Das Mosaik in der Apsiskuppel der Potsdamer Friedenskirche in Sanssouci ist einzigartig nördlich der Alpen und von ganz besonderer Qualität. Es stammt aus der Kirche San Cipriano auf Murano, nördlich von Venedig. Als diese aufgegebene Kirche 1835 abgerissen werden sollte, erwarb Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) das Mosaik, ließ es in 111 Abschnitten von der Wand nehmen und auf Wasserwegen nach Potsdam bringen. Dr. Ute Joksch, SPSG-Restauratorin im Fachbereich Architekturfassung/Wandbild, berichtet von der ersten Restaurierung nach 170 Jahren.
800 Jahre alt, 60 Quadratmeter groß und von herausragender Qualität: Das Mosaik in der Apsiskuppel der Potsdamer Friedenskirche ist nördlich der Alpen einzigartig.
Dargestellt ist zentral in der Mitte eine sogenannte Deesis, eine Bildkomposition mit dem thronenden Christus als Herrscher, flankiert von Maria und Johannes dem Täufer sowie den Heiligen Petrus und Cyprian. Seitlich im Chorjoch sind die Erzengel Raphael und Michael zu sehen.
Der Bau der Friedenskirche wurde 1844 nach Plänen des Hofarchitekten Friedrich Ludwig Persius im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. begonnen. Zu dieser Zeit war es in Europa schon lange nicht mehr üblich, die Wände mit Mosaiken zu verzieren. Populär wurde diese Kunstgattung erneut mit dem Aufkommen historischer Baustile im 19. Jahrhundert. Inzwischen waren jedoch die handwerklichen Fähigkeiten verloren gegangen. Wohl deshalb gestaltete die venezianische Firma von Antonio Salviati 1890 das Mosaik-der Kuppel im angrenzenden Kaiser-Friedrich-Mausoleum.
Spektakulär ist, wie das byzantinische Mosaik in die Potsdamer Friedenskirche gelangte. Es stammt aus der Kirche San Cipriano auf Murano, nördlich von Venedig. Eine Inschrift bezeugt, dass es von „Frosima Marcella“ für ihren zu Beginn des 13. Jahrhunderts verstorbenen Mann „Petri Marcelli“ gestiftet worden war. Gefertigt wurde es aus durchgefärbten Glassmalten, vergoldeten farbigen Glassteinchen, und einer Vielfalt von Natursteinen, die einzeln in den frischen Mörtel gesetzt wurden.
Als sich der Abriss der aufgegebenen Kirche abzeichnete, erwarb der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm auf seiner zweiten Italienreise das Mosaik für 385 Taler und ließ es 1835/36 von zwei italienischen Fachleuten mit einem speziellen Verfahren in 111 Abschnitten von der Wand abnehmen. Auf Wasserwegen gelangten die Mosaikteile nach Potsdam. Die auf einem Gipsbett verankerten Mosaikplatten wurden dann von einem Potsdamer Stuckateur in der für die Maße des Mosaiks neu errichteten Apsiskuppel eingefügt.
Zum ersten Mal seit 170 Jahren wurde das Mosaik im vergangenen Sommer restauriert. Leimfarbenlasuren, die 1845 zur Schließung von Fehlstellen über die Mosaiksteinchen gezogen wurden, mussten gefestigt werden. Hohlstellen wurden hinterfüllt, fehlende Mosaiksteinchen ergänzt. Besonders auffallend ist das Ergebnis der Reinigung der hellen Bildbereiche, welche durch Staubschichten vergraut waren, sowie die farbige Retuschierung der sich hell abzeichnenden Plattenfugen.
Möglich wurde die Restaurierung mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bauverein der Friedenskirche.
Die Abteilung Restaurierung der SPSG erforscht in den kommenden Monaten unter anderem die chemische Zusammensetzung der farbigen Gläser in vergleichender Betrachtung mit venezianischen Mosaiken des 13. Jahrhunderts.
Alle Abbildungen: © SPSG
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