Nach dem fristgerechten Abschluss der Dach- und Fassadensanierung wird der Neue Flügel des Schlosses Charlottenburg ab 26. Dezember 2014 wieder für das Publikum zugänglich sein
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat nach zwei Jahren Bauzeit die Dach- und Fassadensanierung des Neuen Flügels, die Fassadensanierung des Küchenflügels sowie die Modernisierung der Infrastruktur im Kellergeschoss des Schlosses Charlottenburg fristgerecht abgeschlossen. Die zurückhaltende Eleganz der Schlossanlage ist in ihrer ganzen Schönheit wieder erlebbar. Das kostbare Mobiliar und die Kunstschätze sind an ihre angestammten Plätze in den Königswohnungen und Sälen zurückgekehrt. Die Wiedereröffnung des Neuen Flügels für das Publikum am 26. Dezember 2014 ist für die SPSG deshalb ein besonderer Höhepunkt.
Möglich geworden sind die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten mit den Schwerpunkten Energieeinsparung und Verbesserung der raumklimatischen Bedingungen sowie Brandschutz durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten) zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Ebenso ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mit Mitteln aus dem Energiesparprogramm an der Finanzierung der Maßnahmen beteiligt.
Da das Schloss Charlottenburg zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins gehört, bleiben wesentliche Teile des Schlosses während der bis 2017 andauernden Sanierungsarbeiten immer für die Besucher geöffnet.
Gesamtsanierung der Gebäudehülle des Schlosses Charlottenburg
Die zwei Bauabschnitte des Neuen Flügels sind Teil der insgesamt zehn Bauabschnitte umfassenden Maßnahme „Energetische Hüllensanierung“, die bis 2017 die Überarbeitung der gesamten Gebäudehülle der Schlossanlage umfasst, zu der das Alte Schloss, der Küchen- und der Kavalierflügel, die Große Orangerie, der Neue Flügel und der Theaterbau gehören. Die Putzoberflächen, Stuck- und Natursteinelemente der Fassaden, die Fenster und Außentüren, Dachflächen und Dachräume, die technischen Anlagen in den Dach- und Kellergeschossen sowie die Geländeanschlüsse im Gartenbereich werden unter denkmalpflegerischen und energetischen Aspekten behutsam wiederherstellt bzw. erneuert. Die größten Effekte werden dabei mit Dämmmaßnahmen und dem Austausch der vorhandenen technischen Anlagen, welche überwiegend seit den 1950-1960er Jahren in Betrieb sind, erzielt.
Neben der Senkung der Energieverbrauchswerte stehen auch die Erhaltung der Bausubstanz, die Optimierung des Brandschutzes und der klimatischen Bedingungen für die Präsentation von Kunstgut im Fokus der Maßnahme. Zudem wird durch den Einbau eines Aufzuges der Besucherservice verbessert. Die im Jahr 2008 begonnenen Planungen werden in der Bauausführung bis 2017 abgeschlossen sein.
Mit der Unterteilung in zehn Bauabschnitte ist es möglich, den Museumsbetrieb während der Bauarbeiten aufrecht zu erhalten, um auch weiterhin den Besuchern aus dem In- und Ausland eines der wichtigsten kulturellen Programmziele in Berlin anbieten zu können.
Instandsetzungsmaßnahmen am Neuen Flügel
Im Zuge der nun abgeschlossenen Hüllensanierung des Neuen Flügels wurden die raumhohen Fenster überarbeitet und bauphysikalisch ertüchtigt, Reparaturen an Naturstein- und Putzoberflächen der Fassade sowie an den schmiedeeisernen Ziergittern ausgeführt und die Dacheindeckung komplett erneuert. Eine besondere Herausforderung waren die statischen Sicherungen am Traufgesims und am Sockel der Ziervasen auf der Attika. Schließlich erhielten die Fassaden einen neuen Anstrich, der sich strikt an der Farbgebung aus der Zeit des Wiederaufbaus nach der Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges orientierte.
Unsichtbar für Besucher bleiben wichtige Maßnahmen unter dem Dach. Dazu gehören neben der Dämmung der Geschossdecke zum Dach auch die Erneuerung der raumlufttechnischen Anlagen zur Beheizung der beiden großen Säle, Weißer Saal und Goldene Galerie. Im Weißen Saal wurde außerdem die Zeit genutzt, die durch Wasserschäden in Mitleidenschaft gezogene architektonisierende Volutenrahmung des Deckengemäldes aus den 60er Jahren zu restaurieren.
