Die aufwendige Restaurierung der Wanddraperien des Luisenschlafzimmers im Schloss Charlottenburg
Intelligente und diplomatische Frau, die ihrer Zeit voraus war, Stilikone, engagierte Mutter und beliebte Königin? Vielleicht war Königin Luise (1776–1810) von all dem etwas. Daher gilt sie wohl bis heute als eine der beliebtesten Monarchinnen ihrer Zeit.
Im Schloss Charlottenburg – genauer gesagt in den sogenannten Winterkammern im Neuen Flügel – verbrachte die Königin mit ihrer Familie regelmäßig die Frühjahrs- und Sommermonate. Die Einrichtung dieser Wohnung war noch von Friedrich Wilhelm II. ab 1796 in Auftrag gegeben worden und entsprach den neuesten Modetrends. Doch mit der Fertigstellung starb Friedrich Wilhelm II. und seine Schwiegertochter Königin Luise durfte einziehen. Daraufhin wurde Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), einer der heute wohl bedeutendsten deutschen Architekten, Maler, Gestalter und Denkmalpfleger, mit der Umgestaltung des Schlafzimmers für Königin Luise beauftragt.
Er entwarf, den wenigen Aufzeichnungen zufolge, um 1810 eine filigrane Raumausstattung mit luftig-transparenter Wandbespannung und einem kunstvollen Bett aus Birnbaumholz. Das neue Schlafzimmer der Königin Luise zählte zu den bedeutendsten Werken des jungen Architekten.
Traurigerweise fiel das Schlafzimmer, wie große Teile des Schlosses, den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Bis 1937 existierten nur wenige Dokumentationen des Raumes.
Es gibt Messbilder, die den Zustand zwischen 1937 und 1945 abbilden und die vermutlich Vorlagen für die Rekonstruktion der textilen Wandbehänge nach der Zerstörung lieferten. Nach Kriegsende wurde das Schloss über Jahrzehnte hinweg wiederaufgebaut. 1974 erfolgte die Rekonstruktion der textilen Ausstattung im Luisenschlafzimmer. Die heutige Raumgestaltung basiert auf Zeichnungen, Bildern und Vermutungen über die ursprüngliche Ausstattung. Dennoch vermittelt der Raum in rosa und weiß ein Bild von der Eleganz und Leichtigkeit des ursprünglichen Interieurs.
Die Herausforderung der textilrestauratorischen Bearbeitung
Die Reinigung der textilen Wand- und Fensterdraperien (Wandbehänge) im Luisenschlafzimmer ist ein umfangreiches Projekt. Insgesamt müssen 18 unter dem Deckengesims montierte und mit Gewebe bespannte Kassetten abgenommen werden. Die Kassetten bestehen aus Holz, sind papierbeklebt und rosa gestrichen. Jede Kassette ist sternförmig mit luftigem Gewebe bespannt, trägt eine große Mittelrosette und ist mit umlaufenden Gewebestreifen gerahmt.
Die Wandflächen unter den Sternkassetten sind mit großen gerafften Gewebeteilen bedeckt, die an den Seiten nach oben gezogen in einer Freihandrosette auslaufen. Insgesamt wurden in diesem Raum 750m² Gewebe zu 205 unterschiedlichsten Teilen verarbeitet. Dabei sind die Größen der einzelnen Stücke sehr unterschiedlich: sie reichen vom kleinen Raffband an den Fensterdraperien bis zu Behängen der Wandverkleidung von bis zu 30m². Seit Dezember 2024 ist ein Team von Textilrestaurator:innen der SPSG im Einsatz, um das Gewebe vorsichtig abzunehmen, zu reinigen und wieder anzubringen.
