SPSG-Bilanz 2023

Besuchszahlen

2023 war erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie der Betrieb der Schlösser wieder ganzjährig ohne jegliche Auflagen möglich. Insgesamt registrierte die SPSG 1.289.399 Besuche. Hinzu kommen noch einmal 96.302 Besuche in zur Stiftung gehörenden musealen Einrichtungen, die – wie z. B. das Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg – in wirtschaftlicher Eigenregie geführt werden. Durch Ticketverkäufe konnten Einnahmen in Höhe von 8.975.744 Euro erzielt werden. Damit ist im Vergleich zum Vorjahr eine weitere Erholung und deutliche Steigerung der Besuchszahlen und Einnahmen zu verzeichnen (2022: 1.079.323 Besuche, 6.728.736 Euro). Mit einem Anstieg der Besuche um ca. 20 Prozent ist der Zuwachs an den Berliner Standorten der SPSG besonders signifikant.

Auch in den Veranstaltungen war im vergangenen Jahr eine Erhöhung der Besuchszahlen zu verbuchen. Zur Potsdamer Schlössernacht als einem der Highlights im Programm konnten mit 28.700 Gästen ca. 20 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr begrüßt werden. Im Gruppenservice ist ebenfalls die Nachfrage gestiegen: Hier wurden 7.543 Gruppen mit 147.151 Personen betreut (2022: 6.008 Gruppen mit 103.840 Personen).

Trotz der Steigerung im Bereich der Besuche und Einnahmen entsprechen die Zahlen noch nicht dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019, das vom Statistischen Bundesamt als Rekordjahr im Tourismus bewertet wird. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung auf die Folgen des Ukraine-Krieges sowie die mit der Energie- und Wirtschaftskrise verbundene Inflation zurückgeht, da insbesondere im – zudem unter Fachkräftemangel leidenden – Gastgewerbe das Preisniveau stark gestiegen ist.

Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Auch das Arbeitsjahr 2023 stand im Zeichen der erfolgreichen Umsetzung des Masterplans. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall.

Das Abkommen ermöglicht der SPSG, bis 2030 zusätzlich insgesamt 400 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zu investieren. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent). Im Jahr 2023 wurden für die Sanierungs- und Restaurierungsprojekte 26,5 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) ausgegeben.

So konnte die Bearbeitung von 21 der 26 Projekte des ersten Lustrums (5 Jahre) mit einem Volumen von ca. 190 Millionen Euro weitgehend planmäßig vorangebracht werden. Projekte wie der Neubau des Skulpturendepots am Potsdamer Hauptbahnhof, die Gesamtsanierung des Schlosses auf der Berliner Pfaueninsel, die Instandsetzung der Meierei am Kuhtor sowie der Um- und Neubau des Parkreviers II/III im Park Sanssouci werden bis Ende 2024 bzw. Anfang 2025 abgeschlossen sein.

Für das Jahr 2024 sind Planungs- und Bauleistungen im Umfang von ca. 35 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) vorgesehen.

Die 2023 im Rahmen des Masterplans umgesetzten und im Jahr 2024 geplanten Maßnahmen sind einem gesonderten Informationsblatt zu entnehmen.

Denkmalpflege und Restaurierung

Finale an den Neuen Kammern

Mit der Aufstellung der vier letzten Skulpturen an der Südfassade der Neuen Kammern im Potsdamer Park Sanssouci wurde am 1. Juni 2023 das zehnjährige Restaurierungsprogramm dieser „Freiluftgalerie“ erfolgreich abgeschlossen. 24 Marmorskulpturen, seit 1982 deponiert, prägen nun wie einst die Schauseite des Gästeschlosses Friedrichs des Großen (1712-1786).

Antikes in Glienicke

Schloss und Park Glienicke in Berlin sind durch zahlreiche Arrangements antiker bzw. frühchristlicher Bildwerke und Architekturelemente geprägt. Diese unter hiesigen klimatischen Bedingungen zu erhalten, ist nur dank kontinuierlicher Pflege und restauratorischer Maßnahmen möglich. Dank der großzügigen Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. konnte im April 2023 die Restaurierung des sogenannten Bankensembles an der Ostfassade des Casinos – mit einer antiken Marmorskulptur des Asklepios, antiken Säulenteilen und einem Wandbild – abgeschlossen werden.