Im Kellergeschoss der Schlossanlage wurde die technische Infrastruktur mit dem Schwerpunkt zur Einsparung von Primärenergie optimiert, teilweise erneuert und neu strukturiert. In diesem Zusammenhang sind auch umfangreiche Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz, wie das Trennen der Kellerbereiche in Brandabschnitte, die flächendeckende Brandüberwachung sowie die Ertüchtigung der Wand- und Deckendurchdringungen der Installationen durchgeführt worden.
Kosten und Finanzierung
Für die zwei Bauabschnitte des Neuen Flügels wurden in den Jahren 2013/2014 Bauleistungen in einer Höhe von ca. 4,5 Millionen Euro erbracht, davon ca. 1 Million Euro für die Erneuerung von technischen Anlagen.
Die Kosten für die zehn Bauabschnitte umfassenden Gesamtmaßnahme „Energetische Hüllensanierung / Haustechnik / Baulicher Brandschutz“ am Schloss Charlottenburg werden mit 14,3 Millionen Euro veranschlagt. Davon kommen 9,1 Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan) sowie 5,2 Millionen Euro aus dem Energieeinsparprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).
Der Neue Flügel
Der Neue Flügel des Schlosses Charlottenburg wurde von 1740 an im Auftrag Friedrichs des Großen (1712–1786) errichtet. Die Wohnung des Königs befand sich im Obergeschoss, in der nach dem alten Bau gelegenen Hälfte des Flügels. Nach Osten schlossen sich zwei große Festsäle sowie eine zweite Wohnung Friedrichs an. Der Geschmack Friedrichs des Großen zeigt sich im Neuen Flügel voll entfaltet. Seiner persönlichen Lebensweise entsprach es, dass Bibliothek, Arbeitszimmer und Schlafzimmer – anspruchslos in ihren Ausmaßen, aber höchst persönlich in der Durchdringung des künstlerischen und geistigen Gehaltes – unmittelbar beisammenlagen. Aber auch nachfolgende Herrschergenerationen haben ihre Spuren im und am Bauwerk hinterlassen. So richtete sich Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) 1796 im Erdgeschoss eine Sommerwohnung und in der ersten Wohnung Friedrichs des Großen im Obergeschoss Winterkammern im klassizistischen Stil ein. Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und seine Frau Luise (1776–1810) bewohnten ebenfalls den Neuen Flügel. Das Schlafzimmer Königin Luises befand sich im Obergeschoss, in den ehemaligen Winterkammern Friedrich Wilhelms II. Die Räume der Königswohnungen sowie der Weiße Saal und die Goldene Galerie im Obergeschoss sind nun wieder für das Publikum geöffnet.
Brandschutztechnische Gründe machten eine Verlagerung des Museumsshops und des Ticketverkaufs aus dem Vestibül erforderlich. Der modern eingerichtete Shop und die Kasse befinden sich nun rechts des Vestibüls im östlichen Teil des Neuen Flügels. Durch den Auszug des Shops wurde die Möglichkeit geschaffen, das Vestibül wieder museal zu nutzen.
Skulpturen und Gemälde
Bereits um 1900 wurden im Vestibül des Neuen Flügels Skulpturen museal ausgestellt. An diese Tradition knüpft die gegenwärtige Präsentation im Vestibül an. Sie zeigt eine besondere Auswahl von Marmorskulpturen und Gipsplastiken, die die preußischen Herrscher von Friedrich Wilhelm II. bis zu Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) in Auftrag gegeben bzw. erworben haben. Darunter Werke von Johann Gottfried (1764–1850) und Ridolfo Schadow (1786–1822) sowie Christian Daniel Rauchs (1777–1857) zweite Liegefigur der Königin Luise. Diese stammt aus dem Antikentempel im Park Sanssouci. Rauch hatte sie im eigenen Auftrag geschaffen. Anders als bei dem offiziellen Grabmal, das er zuvor im Auftrag Friedrich Wilhelms III. für das Mausoleum im Charlottenburger Schlossgarten gefertigt hatte, strebte er hier eine nur lebensgroße und dem Bild einer Schlafenden besonders nahes Bild der Königin an. Die Skulpturen sind herausragende Beispiele für die Entwicklung der Berliner Bildhauerkunst, in der das Vorbild der römischen Antike und die Romantik eine enge Verbindung eingehen.
