Antiker Asklepios kehrt nach Glienicke zurück

Antikes in Glienicke

Noch ohne Asklepios: das restaurierte Bankensemble am Casino im Schlossgarten Glienicke. © SPSG/Silke Kiesant

Restaurierung des Bankensembles am Casino im Schlossgarten ist abgeschlossen

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Wiederherstellung des Bankensembles an der Ostfassade des Casinos im Berliner Schlossgarten Glienicke abgeschlossen. Die durch die Erbschaft Jürgen Weise ermöglichte Restaurierung umfasste die antike Skulptur des Asklepios, antike Säulenteile und ein Wandbild.

Schadensbilder
Im November 2020 musste die antike Marmorskulptur des griechischen Heilgottes Asklepios abgebaut werden. Durch eine korrodierende Dübelverbindung im Halsansatz drohte der Verlust des Kopfes. Im Zuge der Sicherung der Skulptur wurde auch die Bankanlage, auf der die Figur steht, begutachtet. Auch hier zeigten sich größere Schäden, was die Aufstellung der restaurierten Skulptur ohne eine Reparatur der Bank ausschloss. Deshalb war eine Wiederherstellung des gesamten Ensembles erforderlich.

Restaurierung des Asklepios
Die unterlebensgroße Statue gilt als ein besonderer Darstellungstypus. Zwölf Wiederholungen, meist aus der Kleinkunst, konnte der Archäologe Peter Kranz dieser Skulptur zuweisen. Nach dem bedeutendsten Stück der Reihe, nämlich dem Glienicker Asklepios, gilt er als „Typus Klein-Glienicke“. Laut Kranz könnte die Statue sogar auf ein griechisches Vorbild aus klassischer Zeit zurückgehen.

Auffällig sind zwei Ergänzungen: zum einen der rechte Unterarm mit dem grob gearbeiteten Schlangenstab, zum anderen der nicht zugehörige, aber antike Männerkopf. Wie der Berliner Archäologe Sepp-Gustav Gröschel feststellte, lassen sich Aufbau und Struktur von Kopf und Gesicht mit Vorbildern des späten 5. und frühen 4. Jahrhunderts v. Chr. auf attischen Grabreliefs in Verbindung bringen. Das Gesicht selbst ist geometrisch aufgebaut mit niedriger Stirn, waagerecht angeordneten, weit auseinander stehenden schmalen Augen, senkrechter schmaler Nase und wiederum waagerechtem Mund sowie einem kräftigen Kinn. Eine solche Gestaltungsweise spricht eher für eine Entstehung in hochklassischer Zeit. Diese Angleichung der Formensprache an die Hochklassik, dazu die lang gezogenen breiten Locken an den Seiten oberhalb der Ohren und die Zangenlocken über der Stirn deuten darauf hin, dass es sich beim Kopf um ein eklektisches Werk des hadrianischen Klassizismus (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) handeln dürfte. Es ist zu vermuten, dass die Zusammenführung von Kopf und Torso Ergebnis einer Restaurierung im 19. Jahrhundert war.

Am Torso sind der linke Fuß mit der Plinthe ergänzt. Die rechte Fußspitze fehlt, ansonsten gibt es an Vorder- wie Rückseite zahlreiche kleinere Bestoßungen. Der Kopf der ergänzten Schlange ist ebenfalls abgebrochen. Am rechten Oberarm neben der Achselhöhle ist offenbar die Spitze des antiken Schlangenstabs erhalten.

Fundort und Herkunft der Statue sind unbekannt. Es wird vermutet, dass sie aus Italien stammt und dort von Prinz Carl von Preußen (1801-1883) zwischen 1824 und 1883 aus dem italienischen Kunsthandel erworben wurde. Da jegliche Nachrichten aus dem 19. Jahrhundert zu diesem prominenten Stück fehlen, wäre auch ein späterer Erwerb im 20. Jahrhundert denkbar. Wann die Skulptur an ihrem heutigen Platz an der Ostwand des Casinos (1972 nachgewiesen) als Ersatz für eine 1885 als Aristoteles bezeichnete und noch 1913 auf einem Foto nachgewiesene Statue aufgestellt wurde, ist unbekannt.

Schwerpunkt der Restaurierung war die Reinigung der Oberflächen und die konservatorische Sicherung der originalen Substanz. Rekonstruiert wurde nur, wo es für die Lesbarkeit des Objektes notwendig oder wo mit weiteren Witterungschäden zu rechnen war.

