Schloss und Schlossgarten Charlottenburg in Berlin gehören zu den großen Sanierungsprojekten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Im Rahmen eines Arbeitsbesuchs informiert sich Christoph Meyer, Mitglied des Deutschen Bundestages und Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Deutschen Bundestag, heute über den Stand der bis 2024 abgeschlossenen und bis 2030 noch vorgesehenen Baumaßnahmen.
Vorgestellt wurde die im Mai 2024 abgeschlossene „Energetische Hüllensanierung“ des Schlosses. Fassaden, Dächer und ein Großteil der Dachgeschosse des gesamten Gebäudekomplexes sind nach einem Jahrzehnt vollständig saniert. Die Maßnahmen tragen zu einer nachhaltigen Reduzierung des Energieverbrauchs und des CO₂-Ausstoßes bei.
Fortgesetzt wird hingegen die im November 2022 begonnene umfassende Instandsetzung der Gartenanlagen im Umfeld des Schlosses einschließlich der kompletten Wasserver- und Abwasserentsorgung, der Modernisierung der Sicherheitstechnik sowie der Restaurierung der historischen Zaunanlagen. Diese Arbeiten sollen voraussichtlich 2027 abgeschlossen sein.
In Planung ist darüber hinaus der denkmalgerechte Neubau eines Besuchszentrums westlich des Ehrenhofvorplatzes. Neben dem Ticketverkauf und einem Museumsshop ist hier ein umfangreiches Informationsangebot für die Gäste vorgesehen. In diesem Zusammenhang soll auch der östliche Ehrenhofflügel (Küchenflügel) mit dem Ziel umgebaut werden, einen zentralen barrierefreien Besuchereingang für das Schloss einzurichten. Die Baudurchführung soll 2026 beginnen und bis 2029 abgeschlossen sein.
Ermöglicht wurden und werden die Maßnahmen durch die beiden Sonderinvestitionsprogramme für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), die der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) – zunächst für die Jahre 2008 bis 2017 und direkt anschließend für den Zeitraum bis 2030 – zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben.
Energetische Hüllensanierung
Die 2013 im Rahmen des ersten Sonderinvestitionsprogramms (SIP 1, Masterplan) begonnene Instandsetzung der gesamten Schlossanlage umfasste die Gebäudehülle mit ihren Fassaden und Dächern, die Anlagen der technischen Ausstattung, den präventiven Brandschutz sowie die Sanierung der Innenräume im Sinne eines besseren Kunstgutschutzes und nicht zuletzt die Optimierung der Serviceangebote für die Besuchenden. Schwerpunkt war die die Verbesserung des Wärmeschutzes und der Energieeffizienz des – aus Altem Schloss, den beiden Ehrenhofflügeln (Küchen- und Kavalierflügel), dem Neuen Flügel, der Großen Orangerie und dem Theaterbau bestehenden – Gebäudekomplexes.
Mit dem Ziel der Erhöhung der Energieeffizienz wurden die Fassaden mit ihren Putz-, Stuck-, Natursteinoberflächen und den überwiegend raumhohen Fenstern bzw. Fenstertüren, die Dachflächen und Dachräume sowie die technischen Anlagen in den Dach- und Kellergeschossen unter denkmalpflegerischen und energetischen Aspekten überarbeitet. Signifikante Effekte konnten dabei mit Dämmmaßnahmen und durch den Austausch vorhandener technischer Anlagen, die überwiegend seit den 1950er, 1960er Jahren in Betrieb waren, erzielt werden. So wurden z. B. 4.000 laufende Meter Heizungsrohre im Kellergeschoss neu isoliert, insgesamt 8000 m² Deckenflächen zu den unausgebauten Dachgeschossen gedämmt, die lufttechnischen Anlagen für die beiden großen Säle im Neuen Flügel erneuert und die Steuerung der Heizungsanlage modernisiert.