Antoine Watteau (1684–1721), Jean-Baptiste Pater (1695–1736), Nicolas Lancret (1690–1743): Die französischen Gemälde dieser Maler des 18. Jahrhunderts aus den Sammlungen Friedrichs des Großen und seines Bruders, Prinz Heinrich (1726–1802), gehören zu den herausragenden Kostbarkeiten im Schloss Charlottenburg. Nach der Sanierung der Außenhülle des Neuen Flügels sind sie jetzt wieder an ihrem historischen, zum Teil seit 1773 belegten, Platz zu sehen. So hängt das als ein Schlüsselwerk des 18. Jahrhunderts angesehene „Ladenschild des Kunsthändlers Edme Gersaint“ von Antoine Watteau wieder zusammen mit Gemälden aus der Rubenswerkstatt im Konzertzimmer Friedrichs des Großen, Watteaus Liebeszug in der „Einschiffung nach Cythera“ im Raum daneben. Auch nicht so bekannte, aber bedeutende Gemälde wie Charles-Antoine Coypels (1694–1752) „Jason und Medea“, mit dem der Maler als Mitglied der Pariser Akademie der Künste aufgenommen wurde, oder die vier idyllischen Landschaften im Schreibkabinett Friedrichs von vier an seinem Hof arbeitenden Künstlern (Antoine Pesne, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Charles Sylva Dubois und Johann Harper) sind nach der Sanierung wieder im Neuen Flügel zu sehen.
Schloss Charlottenburg
Kurfürst Friedrich III. (1657–1713) schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte (1668–1705) 1695 das Gut Lützow und ließ es bis 1699 nach Plänen von Johann Arnold Nering (1659–1695) als Sommerresidenz Lützenburg mit barocker Gartenanlage ausbauen. Nach seiner Krönung zum ersten König in Preußen 1701 beauftragte Friedrich I. Johann Friedrich Eosander (1669–1728) mit der Erweiterung Lützenburgs zu einer repräsentativen Sommerresidenz. Friedrich I. benannte die Residenz nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Sophie Charlotte 1705 in Charlottenburg um.
Friedrich der Große wählte bei seinem Regierungsantritt 1740 Charlottenburg als Residenz. Er beauftragte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753), den Neuen Flügel anzufügen. 1791 gab schließlich König Friedrich Wilhelm II. Carl Gotthard Langhans (1732–1808) den Auftrag, die Schlossanlage mit dem Theaterbau im Westen zu vollenden.
Im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe (1943 und 1945) schwer zerstört, wurde das Schloss von 1945 an wieder aufgebaut. Inzwischen ist es dringend sanierungsbedürftig. Es ist seit dem Verlust des Berliner Schlosses die größte erhaltene ehemalige Hohenzollernresidenz in Berlin. Als Museumsschloss von Weltrang bietet das Ensemble von beeindruckenden Gebäuden, prachtvollen Innenräumen mit kunsthistorischen Meisterwerken und der weitläufigen Gartenanlage vielfältige Einblicke in die höfische Kulturgeschichte Brandenburg-Preußens von der Barockzeit bis ins 20. Jahrhundert.
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund
trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).
Seit 2008 hat die SPSG 72 Millionen Euro verausgabt, das entspricht 47 Prozent der Gesamtsumme von 155 Millionen Euro. Im Jahr 2014 wird die SPSG voraussichtlich 21 Millionen Euro (inkl. BMUB- und EFRE-Mittel) in die Masterplanprojekte investieren. Die Sonderinvestitionsmaßnahmen kommen allen großen Häusern der Stiftung zugute.
Informationen
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10–22
14059 Berlin
Öffnungszeiten:
26.-30.12.2014: täglich, 10–17 Uhr
Januar bis März: Mittwoch bis Montag, 10–17 Uhr
April bis Oktober: Mittwoch bis Montag, 10–18 Uhr
Dienstag geschlossen
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit.
Eintritt:
8 Euro / ermäßigt 6 Euro
inkl. Audioguide