Asklepios
Unbekannter Künstler der Antike: Statue des Asklepios, Typus Glienicke
Kopf: Rom, 120-140 (hadrianisch)
Torso (Kopie nach späthellenistischem Vorbild): Rom, 1. Drittel des 1. Jahrhunderts
Material: Marmor
Höhe: 154 cm

Anspruchsvoller Materialmix
Das Erscheinungsbild der Bankanlage wird durch einen außergewöhnlichen Materialmix geprägt. So besteht die Bank aus gemauerten Rücklagen mit Sandsteinabdeckungen, die inneren Füße sind ebenso aus Sandstein, wohingegen die Rücklagen, Sitzflächen und die mit Flügel und Tatzen stilisierten Wangen aus Marmor sind. Den Höhepunkt bilden die Karyatiden der „Porta Santa del museo del Duca di Braschi“, wie die Signatur verrät, deren fehlende Köpfe aus Kunststein nachgefertigt wurden. Zusammen mit dem sandsteinernen und mit Einlegearbeiten verziertem Architrav rahmen sie das Wandbild.

Die Farbigkeit des Ensembles war durch Verkrustungen gestört, die den ursprünglichen Eindruck in ein einheitliches Grau verwandelt hatte. Frühere Reparaturarbeiten mit falsch eingesetzten Materialien beschleunigten die Verwitterung. Durch zu hart ausgebildete Fugen vermochten die Bankflächen die thermische Dehnung nicht mehr auszugleichen und verschoben sich.

Durch umsichtige Replatzierung dieser Bankelemente konnte das korrigiert und die Wasserführung verbessert werden. Durch eine – jeweils dem Material angepasste – substanzschonende Reinigung wurde die authentische Farbigkeit zurückgewonnen. Kittungen und Ergänzungen von Fehlstellen erfolgten nur dort, wo gesicherte Befunde diese zuließen.

Gereinigt und gefestigt
Das Wandbild hinter der Asklepios-Skulptur ist die Rekonstruktion einer illusionistischen, pompejanisch anmutenden Architekturmalerei aus den 1970er Jahren in Silikatfarbentechnik. Die Malerei war durch Abrieb, Kratzer und Ritzungen in Putz und Malschicht sowie durch Spritzwasser geschädigt. Im Rahmen der Maßnahme wurden die Malschicht gereinigt und gefestigt, Fehlstellen im Putz geschlossen, die Malschicht sowie die Farbfassung der rekonstruierten Karyatidenköpfe retuschiert.

Carls Casino
Als Prinz Carl von Preußen 1823 von seiner ersten Italienreise nach Berlin zurückkehrte, verwirklichte er seinen Traum von einer italienischen Villa in südlich anmutender Landschaft zu verwirklichen. Das Landgut Glienicke mit seinen Wiesengründen und baumbestandenen Hügeln an der Havel entsprach dem Geschmack des Prinzen. Diesen Pleasureground hatte Peter Joseph Lenné (1789-1866) bereits für den Vorbesitzer, Karl August Fürst von Hardenberg (1750-1822), angelegt. Doch erst durch Prinz Carl erhielt das Anwesen seine heutige Gestalt. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) baute ein vorhandenes Billardhäuschen 1824 zum Casino um. Am Ufer des Jungfernsees gelegen, war es durch italienische Vorbilder inspiriert und gehört heute mit seinen weit ausladenden Laubengängen zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft. Prinz Carl, leidenschaftlicher Antikensammler, verteilte seine Erwerbungen über das gesamte Anwesen. Antike Fragmente schmücken die Fassaden von Schloss und Casino oder wurden im Garten aufgestellt. Die wertvollsten Antiken, wie die sogenannte Muse Vescovali, waren und sind zum Teil heute noch im Inneren des Casinos zu bewundern.

An der Ostseite des Casinos befindet sich der Frühstücksplatz mit der Marmorbank und dem darüber liegenden Wandbild. Die violettroten weiblichen Marmorhermen aus der Sammlung des Duca di Braschi in Rom bilden den architektonischen Rahmen. Das Wandbild mit Schattenrissen von berühmten Antiken war wohl als gelehrtes Ratespiel gedacht. Gegenüber lag ein durch viele Spolien geziertes Antikengärtchen, das vermutlich erst ab 1877 angelegt wurde. Zu diesem Zeitpunkt erwarb Prinz Carl letztmals eine größere Menge an Antiken. Dicht an dicht platzierte er zahlreiche Kunstwerke an und auf den Banklehnen. Leider ist davon nahezu nichts erhalten.

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Frank Kallensee
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