Auch die Überarbeitung der mehr als 700 Fenster und der Austausch von 6.300 Isolierglasscheiben in den Fenstern bzw. Fenstertüren mit kleinteiliger Sprossenteilung und schließlich der Einbau von energiesparendem sogenanntem K-Glas in Kastenfenstern werden die Energieverluste künftig deutlich reduzieren und die angestrebte Klimastabilität verbessern. Es ist davon auszugehen, dass das im Rahmen der Planung berechnete Energieeinsparpotenzial in Höhe von 34 Prozent erreicht wird.
Neben der Senkung der Energieverbrauchswerte standen auch Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz, insbesondere in Bereichen mit erhöhter Brandentstehungsgefahr im Fokus. Angefangen mit der Erneuerung der Blitzschutzanlagen, dem Einbau und der Ertüchtigung von Brandwänden bis hin zur flächendeckendecken Überwachung mit Brandmeldeanlagen im Kellerschoss, in den Dachgeschossräumen, in den Depots und Restaurierungswerkstätten sowie mit der Installation von Trockenlöschleitungen für die Feuerwehr wurden die Forderungen des Brandschutzes umgesetzt.
Und nicht zuletzt war der Bau eines freistehenden Aufzugs mit Anbindung an eine Fassade im Konditorhof ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Der Lift ermöglicht seither den barrierefreien Zugang zum Ausstellungsbereich im Obergeschoss des Schlosses.
Durch die Mittel des zweiten Sonderinvestitionsprogramms (SIP 2, Masterplan) konnten dann seit 2021 die noch die ausstehenden Arbeiten an der Hülle der Großen Orangerie und des Theaterbaus realisiert werden. Das für die Staatlichen Museen zu Berlin neu ausgebaute Dachgeschoss im Theaterbau erfüllt jetzt alle aktuellen Anforderungen für eine Depotnutzung. Die hellere Farbgebung des Gebäudes, das seit 2022 auch durch das Käthe-Kollwitz-Museum und der Kulturstiftung der Länder prominent genutzt wird, orientiert sich an jener der letzten Fassadensanierung in den 1980er Jahren.
Weitere Baumaßnahmen stehen allerdings noch an. So werden u. a. die Sicherheitstechnik inklusive der Fassadenbeleuchtung modernisiert und erweitert, die historischen Zaunanlagen des Ehrenhofs und Orangengartens restauriert und schließlich um das gesamte Schloss herum die Natursteinplatten und Ziegelflächen im Traufbereich restauriert und – wo erforderlich – erneuert.
Finanzierung
Die Kosten für die von 2013 bis 2018 in mehreren Bauabschnitten erfolgte bauliche Umsetzung im Rahmen des ersten Sonderinvestitionsprogramms waren mit insgesamt 16,4 Millionen Euro zu beziffern (SIP 1: 9,1 Millionen Euro; Energieeinsparprogramm des Bundes: 5,3 Millionen Euro). Die Kosten für die von 2021 bis 2024 im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms realisierten Maßnahmen betrugen 7,1 Millionen Euro.
Instandsetzung der Gartenanlagen
Am 14. November 2022 hat die SPSG mit der unmittelbar am Schloss befindlichen Gartenbereiche begonnen. Dazu gehören südlich des Schlosses der Theatervorplatz (vor dem Theaterbau), der Orangengarten zwischen Großer und Kleiner Orangerie, der Ehrenhof und der Fürstingarten vor dem Neuen Flügel sowie die Schlossterrasse nördlich des Schlosses. Saniert werden zudem die direkt am Spandauer Damm gelegenen Areale des Schloss- und des Luisenplatzes.
Im Zuge der Sanierung der Wasserver- und Abwasserentsorgung werden alle Trink-, Schmutz- und Mischwasserleitungen erneuert. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird anfallendes Regenwasser künftig nicht mehr über die vorhandene Mischwasserentsorgung abfließen, sondern zur Anreicherung des Grundwassers über unterirdische Rigolen vor Ort unter den Rasenflächen versickert.
