Schlösser. Preußen. Kolonial.

Biografien und Sammlungen im Fokus

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg rückt in einer Ausstellung die kolonialen Geschichten ihrer Sammlungen in den Mittelpunkt

Mit der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“, die vom 4. Juli bis 31. Oktober 2023 im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen ist, nimmt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die koloniale Vergangenheit ihrer Sammlungsbestände in den Blick. Anhand von Biografien und Objekten wird den Spuren dieser Geschichte nachgegangen. Die kolonialen Kontinuitäten, die vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichen, werden aufgezeigt und eingeordnet. Im Zentrum stehen die Strategien und Praktiken des Hofs und der Monarchie, die die bisher wenig beachtete Komplexität der kolonialen Geschichte Brandenburgs und Preußens offenbaren. Die Ausstellung wird im Rahmen des SPSG-Themenjahres „Churfürst – Kaiser – Kolonien“ gezeigt.

Blickwechsel

Die in den preußischen Schlössern und Gärten ausgestellten Objekte und dargestellten Menschen wurden bisher meist losgelöst von der deutschen Kolonialgeschichte präsentiert bzw. betrachtet. Dabei reicht die koloniale Geschichte Brandenburgs und Preußens bis ins 17. Jahrhundert zurück. So war die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (BAC) aktiv am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden versklavte Menschen an den preußischen Hof gebracht, wo sie u. a. als Diener:innen, Maler:innen und Musiker:innen arbeiten mussten. Auf Grundlage der wenigen noch vorhandenen Informationen erinnern die Kurator:innen an die Biografien dieser aus Afrika stammenden Menschen, die zwischen aufgezwungener Assimilation und eigenem Widerstand einen Weg zu finden versuchten.

Die Sammlungen des brandenburgisch-preußischen Hofes umfassten Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände aus Asien, Afrika und Südamerika, die über koloniale Verbindungen ihren Weg in die Kunstkammern fanden und das Weltbild des jeweiligen Monarchen repräsentierten. Davon zeugen zum Beispiel Möbelstücke aus Elfenbein aus dem 17. Jahrhundert oder zunächst unscheinbar wirkende Glasperlen, die für den Versklavungshandel elementar waren. Beides verweist auf die kolonialen Aktivitäten Brandenburgs auf dem Gebiet des heutigen Ghana. Außereuropäische Werke in den Sammlungen, die lange Zeit aus europäischer Perspektive einseitig interpretiert und damit ihrem ursprünglichen Nutzen entfremdet und kulturell umgedeutet wurden, werden in der Ausstellung neu eingeordnet, so beispielsweise eine sehr seltene Elfenbeindose aus Sri Lanka.

Als Kontrapunkt zu den historischen Objekten werden Interventionen zeitgenössischer Künstler:innen gezeigt. So wird etwa Nando Nkrumah, ein bildender Künstler mit ghanaisch-deutschen Wurzeln, am Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg die Installation „This is not only hi(s)story. This is OUR STORY“ zeigen. Nando Nkrumahs Arbeit wurde im Rahmen eines offenen Kunstwettbewerbs von einer Jury ausgewählt.

Neue Fragen stellen: Was sind koloniale Kontinuitäten?

Mit einem neuen methodischen Ansatz soll die koloniale Geschichte in den preußischen Schlössern und Gärten erforscht und vermittelt werden. Dazu gehört auch der Umgang mit Begriffen wie „koloniale Kontinuitäten“, die den Besucher:innen vermittelt werden. Die Sonderausstellung stellt mit einer kleinen Bibliothek, historischen Objekten und einer medialen Collage aus Text, Bildern und Filmausschnitten grundsätzliche Begrifflichkeiten vor: Was verstehen wir unter Kolonialismus? Was bedeutet Dekolonisation oder postkolonial? Was meint Exotismus?

Die inhaltliche Konzeption der Ausstellung beruht auf einem Austausch der Kurator:innen mit externen Initiativen und Gruppen aus der Zivilgesellschaft. In einer Workshop-Reihe wurden die spezifischen Themen der Ausstellung gemeinsam entwickelt und diskutiert. Auch die konkrete Gestaltung der Ausstellungsräume und Auswahl der Exponate geht auf diesen Austausch zurück. Die Teilnehmenden haben als Expert:innen oder kuratorische Berater:innen den Entstehungsprozess der Ausstellung unterstützt und begleitet. So basiert das Ausstellungskonzept auf einem breit angelegten und damit tragfähigen Fundament, das zahlreiche Perspektiven ermöglicht.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt das Projekt. Führungen, Workshops und Vorträge ermöglichen es, die Themen der Ausstellung zu vertiefen.
 

Informationen:
Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10-22
14059 Berlin
www.spsg.de/kolonial

Öffnungszeiten:
Täglich außer Montag, 10–17.30 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr
Für beide Teile der Ausstellung sollten Sie ca. 1,5 Stunden einplanen.
Die Ausstellung ist für Rollstuhlfahrer zugänglich.

Eintritt:
14 Euro / ermäßigt 10 Euro

Abendticket:
10 Euro / ermäßigt 6 Euro, gültig ab 16.30 Uhr Einlasszeit

 

Förderer und Partnerder Ausstellung

Pressekontakt

im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

ARTEFAKT Kulturkonzepte
Alexander Flöth, Elisabeth Friedrich & Stefan Hirtz
mail(at)artefakt-berlin.de
030.440 10 688

Pressefotos

www.artefakt-berlin.de

 

 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
www.spsg.de/kolonial

Pressefotos