Als Friedrich der Große mit seinen Architekten das Neue Palais in Potsdam plante, sah er für seine eigene Wohnung einen Raum vor, dessen Gestaltung von einem bestimmten Vasentyp inspiriert war: den Schneeballvasen.
Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG
Die Sammlung von über 40 Porzellanvasen, deren Oberflächen vollständig mit Nachbildungen der Blüten des Schneeballstrauches (Viburnum) belegt sind, hatte Friedrich der Große sich während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) in der Manufaktur in Meißen bestellt und nach Potsdam liefern lassen.
Weltweit größter Bestand
Nun, nach dem Krieg, sollte fast der gesamte Bestand zusammen präsentiert werden: Auf weißen, reich geschnitzten und porzellanhaft glänzenden Konsolen vor rosa gefassten Paneelen, deren Farbe sich in jeder einzelnen Porzellanblüte in der Wiedergabe der Blütenstempel wiederholte. Selbst der reiche Deckenstuck mit ebenfalls glänzend lackierten, weißen Blüten wurde diesem kostbaren Schatz angepasst, der bis heute einzigartig und der weltweit größte Bestand originaler Schneeballvasen des 18. Jahrhunderts ist.
Das Spiel mit Kunst und Natur beschränkt sich aber bei den Vasen nicht nur darauf, dass sie in ihrer Form so aussehen, als hätte ein geübter Gärtner sie aus einem blühenden Busch herausgeschnitten. Auch zwischen den vereinzelten grünen Blättern ist eine Menge Leben dargestellt: hier tummeln sich allerhand Vögel, seien es Spechte, die nach Käfern picken oder Papageien mit Zuckerstückchen im Schnabel. Der unterhaltsame Effekt, hier eine kleine Naturwelt in Porzellan darzustellen, geht auf einen der wichtigsten deutschen Porzellanschöpfer des 18. Jahrhunderts zurück, Johann Joachim Kaendler.
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