Wieder komplett

Skulpturenschmuck kehrt in den Gartenhof des Schlosses Glienicke zurück

Restaurierte Ildefonso-Gruppe
Zurück im Gartenhof des Schlosses Glienicke: die restaurierte Ildefonso-Gruppe. © SPSG / Nicole Romberg

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Wiederherstellung des Skulpturenschmucks im Gartenhof des Schlosses Glienicke in Berlin abgeschlossen. Die durch die Erbschaft Jürgen Weise ermöglichte Projekt umfasste die Restaurierung der Ildefonso-Gruppe und den Nachguss zweier Faun- und Panther-Gruppen.

Antike Motive
Pünktlich zum 200. Jubiläum der Inbesitznahme des Landgutes Glienicke durch den Prinzen Carl von Preußen (1801-1883) im Jahr 1824 erhält der Gartenhof des Schlosses Glienicke seinen plastischen Schmuck zurück. Auf dem prominent vor dem Kavalierflügel stehenden Sockel wird die restaurierte Ildefonso-Gruppe, ein Bronzeguss nach der Antike von Christoph Heinrich Fischer (1800-1868) aus dem Jahr 1828, wieder aufgestellt. Neu hinzu kommen die 2022 entstandenen Bronzenachgüsse zweier Faun- und Panther-Gruppen. Diese nach antiken Motiven gestalteten Figuren modellierte der Berliner Bildhauer Bernhard Afinger (1813-1882). Für Glienicke wurden sie um 1850 von Simeon Pierre Devaranne (1789-1859) in Zink gegossen, sandsteinfarben gefasst und auf die seitlichen Podeste des Ildefonso-Sockels platziert.

Von den Originalen hatten sich im Depot der SPSG die meisten Teile erhalten, die Köpfe waren jedoch verschwunden. Die Rekonstruktion der Faun- und Panther-Gruppen für den Branitzer Pückler-Park, wo es sie vor 1945 ebenfalls gab, dann jedoch komplett verloren gingen, waren der Anlass, die Gruppen auch für den Glienicker Gartenhof nachzufertigen und das Ensemble wieder zu vervollständigen. Somit wurde das gesamte Ensemble in den Blick genommen, Sockel, Ildefonso-Gruppe, Wanne und Wasserspeiermaske bewertet und restauriert. Die Voruntersuchung, Planung und Betreuung des gesamten Projekts lagen in den Händen der Fachbereiche Skulpturen- und Metallrestaurierung der SPSG.

Beschreibung des Ensembles
Der dreistufige Sockel als Standplatz für die Ildefonso-Gruppe besteht in der Mitte aus Sandstein, die anschießenden Seiten aus einem gemauerten verputzen Sockel mit Sandsteinabdeckungen. Auf diesen seitlichen Flächen sind nun wieder die beiden Faun-Panther-Gruppen platziert. Vor dem mittleren Sockel steht die marmorartig gefasste Sandstein-Wanne mit Ringhenkeln als Brunnentrog. Der darüber angebrachte Löwenkopf dient als Wasserspeier. Seitlich dieses Ensembles befinden sich auf der Rasenfläche zwei romanische, ursprünglich für den Klosterhof erworbene Säulen.

Die Restaurierungsmaßnahmen im Einzelnen
Sockel
Das Objekt wurde mittels Mikrodampfstrahlverfahren und Mikropartikelstrahlverfahren gereinigt. Eine Festigung der sandenden Bereiche fand statt, größere Fehlstellen wurden in Vierungstechnik, kleinere in Steinergänzungsmörtel ergänzt. Ziel war es, die Oberflächen restauratorisch zu sichern, um den gealterten Gesamteindruck nicht zu verändern.

Ildefonso-Gruppe
Die Bronzefiguren wurden im Fachbereich Metallrestaurierung der SPSG nach der notwendigen Bestandserfassung ebenfalls mittels Mikrodampfstrahlverfahren und mit Lösemitteln gereinigt. Substanzschädigende Krusten wurden ausgedünnt, alte Ergänzungen aus Epoxidharzmasse entfernt und durch Bronzeflicken in originaler Technik ersetzt. Danach erfolgte die Patinierung der Ergänzungen und abschließend eine Wachskonservierung. In Zusammenarbeit mit der Schlosserei des Schirrhofs der SPSG wurde eine neue Sicherungskonstruktion aus Edelstahl hergestellt und eingebaut. Die Materialzusammensetzung wurde von Dr. Jens Bartoll im Naturwissenschaftlichen Labor der SPSG durch eine Röntgen-Fluoreszenz-Analyse bestimmt.

Löwenkopf-Wasserspeier und Wanne
Auch diese Restaurierung verantwortete der Fachbereich Metallrestaurierung der SPSG: Am Anfang stand eine Farbschichtuntersuchung und Analyse durch Dr. Jens Bartoll. Es stellte sich heraus, dass in der Vergangenheit eine gesundheitsschädigende Zinkchromatfarbe benutzt worden war. Diese wurde fachgerecht durch Abbeizen entfernt. Anschließend wurden die Zinkkorrosionsprodukte und Kalkablagerungen durch das Mikropartikelstrahlverfahren beseitigt. Nach dem Weichlöten mehrerer Brüche erhielt die Oberfläche eine Neubeschichtung.

Faun- und Panther-Gruppen
Für die Rekonstruktion des Venusbeetes im Branitzer Park stellte die SPSG die originalen Zinkguss-Fragmente der Glienicker Plastiken zur Verfügung. Diese wurden gereinigt, die partiell vorhandene Beschichtung untersucht und daraus resultierend der Farbton bestimmt. Die Skulpturenrestaurierung und die Sammlungskustodin betreuten die 2021 erfolgte Modellerstellung für die Branitzer Rekonstruktion in Amtshilfe und gemeinsam mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz. Diese Modelle wurden anschließend für einen zweiten Bronzeguss für den Glienicker Gartenhof genutzt.

Beteiligte Gewerke:

  • Sockel-Restaurierung: Firma PKZ, Werkstätten für Denkmalpflege, Lennéstraße 10, 14471 Potsdam
  • Modell Faun-Panther-Gruppe: Bildhauerei Stefan und Marie-Josefin Zimmermann, Pirna
  • Bronzeguss Faun-Panther-Gruppe: Bildgießerei Ihle, Dresden
  • Wasserbecken für die Wanne: Meisterbereiche Schirrhof, Metall, Maler
  • Wasseranschlüsse: Meisterbereich Wasser, Schirrhof
  • Versetzen mit Kran: MKD Michendorfer Krandienst

Jubiläumsveranstaltung
Am 200. Jahrestag der Inbesitznahme des Landguts Glienicke durch Prinz Carl von Preußen wird am Mittwoch, dem 1. Mai 2024, unter dem Titel „Kenner und Beschützer des Schönen“ von 10 bis 17.30 Uhr ein vielfältiges Führungs- und Musikprogramm im Schloss und im Schlossgarten Glienicke angeboten. Eine Führung widmet sich dabei auch dem bedeutenden Skulpturenprogramm im Schlossgarten. Neben den Schlossräumen und dem Hofgärtnermuseum wird auch das Erdgeschoss des Casinos zugänglich sein. Eintritt: 14 / 12 Euro. Gesamtes Programm unter www.spsg.de/200-jahre-glienicke.

Pressekontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
Pressesprecher
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
Telefon: 0331.96 94-318
Fax: 0331.96 94-102

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