Ausstellungen (Auswahl)

In der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“, die vom 4. Juli bis 31. Oktober 2023 im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen war, nahm die SPSG erstmals die koloniale Vergangenheit ihrer Sammlungsbestände in den Blick. Anhand von Biografien und Objekten wurde den Spuren dieser Geschichte nachgegangen. Die kolonialen Kontinuitäten, die vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichen, wurden aufgezeigt und eingeordnet. Im Zentrum standen die Strategien und Praktiken des Hofs und der Monarchie, die die bisher wenig beachtete Komplexität der kolonialen Geschichte Brandenburgs und Preußens offenbaren. Die Ausstellung wurde im Rahmen des SPSG-Themenjahres „Churfürst – Kaiser – Kolonien“ gezeigt und von 14.229 Interessierten besucht.

Die in den Schlössern und Gärten ausgestellten Objekte und dargestellten Menschen wurden bisher meist losgelöst von der deutschen Kolonialgeschichte präsentiert bzw. betrachtet. Dabei reicht die koloniale Geschichte Brandenburgs und Preußens bis ins 17. Jahrhundert zurück. So war die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (BAC) aktiv am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden versklavte Menschen an den preußischen Hof gebracht, wo sie arbeiten mussten. Auf Grundlage der wenigen noch vorhandenen Informationen wurde an die Biografien dieser aus Afrika stammenden Menschen erinnert, die zwischen aufgezwungener Assimilation und eigenem Widerstand einen Weg zu finden versuchten.

Die Sammlungen des brandenburgisch-preußischen Hofes umfassten Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände aus Asien, Afrika und Südamerika, die über koloniale Verbindungen ihren Weg in die Kunstkammern fanden und das Weltbild des jeweiligen Monarchen repräsentierten.

Die inhaltliche Konzeption der Ausstellung beruhte auf einem Austausch des Kuratorenteams mit externen Initiativen und Projektgruppen aus der Zivilgesellschaft. In einer Workshop-Reihe wurden die spezifischen Themen der Ausstellung gemeinsam entwickelt und diskutiert. Auch die konkrete Gestaltung der Ausstellungsräume und die Auswahl der Exponate gingen auf diesen Austausch zurück.

Als Kontrapunkt zu den historischen Objekten wurden zudem Interventionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler gezeigt. So präsentierte etwa Nando Nkrumah, ein bildender Künstler mit ghanaisch-deutschen Wurzeln, am Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg die Installation „This is not only hi(s)story. This is OUR STORY“.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzte das Projekt. Führungen, Workshops und Vorträge ermöglichten es, die Themen der Ausstellung zu vertiefen.


Vom 12. Mai bis 31. Oktober 2023 wurde im Berliner Schloss Schönhausen eine Ausstellung zeitgenössischer Künstler: innen aus der Ukraine unter dem Titel „Goldnarben“ gezeigt, die von 8.562 Gästen besucht wurde. Unterstützt von der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland wurden 14 Künstler:innen der Ukrainian Cultural Community (UCC) eingeladen, ihre Arbeiten im Schloss zu zeigen. Sie waren vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nach Deutschland geflüchtet und Residenten der UCC.

Der Titel der Ausstellung leitete sich von der traditionellen japanischen Kunst der Reparatur von Keramik und Porzellan – Kintsugi – ab. Restaurierungen werden dabei mit Gold-, Silber- oder Platinmischungen ausgeführt, wodurch gewissermaßen kostbare „Narben“ entstehen. Während die „unsichtbare“ Restaurierung, die Schäden an Gegenständen so weit wie möglich beseitigt, vielfach verbreitet ist, verfolgt Kintsugi das gegenteilige Ziel: Die Spuren von
Brüchen werden nicht versteckt, sondern betont. Beschädigungen und Unvollkommenheiten werden dabei als Teil einer eigenen Ästhetik begriffen.

In der zeitgenössischen ukrainischen Kunstszene schwingt heute, bewusst oder unbewusst, die Ästhetik von Kintsugi mit. Statt die traumatischen Erlebnisse der neuesten Geschichte zu verdrängen, setzen sich Künstler:innen in ihren Werken mit ihnen auseinander. In Luftschutzkellern oder im erzwungenen Exil, mit Materialmangel und unter dem emotionalen Druck der Nachrichten reflektieren sie über eine der größten Tragödien des heutigen Europa.

Sechs Monate arbeiteten sie mit dem Schloss Schönhausen und seiner Geschichte. Die Ausstellung spiegelte ihre Suche nach neuen Ausdrucksformen, nach ihrem Platz in einem fremden Land und nach Wegen, die ukrainische Gegenwartskunst in das europäische System zu integrieren, wider.

