Kaiser für Oranienburg

Büsten römischer Kaiserinnen und Kaiser erinnern an das ehemalige Bildprogramm des Schlosses Oranienburg

"Im Bestand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) befinden sich marmorne Bildnisbüsten der ersten zwölf römischen Kaiser und Kaiserinnen, die aufgrund der Einmaligkeit dieser Doppelserie mit großer Wahrscheinlichkeit mit denen identisch sind, die der Große Kurfürst von Brandenburg zwischen 1675 und 1685 bei dem niederländischen Bildhauer Bartholomäus Eggers in Auftrag gab. Die Auswertung historischer Darstellungen und Archivalien und die Beschreibungen des Schlosses Oranienburg erwähnen mehrere Kaiserserien aus unterschiedlichen Materialien, darunter auch eine Doppelserie der Kaiser und Kaiserinnen aus Marmor. Somit lässt sich vermuten, dass die Büsten aus Oranienburg stammen, obwohl der genaue historische Standort nicht konkret belegt werden kann.

Um dennoch an das außerordentlich reiche, heute kaum noch erlebbare ikonografische Programm des Schlosses Oranienburg zu erinnern, hat sich die SPSG entschieden, Kopien der Kaiserbüsten anzufertigen und in die Nischen der Seitenflügel des Schlosses zu versetzen.

Die Serien der ersten zwölf römischen Kaiser gehörten seit der italienischen Renaissance zu einem beliebten Bildprogramm, mit dem fürstliche Herrscher durch den Bezug zum Kaisertum des römischen Reiches die Bedeutung ihres Hauses zu unterstreichen suchten. Die Oranienburger Büsten waren auch hier Teil einer reichen Herrschaftsikonografie, mit der bereits der Große Kurfürst das Selbstverständnis des Hauses Hohenzollern hinsichtlich der Ausstattung seiner Schlösser und Gärten verdeutlichte. Unter König Friedrich dem Großen wurden die Büsten um 1743 in Verbindung mit den Standbildern seiner Vorfahren, des Großen Kurfürsten und Friedrich III., im Park Charlottenburg aufgestellt. Die Büsten prägten bis auf einige Unterbrechungen seit dem die Gartenseite des Schlosses. Die Büsten wurden um 1978 deponiert, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen.

1998 wurde von der Kustodin der Skulpturensammlung der SPSG, Saskia Hüneke, und dem damaligen Werkstattleiter Rudolf Böhm ein dreiteiliges Denkmalpflege- Konzept für die Büsten entwickelt. Im ersten Teil waren die Restaurierung und die Präsentation der originalen Marmorbüsten im Inneren des Schlosses Oranienburg vorgesehen, von denen bereits zwölf Büsten in der schmalen Galerie des östlichen Seitenflügels zu sehen sind. Mit der Aufstellung von 16 in Kunststein nachgegossenen Kaiser- und Kaiserinnenbüsten in den Nischen der Seitenflügel des Oranienburger Schlosses wird jetzt der zweite Teil abgeschlossen. Im letzten Teil sollen Marmorkopien für den Park des Schlosses Charlottenburg angefertigt werden, da die Büsten dort 200 Jahre lang Teil der programmatischen Ausstattung Friedrichs II. waren.

Die Restaurierung der Originalskulpturen erfolgte im Fachbereich Skulpurenrestaurierung der SPSG. Die wetterfesten, leichten Kunststeinabgüsse für die Nischen des Schlosses Oranienburg wurden von dem Stuckateur und Restaurator der SPSG, Ingo Seifert, nach und nach in den letzten 10 Jahren ausgeführt. Die Aufstellung erfolgte unter tatkräftiger Unterstützung des ganzen Fachbereichs, besonders von Robert Freund. Die Stadt Oranienburg unterstützte das Projekt großzügig mit aufwändigen Gerüstbauarbeiten. Ihnen allen sowie den zuständigen Denkmalbehörden ist für ihre konstruktive Zusammenarbeit zu danken.

In den Nischen des Schlosses Oranienburg befinden sich jetzt die Abgüsse folgender Büsten:

Julius Caesar und Pompeia, Gemahlin des Julius Caesar

Domitianus Octavianus Augustus und Livia Drusilla, Gemahlin des Augustus

Tiberius und Agrippina, Gemahlin des Tiberius

Caligula und Carsonia, Gemahlin des Caligula

Claudius und Aelia Petina, Gemahlin des Claudius

Domitius Nero und Statilia Messalina, Gemahlin des Nero

Sergius Galba und Lepida, Gemahlin des Galba

Silvius Otho und Albia Terentia, Mutter des Silvius Otho"