrustierten Bodens war von furnierten Wandvertäfelungen mit trophäenartigen Schnitzereien und Intarsien eingefasst und stand in einem auffallenden Gegensatz zum schlichten, viereckigen Äußeren. Die Eremitage verfiel nach 1945 und wurde 1964 im Zuge des Ausbaus der DDR-Grenzanlagen am Jungfernsee abgetragen."