Im Schloss

Schatz aus Bernstein

Das Schlossmuseum Oranienburg ist seit Juni 2023 um eine weltweit einzigartige Attraktion reicher: Im Groteskensaal des Schlosses wird in einer eigens angefertigten Vitrine ein Bernsteinkronleuchter dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert. 2001 zuletzt ausgestellt, befand sich dieses Objekt der Schatzkunst, welches um 1650 in Königsberg (seit 1946 Kaliningrad) hergestellt wurde und von herausragender kunsthandwerklicher Qualität ist, mehr als 20 Jahre im Depot. International sind nur zwei weitere Stücke aus Bernstein bekannt, die beide im Schloss Rosenborg in Kopenhagen verwahrt werden. Der Kronleuchter der SPSG ist dabei das einzige Exemplar, dessen Arme ganz aus dem kostbaren Werkstoff gefertigt sind.

Der Kronleuchter stammt aus der Sammlung von Baron Mayer Amschel de Rothschild (1818–1874) und wurde 1977 mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie von der West-Berliner Schlösserverwaltung im „Mentmore Sale“ bei Sotheby’s ersteigert. Er repräsentiert beispielhaft die große Bernsteintradition des Hauses Brandenburg-Preußen, an die nach 1945 kein einziges Objekt in der Sammlung mehr erinnerte. Da der Kronleuchter zum Zeitpunkt des Erwerbs in sehr schlechtem Zustand war, wurden zunächst umfassende Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen. Von 1983 bis 2001 hing er im Schloss Charlottenburg.

Neue Museumsshops

Mit einem modernisierten Präsentationskonzept wurden zum Saisonstart im April 2023 die neuen Museumsshops im Schloss Sanssouci (Damen- und Küchenflügel), im Pavillon an der Historischen Mühle, im Besuchszentrum am Neuen Palais und im Berliner Schloss Charlottenburg (Küchenflügel) eröffnet. Betreiberin ist die Buchhandlung Walther König GmbH & Co. KG, Köln, die zusätzlich auch die Verkaufsstellen der SPSG beliefert. Aus Sicht der SPSG ist die Zusammenarbeit mit der Walther König GmbH sehr erfolgreich gestartet. Das Angebot wird in den kommenden Jahren kontinuierlich weiterentwickelt.

Im Garten

Digital im Park Sanssouci

Die seit Herbst 2022 kostenfrei in den bekannten Stores (Google Playstore / Apple App Store) verfügbare „Park Sanssouci“ wurde 2023 von 18.500 Gästen genutzt. Sie konnten sich ihren Rundgang durch den 300 Hektar großen UNESCO-Welterbe-Park selbst zusammenstellen oder einem der Vorschläge folgen. Mehr als 100 Stationen sind in der App beschrieben, dazu sind spannende Geschichten und Erklärungen, historische Bilder und Videos abrufbar. Die Stationen wurden 175.000 Mal über die integrierte Parkkarte aufgerufen. Die Spaziergehenden bekamen Wissenswertes über die Skulpturen, Bauten, Wasserspiele oder Sichtbeziehungen vermittelt, konnten ihre Lieblingsorte zu einem eigenen Rundgang verbinden und diesen speichern. Als besonderes Angebot enthielt die App zudem einen Pflanzen-Scanner. Mit einem Kameraklick konnten Interessierte alle Blumen und Bäume des Welterbe Parks identifizieren.

Die am häufigsten genutzten Sprachen waren Deutsch (68 Prozent), Englisch (14 Prozent) und Niederländisch (3 Prozent).

Gewässersanierung im Schlossgarten Charlottenburg

Im Rahmen der Ertüchtigung der 380-kV-Kabeldiagonale Berlin ging der dafür verantwortliche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz bereits 2017 auf die SPSG zu, um gemeinsam mit den Behörden geeignete Kompensationsmaßnahmen zu entwickeln. Bei diesen ist 50Hertz stets bestrebt, mit lokalen und regionalen Akteuren zusammen zu arbeiten.