Ein besonderer Aspekt der Restaurierung ist die detektivische Feinarbeit, mit der untersucht wurde, wie sich das Raumkonzept des Schlafzimmers im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Die Restaurator:innen fanden beispielsweise heraus, dass zwischen 1983 und 2000 eine nicht dokumentierte Änderung der Drapierung vorgenommen wurde: So ist auf den verbliebenen Fotos erkennbar, dass früher sieben Gewebefalten in der Draperie vorhanden waren, später jedoch plötzlich zwölf zu sehen sind.
Ein aufwendiger Reinigungsprozess in mehreren Schritten
Die Restaurator:innen der SPSG arbeiten mit einer Kombination aus modernen und traditionellen Techniken. Zuerst müssen die einzelnen Wandkassetten und Textilelemente des Schlafzimmers vorsichtig abgenommen, beschriftet und katalogisiert werden, um sicherzustellen, dass sie nach der Reinigung wieder genau an ihren ursprünglichen Platz zurückfinden. Dabei kommen immer wieder neue Herausforderungen zum Vorschein: Beispielsweise wurde erst beim Abnehmen der Draperien entdeckt, dass diese nicht aus einem einzigen Stück, sondern aus mehreren, raffiniert verbundenen Elementen bestehen. Ebenso war unklar, wie die rosafarbenen Wandkassetten angebracht wurden. Erfreulicherweise konnten diese einzeln abgenommen werden und dahinter verbarg sich ein intelligentes Hängesystem.
Die erste Reinigung ist immer mit einer leichten Anspannung seitens des Teams verbunden, da ausprobiert werden muss, wie sich das Gewebe verhält. In diesem Fall wurden die Wandbespannungen seit über 23 Jahren nicht mehr gereinigt. Es handelt sich hier um ein Baumwollmischgewebe, das sich durch seine feine und durchscheinende Struktur auszeichnet. Durch die Transparenz des Gewebes schimmern die rosa bemalten Wandkassetten hindurch. Über die Jahre haben sich Staubpartikel, fettige Rußablagerungen und Schmutz aus der Raumluft, die dem Stoff eine graue, leicht gelbliche Patina verliehen haben, festgesetzt.
Zur besonders schonenden Reinigung der Textilien kommt ein spezieller Niederdrucktisch zum Einsatz, der in der Textilrestaurierung der SPSG in Potsdam verwendet wird. Dieser Waschtisch ermöglicht, empfindliche Textilien mit geringem mechanischen Einfluss zu säubern. In diesem Fall wurde auf den Niederdruck jedoch verzichtet, um Faltenbildung zu vermeiden. Jede Gewebebahn muss hier einzeln und per Hand gereinigt werden. Dabei wird ausschließlich entmineralisiertes Wasser verwendet.
Arbeiten im Verborgenen
Da das Luisenschlafzimmer eine der Hauptattraktionen im Schloss Charlottenburg ist, muss die restauratorische Reinigung so durchgeführt werden, dass die Besuchenden von den Arbeiten nicht gestört werden. Daher gehen die Restaurator:innen hauptsächlich an Montagen, wenn das Schloss für Besuchende geschlossen ist, ihrer Arbeit nach. Denn das Auf- und Abbauen der Gerüste, das vorsichtige Abnehmen der schweren Wandkassetten mit den Textilien – die bis zu 20 kg wiegen – und die behutsame Bearbeitung der Gewebe erfordert präzise Planung und Koordination.
Das Luisenschlafzimmer erstrahlt wieder
Die restauratorische Reinigung des Luisenschlafzimmers wird voraussichtlich noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Doch schon jetzt ist sichtbar, welchen Unterschied die sorgfältige Textilreinigung macht: Die Stoffe erscheinen viel heller und luftiger, das Zusammenspiel aus transparentem Gewebe und rosafarbener Tapete auf den Wandkassetten tritt wieder deutlicher hervor. Es ist ein sichtbarer Unterschied zu erkennen. Man möchte behaupten, die Textilien können jetzt wieder auf- und durchatmen, denn die Pflege dieser Gewebe ist essenziell für den Erhalt historischer Innenräume.
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