Allegorie der "Luft" wieder im Park Sanssouci

Werktreue Marmorkopie ersetzt das kostbare Original an der Großen Fontäne

"Die Skulpturen des Französischen Rondells an der Großen Fontäne zählen zu den künstlerischen Höhepunkten im Park Sanssouci. Im Auftrag Friedrichs II. wurden 1752 die kostbaren Geschenke des französischen Königs Ludwig XV. aufgestellt: Venus und Merkur von Jean Baptiste Pigalle (1714-1785) sowie zwei Jagdgruppen von Lambert Sigisbert Adam (1700-1761), "Le retour de la chasse" (Die Rückkehr von der Jagd) und "La peche dans la mer" (Das Fischen im Meer). Das Rondell wurde bis 1760 mit sechs weiteren Götterstatuen und Allegorien von "Feuer" und "Erde" von Francois Gaspard Adam (1710-1759) vervollständigt. Die beiden Jagdgruppen wurden als Allegorien der Elemente "Luft" und "Wasser" interpretiert, so dass sich ein Ensemble der vier Elemente im Kreis der Götter ergab. In der künstlerischen Sprache Lambert Sigisbert Adams werden große Dynamik, eine feine Formendifferenzierung und technische Kunstfertigkeit zu einem möglichst leichten, die Statik des Steins fast verleugnenden Gesamteindruck zusammengeführt. Beide Jagdszenen sind hervorragende Bespiele für das Werk Adams, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts zu den führenden Bildhauern am Hof des Königs gehörte. Die zweifigurige Allegorie der "Luft" ist eine der kostbarsten Skulpturen im Park Sanssouci. Mit der hohen künstlerischen Bedeutung und der außerordentlichen Ausführungsqualität vor allem der Werke von Jean Baptiste Pigalle und Lambert Sigisbert Adam erreichte Friedrich II. in der Ausstattung des Parks Sanssouci das Niveau der führenden europäischen Kuturnationen wie z.B. Frankreich.

Während die Statuen von Pigalle bereits 1855 bzw. 1904 durch Marmorkopien ersetzt worden sind, verblieben die anderen Skulpturen im Rondell. Die fortschreitende Verwitterung der Werke nahm in den letzten Jahrzehnten erheblich zu. Der großflächige, stellenweise bis 1,5 cm tiefe Verlust der Oberfläche, zahlreiche Spannungsrisse und abgebrochene Details machten die Deponierung der Skulpturen erforderlich. Aufgrund ihrer inhaltlichen und künstlerischen Bedeutung für das Gartenkunstwerk des Parkes Sanssouci entschied die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), die Skulpturen durch werktreue Marmorkopien zu ersetzen.

Die Arbeit an der Allegorie der Luft begann 2002 mit dem Transport in die Restaurierungswerkstatt für Skulpturen. Nach der Reinigung und partiellen Festigung wurden fehlende Einzelteile mit weißem Gips rekonstruiert. Zahlreiche historische Fotoaufnahmen, wie beispielsweise die von Max Baur, die dem Bundesarchiv Koblenz zu danken sind, dienten als Vorlage für die aufwändige Modellarbeit, die vor allem von Walter Rentzsch aus der Restaurierungswerksatt für Skulpturen der SPSG ausgeführt wurde. Das so ergänzte Original diente nun als Modell für die Kopie. Ziel war die maximale Werktreue in Form, Material und Technologie. So wird in höchster Wertschätzung des Originals eine Kopie geschaffen, die durch Qualität und Haltbarkeit in der Lage ist, den ästhetischen und konzeptionellen Zusammenhang im Park weit in die Zukunft zu tradieren. Original und Kopie der Allegorie der "Luft" waren bereits im Sommer 2006 in der SPSG-Ausstellung "Marmor, Stein und Eisen bricht ... Die Kunst zu Bewahren" zu sehen.

Ausführender Künstler war der Potsdamer Bildhauer Andreas Klein. Der 1969 geborene Bildhauer und Restaurator zeichnet sich durch eine besondere Begabung für die Fertigung anspruchsvoller Marmorarbeiten aus und hat sich seit Jahren auf diesem Gebiet weiterentwickelt und spezialisiert. Die Arbeit an der Kopie der "Luft" nahm drei Jahre in Anspruch. Mit der Vollendung der Kopie der "Luft" von Andreas Klein ist einer der Höhepunkte der von Rudolf Böhm, dem früheren Leiter der Restaurierungswerkstatt der SPSG, initiierten und geführten Entwicklung erreicht, in der seit 1990 kontinuierlich durch verschiedene Bildhauer Marmorkopien für den Park angefertigt wurden. Im Rondell an der Großen Fontäne wurden bereits Kopien von sechs Götterstatuen aufgestellt.

Alle Elementegruppen stehen auf reliefgeschmückten Sockeln, die vermutlich 1752 in der Werkstatt Francois Gaspard Adams in Berlin geschaffen wurden. Für die Kopie der "Luft" wurden auch die Reliefs in Gips ergänzt und in Marmor kopiert:

Junger Zephyr und Adler von Jens Cacha, Berlin

Alter Zephyr von Frank Schauseil, Dresden

Adler von Stefan Dürre, Dresden"