Im Ergebnis der daraus entstandenen Kooperation zwischen 50Hertz und der SPSG, werden seit 2021 Teile der dringend notwendigen Gewässersanierung im Berliner Schlossgarten Charlottenburg realisiert. Dazu gehören u. a. die Sauerstoffanreicherung und der damit verbundene Abbau von Biomasse im Gewässersystem, Schaffung von Brutplätzen für den Eisvogel und Habitataufwertungen. Das Projekt wurde im Juni 2021 mit dem Einbringen eines Belüftungssystems begonnen und ein entsprechendes Informationsschild aufgestellt. Das Belüftungssystem in den Gewässern des Schlossgartens war auch 2023 wie geplant im Einsatz. Die Auswertung der Messergebnisse und die Erstellung der Zwischenberichte werden noch im Frühjahr 2024 vorliegen. Erste Ergebnisse lassen bereits eine Verbesserung des Ausgangszustandes erkennen. Die Maßnahme Belüftung der Gewässer wird voraussichtlich in den nächsten Monaten abgeschlossen sein.

Darüber hinaus wurden 2023 drei Brutplätze für Eisvögel im Schlossgarten mit Biolog:innen, dem Landesdenkmalamt sowie der SPSG abgestimmt und angelegt. Die mögliche Umsetzung weiterer Maßnahmen wird im Anschluss abgestimmt.

„Im dritten Jahr unserer Kooperation mit der SPSG wird sichtbar, dass das Belüftungssystem in den Gewässern des Schlossgartens Charlottenburg positive Effekte zeigt. Es unterstreicht auch, wie anspruchsvoll die Widerherstellung und der Erhalt von Biotopen in diesem wunderbaren Gartendenkmal ist. Und welch wichtigen Beitrag solche Parkanlagen für die Lebensqualität und den Artenschutz in Berlin haben“, so Silvia Haufe, Leiterin Kompetenzbereich Naturschutz und Genehmigungen bei 50Hertz.

Wissenschaft und Forschung

Fragile Kostbarkeiten im Online-Themenportal „Brandenburgisches Glas“

Das von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) gemeinsam mit dem Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte (PM) im Jahr 2018 begonnene Digitalisierungsprojekt „Brandenburgisches Glas. Produktionsvielfalt vom 16. bis zum 18. Jahrhundert“ konnte auch 2023 fortgesetzt werden. 175 historische Glasobjekte aus den Beständen der beiden Projektträger sowie aus drei Partnermuseen sind hinzugekommen und über das Themenportal auf www.museum-digital.de unter https://themator.museum-digital.de/ausgabe/showthema.php?&tid=690 online frei zugänglich.

Die gemeinsame Bestandsaufnahme ermöglicht es, zeitgenössische Sortimente, prägnante Stilarten und individuelle Handschriften der Manufakturen und Meister zu dokumentieren. Nicht nur Luxusglasprodukte, sondern auch einfaches Gebrauchsglas, Bodenfunde und Glasmacherwerkzeuge wurden bereits aufgenommen. Annähernd 1000 Datensätze sind mittlerweile auf www.museum-digital.de publiziert, sowohl auf den jeweiligen Museumsseiten als auch im Themenportal selbst. Hier erscheinen sie als Konvolute unter gliedernden Unterthemen, wie z. B. Deckelgefäße, Walzenkrüge, Fragmente, Rubingläser, Gläser mit Bildnissen, mythologische Darstellungen oder Scherzgefäße. Erstmals rücken damit die unterschiedlichsten Erzeugnisse brandenburgischer Glashütten von ihren heutigen Standorten virtuell an einem Platz zusammen.

Die Erweiterung des Portals ermöglichte eine Finanzierung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) sowie Mittel der Stiftung „pro Sanssouci“. Das Potsdam Museum beteiligte sich finanziell.

Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Die öffentliche Debatte über die Folgen des Kolonialismus wirkt sich auf viele Bereiche des gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens und damit auch auf die Arbeit in musealen Einrichtungen aus. Es geht dabei nicht nur um den Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten, vielmehr sind Museen weltweit, vor allem aber in Europa dazu aufgefordert, die Begriffe, die in Präsentationen, Publikationen und anderen Zusammenhängen verwendet werden, kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Auch die SPSG stellt sich dieser Aufgabe. Nach aktuellen Erkenntnissen hat sie keine Objekte in ihren Beständen, die auf kolonial bedingte Erwerbungen zurückgehen.

Um die dafür notwendigen Prozesse zu steuern, hat sich in der SPSG eine Steuerungsgruppe Koloniale Kontexte konstituiert. Das Spektrum ihrer abteilungsübergreifenden Tätigkeit reicht dabei von der der Entwicklung wissenschaftlich fundierter Grundlagentexte über die Anfertigung und Aufstellung erläuternder Schilder oder Raum- und Objekttexte bis hin zu Änderungen von Begriffen in unseren Informationssystemen, Publikationen und Datenbanken. Dabei wird auch der Kontakt, der partizipatorische Austausch und ein Raum zur Darstellung unterschiedlicher Perspektiven mit Betroffenengruppen gesucht. Das Thema soll weiter transparent kommuniziert und eine klare Haltung dazu entwickelt werden.

