Baustart am Campanile der Friedenskirche im Park Sanssouci

Turmbau zu Potsdam

Es geht los: Der Campanile der Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci wird saniert. © SPSG/Enrico Steinke

Spendenkampagne ermöglicht die Sanierung des Campanile der Friedenskirche im Park Sanssouci

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnt im Februar 2022 mit der Sanierung des Campanile (Glockenturm) der Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci. Ermöglicht wird dies durch die 2015 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) initiierte bundesweite Spendenkampagne. Ihr waren bereits 2018 die Wiederherstellung der Dächer über den Seitenschiffen und die Restaurierung des venezianischen Apsismosaiks aus dem frühen 13. Jahrhundert im Chorraum des Gotteshauses zu verdanken. Die großzügige Unterstützung von Fernsehmoderator Günther Jauch, der Hermann Reemtsma Stiftung, der DSD sowie zahlreiche Spenden, die der Bauverein Friedenskirche Potsdam e. V. einwerben konnte, erlauben nun auch die dringend erforderliche Instandsetzung des Glockenturms. Für die Finanzierung der Gesamtbaukosten des Glockenturms der – seit 1990 zu dem von der SPSG betreuten UNESCO-Welterbe gehörenden – Friedenskirche in Höhe von 4,07 Millionen Euro sind weitere Spenden herzlich willkommen.

Grazil, aber marode
Der nach dem Vorbild des romanischen Campanile der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom entworfene und 1850 vollendete Glockenturm mit den grazilen Dreierarkaden ist heute in seiner Substanz gefährdet. Ursprünglich sorgte eine gusseiserne Konstruktion samt reich dekorierter Wendeltreppe für „inneren Halt“, doch unzureichende Entwässerung und mangelnde Wartung führten binnen weniger Jahrzehnte zu irreparablen Korrosionsschäden. Bereits 1905 mussten die mit den Außenwänden verbundenen Eisengussplatten durch massive Geschossebenen aus Stahlbeton verstärkt werden. Doch auch dieses Trägersystem ist inzwischen marode: Die Betonlagen sind aufgeplatzt, die Eisenbewehrungen rosten. Geschädigt ist zudem das Mauerwerk. Die Sandsteinsäulen in den Rundbogenarkaden sind teils nicht mehr tragfähig und nur provisorisch gesichert. Es fehlen Terrakotta- und Steinelemente. Darüber hinaus müssen die Glockenstühle instandgesetzt werden.

„Korsett“ aus Edelstahl
Für die anstehenden Wiederherstellungsmaßnahmen wurde der 42 Meter hohe Turm eingerüstet. Die im September 2021 begonnenen Gerüstarbeiten waren eine besondere Herausforderung, weil nur die östliche Turmseite frei steht. Die drei verbleibenden Seiten mussten mit auskragenden Konstruktionen „schwebend“ über den unmittelbar anschließenden Dächern der umgebenden Gebäude erschlossen werden.

Zur Vorbereitung der Restaurierung der historischen – aus Schmiede- und Gusseisen bestehenden – Deckenkonstruktionen im Turminneren müssen zunächst Freilegungs- und Strahlarbeiten ausgeführt werden. Danach folgt der Einbau eines Edelstahl-„Korsetts“ in allen Deckenebenen, das die geschwächte historische Konstruktion stabilisieren und zugleich wieder sichtbar machen wird. Die später eingefügten Betondeckenverstärkungen werden hingegen rückgebaut. Alle originalen Deckenverspannungen im Mauerwerk werden ertüchtigt, Mauerwerksschäden an der Turminnenseite beseitigt und Verfugungen ergänzt. Das flache Turmdach wird instandgesetzt, dessen ornamentale Deckenverzierung im Inneren restauriert. Dies gilt auch für die verzierten gusseisernen Tragelemente und Treppenstufen sowie die applizierten Zinkgussornamente. Das aus vier – 1849 gegossenen – Bronzeglocken bestehende Geläut wird wie die Turmuhr mit den vier Zifferblättern repariert, das Turmkreuz wieder vergoldet.

2023 folgt in einem weiteren Bauabschnitt die Überarbeitung der gesamten Ziegeloberflächen und der Austausch von schadhaften Vollziegeln und Terrakotta-Elementen. Die Verfugungen werden in den zu bearbeitenden und abgängigen Bereichen ergänzt. Ebenso wird die an der Ostseite des Turmes hervortretende Ädikula mit dem Wandbild „Christus am Ölberg“ restauriert.

