Wiederherstellung des Logierhauses am Schloss Caputh ist abgeschlossen

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Logierhaus Caputh 2022

Gästeempfang und Tourismusinformation: Wiederherstellung des Logierhauses am Schloss ist abgeschlossen

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die denkmalgerechte Wiederherstellung des Logierhauses in Caputh abgeschlossen. Es begrenzt als Nebengebäude den Hof des Schlosses Caputh und befand sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Im südlichen Teil des nun barrierefrei zugänglichen Hauses wurden ein neuer Sanitärbereich mit Gästetoiletten und einem behindertengerechten WC sowie Räume für die Schlossbereichsleitung eingerichtet. Der nördliche Teil ist an die Tourismusinformation der Gemeinde Schwielowsee vermietet. Durch die Sanierungsmaßnahmen werden sowohl der Gästeservice als auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich verbessert. Die Gesamtbaukosten für das Logierhaus betrugen ca. 1,90 Millionen Euro.

Finanziert wurde das Projekt mit Mitteln aus dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben.

„Für das zweite insgesamt 400 Millionen Euro umfassende Sonderinvestitionsprogramm stellt das Land Brandenburg bis zum Jahr 2030 insgesamt 131 Millionen Euro bereit. Dieses finanzielle Engagement zeigt, dass sich die Landesregierung ihrer Verantwortung für das in der Stiftung gebündelte Kulturerbe bewusst und trotz vieler anderer finanzieller Herausforderungen bereit ist, das kulturelle Erbe des Landes wie hier in Caputh zu pflegen und zu erhalten“, sagt Katrin Lange, Ministerin der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg. Sie wies zudem auf eine Besonderheit hin: „Um die Sanierung des damals in einem bedauerlichen Zustand befindlichen Logierhauses zu ermöglichen, hat das Finanzministerium 2018 die Liegenschaft auf die Stiftung übertragen. Das war nötig, damit die Stiftung die Fördermittel für die Sanierung einsetzen kann. Und man kann heute sicherlich sagen: Caputh ist jetzt sogar noch etwas schöner geworden!“, zeigte sich die Ministerin zufrieden.

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, Kerstin Hoppe, ergänzt: „Seit vielen Jahren bestand der große Wunsch, dieses Logierhaus einer gemeinsamen Nutzung zuzuführen und ein Konzept für die Touristinformation und den bisherigen Besucherservice mit der Schlosskasse zu realisieren. Viele Hürden wurden bewältigt und heute erstrahlt ein wunderschönes saniertes Denkmal. Es haben sich nicht nur die Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeitenden verbessert, sondern wir haben das Schlossensemble durch die Sanierung des Logierhauses vollenden können. Ein neues Kleinod ist im Ortsteil Caputh entstanden. Ich danke insbesondere Herrn Generaldirektor Prof. Dr. Vogtherr und seinen Kolleginnen und Kollegen herzlich.“

Kai Schlegel, Ständiger Vertreter des Generaldirektors und Direktor der Generalverwaltung der SPSG, fügt hinzu: „Die zu unserer Stiftung gehörenden märkischen Schlösser in Rheinsberg, Oranienburg, Paretz, Königs Wusterhausen und in Caputh sind nicht nur wichtige lokale Orte der Kunst und Kultur, sondern immer auch Anziehungspunkte für Gäste aus anderen Regionen Brandenburgs, aus Deutschland und Europa. Im nun dank des Sonderinvestitionsprogramms wiederhergestellten Logierhaus in Caputh werden sowohl der Service für die Besuchenden als auch die Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten erheblich verbessert. Zudem verbindet uns mit der Gemeinde Schwielowsee eine langjährige und gute Zusammenarbeit. Deshalb freut es mich besonders, dass wir hier jetzt gemeinsam die touristische Infrastruktur deutlich und nachhaltig voranbringen können.“

Geschichte des Gebäudes

Das Logierhaus war Teil des 1694 entstandenen Vorwerks Caputh und diente nach der Fertigstellung 1738/1744 als Wohnhaus des Arrendators (Pächters). Erst im Zuge umfassender Modernisierungsmaßnahmen, die der spätere Besitzer Rittmeister Alfred von Willich 1908/1911 veranlasst hatte, wurde es zum Gästehaus. Die noch heute gebräuchliche Bezeichnung Logierhaus stammt aus jener Zeit.

Mitte des 18. Jahrhunderts markierte das Gebäude die räumliche Trennung zwischen dem repräsentativen Schlosshof und dem Wirtschaftshof des Vorwerks mit Brauerei, Brennerei, Malzhaus, Stallungen und Scheune. Im Haus befanden sich neben einer großen Küche mit Speisekammer und dem Wohnbereich des Pächters auch mehrere Gesinde-Stuben. Friedrich der Große (1712-1786) verpachtete um 1764 Schloss und Wirtschaftshof an den Potsdamer Kommerzienrat Schmidt, der dort eine Färberei für türkische Garne einrichtete. Nach einem weiteren Pächterwechsel 1788 entstand dort eine Lederfabrik. Ab 1794 wurde der Komplex durch einen königlichen Kastellan verwaltet und 1820 an den preußischen Generalleutnant August von Thümen (1757-1826) verkauft. In Erbfolge fiel das Gut 1908 an die Familie von Willich, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs enteignet wurde. Von 1947 an wurden Schloss und Kavalierhaus als Landwirtschaftliche Akademie genutzt. 1961 zog die kommunale Berufsschule für Fotografen, Fotolaboranten und Blumenbinder ins Schloss ein, der das Logierhaus als Internat diente. Das Ende der DDR 1989/90 verhinderte dann den seit 1987 vom Teltower Kombinat Mikroelektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“ geplanten Umbau zum Schulungszentrum für Führungskräfte. Mithin stand das Logierhaus seit 1987 leer.

