"Medea und Jason" : Ein Hauptwerk des Malers Carle Van Loo

Nach der Restaurierung ist das Gemälde wieder im Neuen Palais zu sehen

"Carle Van Loo stammt aus einer der bedeutendsten Malerdynastien Europas im 18. Jahrhundert. 1705 in Nizza geboren, stieg er 1762 bis zum Amt des "Premier peintre du roi (Erster Maler des Königs)" auf, der einflussreichsten und zentralen Position des französischen Kunstlebens. Van Loo galt zu Lebzeiten als einer der wichtigsten europäischen Maler, vor allem wegen seiner großen Historienbilder und Darstellungen aus Sage, Bibel und Geschichte, die er, wie zu seiner Zeit kein anderer, souverän zu inszenieren verstand. Seine großformatigen Hauptwerke sind Gipfelleistungen der Malerei des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) bewahrt drei wichtige Werke Van Loos auf, darunter zwei seiner großformatigen Kompositionen, die Frankreich nur äußerst selten verließen.

Während zwei dieser Gemälde direkt für Friedrich den Großen geschaffen bzw. für ihn erworben wurden, hat "Medea und Jason" eine kompliziertere, aber umso faszinierendere Geschichte. Dargestellt sind die damals international berühmte Schauspielerin Claire-Josèphe-Hippolyte Léris de la Tude, genannt Mademoiselle Clairon, und ihr Kollege Henri Louis Le Kain als Medea und Jason. Carle Van Loo malte das 230 x 328 cm große Gemälde 1759 für die Prinzessin Galitzin, Frau des russischen Botschafters in Wien, die es der berühmten Schauspielerin schenkte. Der unmittelbare, große Erfolg des Gemäldes bewog Ludwig XV., den aufwändigen Rahmen für das Gemälde in Auftrag zu geben, der sich bis heute erhalten hat und das Gemälde einfasst. Mademoiselle Clairon verkaufte das Gemälde 1773 an den letzten Markgrafen von Ansbach, dessen Geliebte und kulturelle Beraterin sie im selben Jahr wurde. 1793 gelangte das Gemälde durch Erbfolge aus Ansbach nach Preußen.

Die SPSG konnte die Restaurierung des Gemäldes und des Rahmens im Frühjahr 2007 Dank der großzügigen Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, insbesondere durch zwei große Spenden aus ihrem Kreis, u.a. von der Dexia Kommunalbank Deutschland AG, in Angriff nehmen.

Restaurierung des Gemäldes durch die Restauratorengemeinschaft Uta Matauschek und Sybille Kreft

Das Gemälde besaß wegen partieller Farbschichtlockerungen jahrelang zahlreiche Papieraufkleber auf der Bildvorderseite. Es befand sich in einem generell konservatorisch bedenklichen Zustand. Auch das ästhetische Erscheinungsbild war durch einen stark verdunkelten Firnis und viele Unregelmäßigkeiten in der Farbschicht unbefriedigend, so dass es seit einigen Jahren für eine Restaurierung vorgesehen war, die im Frühjahr 2007 in Angriff genommen werden konnte. Das Ziel der Bearbeitung sollte vordringlich die Herstellung eines konservatorisch stabilen Zustandes mit teilweiser Entrestaurierung und abschließender zurückhaltender Restaurierung einschließlich malerischer Teilrekonstruktionen sein.

Nach der Abnahme der Sicherungspapiere erfolgte eine partielle Farbschichtfestigung. Zahlreiche Kittungen, Retuschen und Übermalungen aus mindestens vier vorausgegangenen Überarbeitungen markierten sich und mussten größtenteils entfernt werden. Bei näherer Untersuchung der Malschicht stellte sich heraus, dass das Bild mindestens drei Firnisüberzüge besaß, wovon eine Firnisschicht durch Pigmentzugabe gelblich getönt worden ist und somit Hauptursache der starken Verdunklung war. Während der Firnisabnahme zeigte sich in beeindruckender Weise, welch großer Farbunterschied durch die dunkle Firnisschicht entstanden war und wie leuchtend die Malerei ursprünglich gewesen sein muss. Viele Details und auch die Signatur traten nun wieder klarer hervor.

Klarer wurde jedoch auch das Ausmaß der teilweise sehr großflächigen alten Schäden in der Farbschicht, die nun wieder nachgekittet, strukturiert und retuschiert werden mussten. Im Bereich des Drachenschwanzes war eine schwierige malerische Rekonstruktion nötig.

Da die Retuschen vor einem letztendlichen flächigen Schlussüberzug mit einem Naturharzfirnis gut durchgetrocknet sein müssen, wird diese Maßnahme erst im nächsten Sommer erfolgen.

Restaurierung des Rahmens durch Volker Ehlich

Ziel der Bearbeitung war eine zurückhaltende Konservierung und Restaurierung des Rahmens unter Berücksichtigung der natürlichen Alterungserscheinungen. Wichtig dabei war eine ähnlich schonende Herangehensweise wie bei der Gemälderestaurierung, um ein harmonisches Zusammenspiel von Gemälde und zugehörigem Rahmen zu erreichen.

Der in seiner Substanz stabile Rahmen ist in vier einzelne Rahmenschenkel zerlegbar. Die Vergoldung zeigte am gesamten Rahmen etliche kleinere Fehlstellen, sowie in vielen Bereichen aufgetragene und stark oxidierte Bronzierungen von früheren Überarbeitungen. So ließen auch unangepasst aufgetragene Kittungen die Formverläufe dekorativer Elemente nicht mehr klar erkennen. Auf den Höhen der Blattrücken der umlaufenden Ranken und Lorbeerblätter gab es Holzausbrüche, an den aufstrebenden Lorbeerblättern neben der Rahmenbekrönung plastische Fehlstellen. An den Außenkanten des Rahmens waren mehrere Druckstellen und Abplatzungen in der Holzsubstanz und Vergoldung sichtbar. Der obere Teil der Rahmenbekrönung ist nicht ursprünglich. Diese spätere Zutat setzt sich deutlich in der Formsprache ab.

Durch die Abnahme der stark oxidierten Bronzierung konnte zunächst ein einheitlicher Gesamteindruck der Fassung wieder hergestellt werden. Es folgten die plastischen Ergänzungen an fehlenden Blattspitzen, sowie Band- und Rollwerk entsprechend dem Original in Lindenholz. Alle alten Kittungen wurden mechanisch entfernt, um den natürlichen Zustand aller in Zusammenhang stehenden Formverläufe wieder sichtbar zu machen. Die in größerer Anzahl vorhanden Fassungsfehlstellen wurden entsprechend der Vorgabe aufgrundiert und schließlich mit Dukaten-Doppelgold vergoldet. Abschließend erfolgte eine Angleichung der neuen Vergoldung an die historische Fassung.

Die Konzeption und Betreuung sämtlicher Restaurierungsmaßnahmen erfolgte durch die Gemäldewerkstatt Potsdam. Die Gesamtkosten für die Restaurierung des Gemäldes belaufen sich auf 26.000 Euro, für den Rahmen auf 6.600 Euro."