Eine wichtige Komponente der Sanierung ist der Einbau einer funktionstüchtigen Entwässerungsanlage für alle Turmebenen, deren Fehlen die Ursache für die umfangreichen Schäden an den Eisenkonstruktionen war. Das bei Schlagregen durch die Turmöffnungen eindringende Regenwasser wird künftig durch erneuerte Abwasserrohre in den Friedensteich an der Kirche abgeleitet.

Die Baumaßnahmen sollen voraussichtlich Anfang 2024 abgeschlossen sein.

Instagram-Baustellenführung
Am Montag, dem 7. März 2022, um 14:00 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, an einer Live-Baustellenführung auf dem Instagram-Kanal der SPSG teilzunehmen. Projektrestauratorin Dr. Ute Joksch und Bereichsbauleiter Frank Karalus gewähren einen exklusiven Einblick in die geplanten Arbeiten und den Zustand des Turms.
Kanal: www.instagram.com/SPSGmuseum

Zur Geschichte der Friedenskirche
Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) ließ am 14. April 1845, genau 100 Jahre nachdem Friedrich der Große (1712-1786) den Bau des Schlosses Sanssouci verfügt hatte, den Grundstein für die Friedenskirche legen Das Gotteshaus stand für die Überzeugung Friedrich Wilhelms IV., im Auftrag Gottes zu regieren und war zugleich seine Antwort auf die sozialen Fragen des 19. Jahrhunderts. Sie sollte nicht nur die Hofkirche sein, die dem weltlichen „Sorgenfrei“ Friedrichs des Großen gefehlt hatte, sie war auch ein politisches Statement – zum Frieden nach dem Sieg über Napoleon, zum Frieden, den das orthodoxe Russland, das katholische Österreich und das protestantische Preußen als Heilige Allianz anzubieten hatten und zu jenem Frieden, den der König nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 erreicht zu haben glaubte. Es ging ihm um die Dynastie, nicht um Demokratie.

Unter Beteiligung des Königs wurde die Friedenskirche nach Plänen des Hofarchitekten Ludwig Persius (1803-1845) im Marlygarten des Parks Sanssouci errichtet. Nach Persius‘ Tod 1845 wurde der Baumeister Friedrich August Stüler (1800-1865) mit der Weiterführung beauftragt.

Die Kirche ist eine dreischiffige Säulenbasilika ohne Querhaus mit einem 42 Meter hohen Campanile. Das 13,5 Meter hohe Hauptschiff überragt die halb so breiten Seitenschiffe. Rundbogenarkaden zeigen den Übergang an. Der Komplex der Friedenskirche und ihrer Nebenbauten ist oberitalienischen Klosterbauten nachempfunden. Als Vorlage für die Kirche diente ein idealisierter Kupferstich von San Clemente in Rom. Geweiht wurde die Friedenskirche am 24. September 1848. An den Nebenanlagen wurde noch bis 1854 gebaut.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Seit 1985 hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aus Spenden, Erträgen ihrer Treuhandstiftungen und Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, in ganz Deutschland mehr als 600 Millionen Euro für 6.000 bedrohte Baudenkmale zur Verfügung stellen können. Allein in Potsdam förderte die Stiftung über 50 Objekte, zuletzt die Wiederherstellung der Kolonnaden der Glienicker Brücke mit einer eigenen Spendenkampagne. Die Arbeit in Potsdam unterstützt ein ehrenamtliches Ortskuratorium unter der Leitung von Ines C. Koch. Eigens für die Sanierung des Campanile der Friedenskirche haben die DSD, die SPSG und der Bauverein Friedenskirche Potsdam e. V. eine bundesweite Spendenkampagne unter dem Motto „Hier helfen wir – retten Sie mit!“ gestartet. Spenden sind weiterhin willkommen!

Spendenkonto für die Friedenskirche:
IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400 * BIC: COBADEFFXXX
Kennziffer: PR06396-01X Friedenskirche Potsdam
Weitere Informationen unter: https://www.denkmalschutz.de/friedenskirche.html

Prominente Botschafter
Für die Rettung der Friedenskirche machen sich zahlreiche prominente Botschafterinnen und Botschafter des öffentlichen Lebens gemeinsam mit dem Bauverein Friedenskirche Potsdam e. V., der DSD und der SPSG stark, so der Fernsehmoderator Günther Jauch, die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, „Tatort“-Kommissar Jörg Hartmann und Gemeindemitglied Ursula Weyrauch.

Pressekontakt

Frank Kallensee
Tel. 0331.96 94-318
Fax  0331.96 94-102
Postfach 60 14 62, 14414 Potsdam
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