Grundlage ist eine Liste der Objekte aus kolonialen Kontexten, die 2023 weiter wissenschaftlich bearbeitet und fortgeschrieben wurde. Die Ergebnisse sind unter www.spsg.de/kolonialekontexte allgemein zugänglich. Zugleich gingen diese Arbeitsergebnisse in die Vorbereitung der Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ ein, die vom 4. Juli bis 31. Oktober 2023 im Berliner Schloss Charlottenburg gezeigt wurde.

Neues über Grotten

Der Grottensaal im Potsdamer Neuen Palais, die Neptungrotte im Park Sanssouci, aber auch die Egeria-Grotte im Rheinsberger Lustgarten – in den Häusern und Parks der SPSG finden sich zahlreiche Beispiele künstlicher Grotten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der kunsthistorischen Bedeutung dieser eher seltenen und ungewöhnlichen Gestaltungstechnik sowie den Herausforderungen ihrer Konservierung und Restaurierung hat die SPSG eine Publikation gewidmet, die 2023 unter dem Titel „Künstliche Grotten des 18. und 19. Jahrhunderts in den preußischen Königsschlössern. Stil | Technologie | Erhaltung“ (ISBN 978-3-86732-283) erschienen ist.

Gärten als Forschungslabore zur Klimaanpassung

Projekt „Kulturgüter vor Extremklimaereignissen schützen und Resilienz erhöhen (KERES)“

Drei Jahre lief das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt „Kulturgüter vor Extremklimaereignissen schützen und Resilienz erhöhen (KERES)“. Unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. (FhG) und in Kooperation mit dem Climate Service Center Germany (HZG-GERICS) wurden seit 2020 bis Ende 2023 Strategien zur Prävention und zum Schutz unwiederbringlicher Kulturgüter entwickelt, die über eine Wissensplattform öffentlich zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Abschlussveranstaltung fand am 5. Oktober 2023 in der Östlichen Pflanzenhalle des Orangerieschlosses im Potsdamer Park Sanssouci statt. Neben den Projektbeteiligten waren auch 80 Gäste aus Kultur, Politik und Wissenschaft geladen. Die Projektergebnisse wurden präsentiert und diskutiert sowie Ausblicke auf die Umsetzung und Fortführung der Forschung gegeben. Am 6. Oktober 2023 konnten die Teilnehmenden Einblick in die Forschungsobjekte selbst gewinnen – Mitarbeitende der Garten- und Restaurierungsabteilung sowie dem Schlossmanagement führten durch das Schloss Charlottenhof und den Park Sanssouci, die als Fallstudien hinsichtlich klimabedingter Schadensbilder sowie Präventions- und Anpassungsmaßnahmen untersucht wurden.

Ziel dieses Forschungsverbundes war es, das Verständnis der akuten Bedrohungsszenarien für das Kulturerbe durch Extremwetterereignisse zu verbessern. Nur auf der Basis ausreichenden Wissens können Kultureinrichtungen und die Politik die richtigen Entscheidungen treffen. Deshalb wurden im Rahmen des Projekts detaillierte Klimaprognosen für ausgewählte Kulturerbestätten in verschiedenen Klimazonen Deutschlands erarbeitet und analysiert, welchen spezifischen Gefahren Kulturgüter (Gebäude, Monumente in Kulturlandschaften, historische Gärten und Parklandschaften) bei Extremwettereignissen ausgesetzt sind. Zudem hat sich ein Gremium für die für das Kulturerbe und den Brand- und Katastrophenschutz Verantwortlichen sowie für ehrenamtliche Netzwerke etabliert. Mit dabei sind neben dem Netzwerk der deutschen Schlösserverwaltungen u. a. auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Deutsche Nationalkomitee Denkmalschutz, ICOMOS Deutschland, der Landesfeuerwehrverband Bayern e. V., die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk in Bonn und in Dresden das Brand- und Katastrophenschutzamt.