Bauliche Gestalt

Was Grundrissaufteilung und Gestaltung betrifft, entspricht das Gebäude einem typischen Mittelflurhaus des märkischen Landbaus und wurde eingeschossig in Fachwerk mit einer symmetrischen Fassadengliederung sowie einem Krüppelwalmdach errichtet. Das Kellergewölbe geht vermutlich noch auf einen Vorgängerbau vom Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Auch der im Keller noch vorhandene, heute aber verfüllte Brunnenschacht stammt aus dieser Zeit.

Wechselnde Besitzverhältnisse und Nutzungen sorgten jedoch für zahlreiche Veränderungen. Um 1843 wurde die Fachwerkfassade durch Mauerwerk ersetzt, die ursprüngliche symmetrische Gliederung mit 9 Achsen auf der Schlosshofseite wurde durch die Schließung einer Fensteröffnung aufgegeben. Alle Fassaden erhielten einen neuen Außenputz, auf der Westseite wurden neue Fenster mit Fensterläden eingebaut, im Inneren die Küche modernisiert und mit einem adäquaten Abzugssystem versehen. Die nächste Bauphase begann 1908 mit der Umnutzung zum Gästehaus. Die Holzfenster wurden durch zusätzliche Innenfenster zu Kastendoppelfenstern umgebaut. Im nördlichen Gebäudeteil wurde auf der Innenseite der Außenwände eine Abdichtungsbahn bis auf Brüstungshöhe angebracht. Die Fassade erhielt einen Anstrich, der mit dem neu errichteten westlichen Erweiterungsflügel am Schloss korrespondierte. Im Mittelflur wurde der Ziegel-Fußboden gegen Ölandplatten ausgetauscht.

Der Internatsbetrieb machte in den 1950er Jahren weitere und umfangreichere Eingriffe erforderlich. Der Mittelflur wurde durch eine Querwand geteilt, überdies wurde die Außentür zum Schlosshof zu einer Fensteröffnung verkleinert. Im Küchenbereich wurden ein Waschraum mit Toiletten und im Erdgeschoss eine zentrale Heizungsanlage installiert. Die Innenräume wurden elektrifiziert. Über einem Raum auf der Ostseite ersetzte man die Holzbalkendecke durch eine Betondecke. Der Außenputz wurde als Glattputz erneuert, während die Kastenfenster auf der Westseite Einfachfenstern ohne Sprossenteilung wichen. Der Zustand dieser letzten Bauphase blieb auch in den drei Jahrzehnten des Leerstands erhalten.

Massive Schäden

Von unten aufsteigende Feuchtigkeit hatte das Sockelmauerwerk, den Außenputz und die Mauerziegel stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch im Inneren waren Putzflächen abgängig, hinzu kamen morsche Schwellen und brüchige Fußbodendielen. Der durch die undichte Dacheindeckung eindringende Regen beförderte sowohl im Dachstuhl als auch an den Deckenbalken die Ansiedlung holzzerstörender Pilzarten und sorgte ebenfalls für eine erhebliche Durchfeuchtung des Mauerwerks der Außenwände. Das Dachtragwerk war zu mehr als 50 Prozent geschädigt. Der Schadensgrad des Sockelmauerwerks war ähnlich hoch. Zudem fanden sich im Gebäude schadstoffhaltige Baustoffe, die entfernt werden mussten.

Maßnahmen

Die denkmalpflegerische Leitlinie für die Sanierung des Logierhauses war die Annäherung an das Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts. Die schlosshofseitige Eingangstür sowie die symmetrische neunachsige Fassadengliederung wurden rekonstruiert. Der Eingangsbereich wurde durch eine Treppe mit einer barrierefreien Rampe ergänzt. Die überlieferte Fenstergliederung auf der Ostseite wurde auf die Westseite übertragen, alle Fensterläden wurden nachgebaut.

Im Inneren wurden im Erdgeschoss der ursprüngliche Grundriss des Mittelflures und die seitlichen Raumfluchten wiederhergestellt. Die originale Raumstruktur des 18. Jahrhunderts blieb unverändert. Im Bereich der ehemaligen Küche wurden Gästetoiletten sowie Garderobe und Schließfächer angeordnet. Überdies erfolgte die komplette Erneuerung der technischen Infrastruktur, um entsprechende energetische Verbesserungen zu erzielen.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.

 

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Frank Kallensee
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