Bis in den April 2025 wird in der Zedernholzgalerie von Schloss Schönhausen ein besonderes Porträt von Friedrich dem Großen zu sehen sein: ein künstlerisch zwar nicht herausragendes, aber sehr bemerkenswertes Bildwerk des Wachsbossierers, Bildhauers und Malers Johann Eckstein (1735–1817), das direkt nach der Totenmaske Friedrichs des Großen entstand. Bislang wurde es hauptsächlich im Depot der Stiftung aufbewahrt. Es ersetzt die eigentlich dort stehende Marmorbüste Friedrichs des Großen von Heinrich Bettkober (1746–1809), die als Exponat an der Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ ausgeliehen wurde.
Die Entstehung der Totenmaske
An Friedrichs Todestag, am 17. August 1786, nahm Eckstein selbst im Auftrag des neuen Königs Friedrich Wilhelm II. dem gerade Verstorbenen die Totenmaske ab. Der berühmte Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764–1850), für den Eckstein zeitweise arbeitete, berichtete 1812 dem bayrischen Kronprinzen Ludwig über den Prozess:
Er (Eckstein) „war in Potsdam als der König starb; bei Anlage der Maske von Gips hatte Eckstein um recht viel und es recht gut zu haben, bis hinter die Ohren, und den halben Hals mitgeformt; nun hatte er Mühe, die Gipsform los zu bekommen, und er klopfte deshalb mit einem hölzernen Klöppel an den Schädel, darüber wurden die Kammerhusaren, die zugegen waren, böse, so hätte er Prügel bekommen. In diese Form goß er zwei Wachs Abdrücke, davon ich den einen u. der Doctor Heinrich Meier den andern besitzt; denn gleich danach machte dieser Eckstein daran die Augen auf u. gab den Theilen nach seinem Dünken Veränderungen und Verbesserungen, wodurch er alles verdarb.“ (So zitiert bei Götz Eckardt, Johann Gottfried Schadow 1864–1850. Der Bildhauer, Berlin 1990, S. 224.)
Die originale Negativform, mit der Eckstein die beiden Wachsausgüsse herstellte, ist verloren. Schadow erwarb sein Exemplar der Totenmaske mit geschlossenen Augen wahrscheinlich direkt von Eckstein, als dieser 1796 nach Amerika auswanderte. Vermutlich hat Schadow aus finanziellen Gründen nach 1812 sein Exemplar an den aus Böhmen stammenden Wachsbossierer und Inhaber eines Wachsfigurenkabinetts in Wien, Johann Georg von Dubsky verkauft. Von diesem gelangte die Maske wohl 1824 an die Berliner Kunstkammer und später ins Hohenzollern-Museum. Im Zweiten Weltkrieg ging sie verloren.
Der aufbewahrte Wachsausguss mit geöffneten Augen befand sich vor 1945 ebenfalls im Hohenzollern-Museum. Er müsste Schadows Bericht zufolge ein Wachsausguss nach der von Eckstein bereits bearbeiteten Totenmaske sein.
Von der Totenmaske stellte Eckstein also zwei Varianten her, eine mit geschlossenen Augen und eine mit geöffneten Augen.
Aus der Totenmaske entsteht eine Büste in zwei Versionen
Johann Eckstein erhielt die Erlaubnis, die Totenmaske zu vervielfältigen und eine Büste daraus zu entwickeln. Der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) beschrieb die erste Ausformung des Bildnisses folgendermaßen: „Die Büste …. gleicht ganz ungemein dem verstorbenen Könige; zwar hatte sich sein Gesicht nach dem Tode sehr verändert, allein, so wie er tot war, ebenso siehet auch die Büste aus.“
Die Gipsbüste Ecksteins wurde mehrfach nachgegossen, wobei die Stiftung zwei Ausformungen bewahrt. Das nun in Schönhausen ausgestellte, starr und leblos wirkende Bildnis gelangte im Jahr 1900 aus Privatbesitz an das Hohenzollern-Museum. Die zweite Variante (ebenfalls ehemals Hohenzollern-Museum) befindet sich heute im Arbeits- und Schlafzimmer von Schloss Sanssouci. Sie weicht in kleinen Details von der hier gezeigten ab (bspw. an der Rüsche des Halstuchs) und erscheint etwas „gemildert“ von der Drastik der Totenmaske. Augen- und Mundpartie wirken weniger eingefallen, eine von der Nachwelt sicher gewünschte Idealisierung.
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Die Marmorbüste Friedrichs des Großen von Heinrich Bettkober befindet sich derzeit in der Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“, die vom 18. Oktober 2024 bis 6. April 2025 in der Ausstellungshalle Pei-Bau des DHM in Berlin stattfindet.
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