In den Potsdamer Parks Sanssouci und Babelsberg wurden verschiedene Standorte exemplarisch untersucht, im Fokus standen dabei Wege und Gehölze. Unter anderem wurden in sogenannten Entwicklungsflächen Neupflanzungen unter dem Aspekt der Klimaanpassung durchgeführt und dokumentiert. Schadensbilder an Wegen und Gehölzen wurden erfasst und mit Klimadaten abgeglichen, um mögliche Zusammenhänge zu ermitteln. Anhand von Simulationsmodellen wurden Szenarien für die Klimaentwicklung an den Untersuchungsstandorten erarbeitet, die grundlegend für zukünftige Maßnahmen sein sollen. Das Projekt endete am 30. November 2023.

Projekt „Handlungsstrategien zur Klimaanpassung: Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen“

Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) startete die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen (AGDS) 2021 das Projekt „Handlungsstrategien zur Klimaanpassung national bedeutsamer Schlossgärten“. Bis 2024 sollen erstmals die in den vergangenen Jahren in staatlichen Schlossgärten und Parks angewandten Maßnahmen zur Klimaanpassung erfasst werden. Es geht hier sowohl um Forschung als auch um Erfahrungswissen, das in den 13 beteiligten Einrichtungen gewonnen wurde. Ziel ist die „Analyse der Forschungen für die Praxis der konservatorischen Bewahrung“.

Beabsichtigt ist, den vielfältigen, zum Teil sehr alten Vegetationsbestand in seinem Reichtum und mit Blick auf seine ökologischen Potenziale zu sichern und durch innovative Pflegemaßnahmen zu erhalten. Die Ergebnisse sollen über die Fachgruppe Gärten der AGDS zusammengefasst, über Workshops, Tagungen bzw. Ausstellungen in unterschiedlichen Schlösserverwaltungen diskutiert und in einem modellhaften Handbuch publiziert werden. Das zweite Kolloquium der Fachgruppe Gärten fand vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2023 im Münchner Schloss Nymphenburg statt. Der aktuelle Forschungsstand wurde in „Steckbriefen“ vorgestellt und mit externen Gästen aus verschiedenen Fachgebieten (Biologie, Hydrologie, aber auch Kulturelle Bildung) diskutiert. Die „Steckbriefe“ (u. a. Alternativpflanzungen, Naturverjüngungen, Stabilitätskonzepte für Wald und Wiesen, Bewässerungspraktiken, Bodenverbesserungen oder Schädlingsbekämpfungen) werden nach diesem Input noch einmal überarbeitet und 2024 für die Veröffentlichung aufbereitet.

Projekte des Research Center Sanssouci (RECS)

Im Research Center Sanssouci (RECS) wurden 2023 zwei wichtige Projekte abgeschlossen.

Online-Edition und Erschließung von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der Königin Sophie Dorothea

Das 2020 begonnene Projekt sah die Transkription und digitale Aufbereitung von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der preußischen Königin Sophie Dorothea (1687-1757) vor, die aus dem Nachlass Walter Stengels (1882-1960) stammen und im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin sowie im Archiv der Stiftung Stadtmuseum Berlin verwahrt werden. Die Transkription der Belege ist abgeschlossen. Die Datenbank, die sowohl die Schatullrechnungen der Monarchin als auch sämtliche – seit der Ausstellung „FRIEDERISIKO“ 2012 veröffentlichten – Schatullrechnungen Friedrichs des Großen (1712-1786) sowie deren Ergänzungen umfasst, ist innerhalb des SPSG-Netzwerks online und für externe Nutzerinnen und Nutzer vorläufig an einem Computer-Arbeitsplatz in der Bibliothek der SPSG zugänglich. Nach Abschluss einer Testphase soll sie – sobald notwendige Anpassungen erfolgt und die Langzeitarchivierung gesichert ist – als eine für die Allgemeinheit zugängliche Forschungsdatenbank freigeschaltet werden.

Leonhard Christoph Sturm. Theorie und Praxis der Architektur im frühen 18. Jahrhundert, hg. von Paul Zalewski und Meinrad von Engelberg

Veröffentlichung der Beiträge der 2019 im Berliner Schloss Charlottenburg veranstalteten gleichnamigen Tagung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), der SPSG und des RECS (https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-127213). Die Redaktion und das Lektorat des Buches verantwortete das RECS. Die Publikation ist im Dezember 2023 erschienen: Leonhard Christoph Sturm. Theorie und Praxis der Architektur im frühen 18. Jahrhundert, hrsg. von Paul Zalewski und Meinrad v. Engelberg, Redaktion: Jessica Korschanowski, Petersberg 2024.

Pressekontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
Pressesprecher
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