Alle genannten Bereiche werden in ihren Grundstrukturen mit dem Ziel wiederhergestellt, die historischen Gartenanlagen aufzuwerten und die originale Substanz zu erhalten. Dies soll mit einer deutlichen verbesserten Präsentation des Gartendenkmals einhergehen. Zudem erfolgt eine Sanierung der Wegeflächen einschließlich der Tragschichten sowie die Wiederherstellung der Rasenflächen. Um eine bessere Begeh- und Befahrbarkeit zu gewährleisten, werden ausgewählte Wegebereiche bzw. -abschnitte gepflastert.
Finanzierung
Ermöglicht wird das Projekt durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan). Die Gesamtkosten sind aktuell mit ca. 12 Millionen Euro zu beziffern.
Neubau des Besuchszentrums
Geplant ist der Neubau eines Besuchszentrums in Verbindung mit dem Umbau des östlichen Ehrenhofflügels (Küchenflügel) zum zentralen Besucherempfang. Das Gebäude soll nach Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt Berlin in Verlängerung der Kleinen Orangerie positioniert werden. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand hier in unmittelbarer Nähe das Hausarchiv der Hohenzollern, von dem heute nur noch das Wachhäuschen erhalten ist. Der von dem Stuttgarter Architekturbüro bez+kock architekten bda entworfene Neubau soll das denkmalgeschützte Schlossensemble weitgehend von Servicefunktionen freihalten und elementare Funktionen wie Besucherinformation, Ticketerwerb, Garderobe, Gastronomie, Museumsshop, Sanitärbereich aufnehmen und darüber hinaus flexibel für Veranstaltungen genutzt werden.
Eine deutlich bessere und barrierefreie Eingangssituation ins Schloss sowie eine optimierte Gästeführung in die verschiedenen Ausstellungsbereiche im Alten Schloss und im Neuen Flügel soll der denkmalverträgliche Umbau des östlichen Ehrenhofflügels (Küchenflügel) zum zentralen Besucherempfang ermöglichen.
Der Neubau des Besuchszentrums wird künftig zwischen dem Schloss- und Gartenensemble Charlottenburg mit den Museen Altes Schloss, Neuer Flügel, Neuer Pavillon, Mausoleum, Belvedere und Käthe-Kollwitz-Museum im Norden und den museal genutzten Torgebäuden der Sammlung Scharf-Gerstenberg und des Museums Berggruen sowie dem Bröhan-Museum, dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik an der Schlossstraße im Süden stehen.
Finanzierung
Die Gesamtbaukosten für die vorbereitenden Maßnahmen, den Umbau des Empfangsbereichs im östlichen Seitenflügel und den Neubau des Besuchszentrums betragen insgesamt ca. 19,9 Millionen Euro.
Zur Geschichte des Schlosses Charlottenburg
Kurfürst Friedrich III. (1657-1713) schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte (1668-1705) 1695 das Gut Lützow und ließ es bis 1699 nach Plänen von Arnold Nering (1659-1695) als Sommerresidenz Lützenburg mit barocker Gartenanlage ausbauen. Nach seiner Krönung zum ersten König in Preußen 1701 beauftragte Friedrich I. Johann Friedrich Eosander (1669-1728) mit der Erweiterung Lützenburgs zu einer repräsentativen Sommerresidenz. Friedrich I. benannte die Residenz nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Sophie Charlotte 1705 in Charlottenburg um.
Friedrich der Große (1712-1786) erwählte bei seinem Regierungsantritt 1740 Charlottenburg zur Residenz. Er beauftragte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753), den Neuen Flügel anzufügen. 1791 gab schließlich König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) Carl Gotthard Langhans (1732-1808) den Auftrag, die Schlossanlage mit dem Theaterbau im Westen zu vollenden.
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss ab 1945 wieder aufgebaut. Inzwischen ist es dringend sanierungsbedürftig. Es ist seit dem Verlust des Berliner Schlosses die größte erhaltene ehemalige Hohenzollernresidenz in Berlin. Als Museumsschloss von Weltrang bietet das herausragende Ensemble von beeindruckenden Gebäuden, prachtvollen Innenräumen und kunsthistorischen Meisterwerken vielfältige Einblicke in die höfische Kulturgeschichte Brandenburg-Preußens von der Barockzeit bis ins 20. Jahrhundert.
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).