Höfische Jagd im Grunewald

Im Jagdschloss Grunewald wurde das Jagdzeugmagazin mit neuer Dauerausstellung wieder eröffnet

"Seit dem 28. April 2007 zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Jagdzeugmagazin des Jagdschlosses Grunewald eine neue Dauerausstellung. Im Zentrum der Schau stehen unterschiedliche Arten der höfischen Jagd, die neben Festlichkeiten, Musik und Zeremoniell einen gewichtigen Platz im Leben eines Monarchen oder Fürsten einnahm. Außerdem gibt die Ausstellung Einblicke in die Bau- und Nutzungsgeschichte des Jagdschlosses Grunewald, das bis 2009 saniert wird.

Das Jagdzeugmagazin

Die neu gestaltete Ausstellung im Jagdzeugmagazin erzählt die Geschichte des ältesten erhaltenen Berliner Schlosses von 1542 und das jagdliche Treiben der brandenburgisch-preußischen Herrscher im Grunewald. Die Tradition des Jagdzeugmagazins reicht in Berlin und Brandenburg bis in das 16. Jahrhundert zurück. Vorgängerbau war der kurfürstliche Jägerhof auf dem Friedrichswerder in der heutigen Mitte Berlins. Erst 1770, auf Befehl König Friedrich des Großen, wurde der Jägerhof aufgelöst und nach Grunewald verlegt. Das neu errichtete Jagdzeugmagazin diente seither, wie der Name bereits verrät, zur Aufbewahrung des königlichen Jagdzeuges. Dazu zählten z.B. Stellstangen, Leinentücher, Netze und andere Jagdutensilien. Waffen dagegen gehörten nicht zur Ausstattung. Bis zur Auflösung dieses Hofjagdrevieres 1904 behielt das Jagdzeugmagazin seine Funktion.

Teil 1 der Ausstellung: "Die Jagd"

Ganz im Sinne höfischer Lebensauffassung bedeutete die Jagd zugleich Lustbarkeit und körperliche Übung, Zurschaustellung und höfische Repräsentation. Darüber hinaus war sie vor allem aber auch ökonomisch und diplomatisch bedeutsam. Gejagt wurde nicht nur vor den Toren der Residenzen, sondern in den Hofjagdrevieren in allen Landesteilen. Entsprechend breit gefächert war das Aufgabenspektrum rund um die höfische Jagd. Berufsbezeichnungen wie Oberjägermeister, Jagdpage, Büchsenspanner, Hundeführer, Falkonier, Vogelsteller, Enten- und Hühnerfänger, Wagenmeister, Pferdebursche, Jagdkoch sowie Jagdmusiker lassen diese Vielfalt erahnen.

Organisatorisches Zentrum des kurfürstlich-königlichen in Jagdbetriebes war der Jägerhof in Berlin und ab 1770 das Jagdzeugmagazin im Jagdschloss Grunewald. Bei Bedarf wurde das entsprechende Jagdzeug von Berlin aus in alle Landesteile verschickt, kleineres Jagdzeug war in den Jagdhäusern vor Ort vorhanden. Zu den Kuriositäten der Jagd in Brandenburg-Preußen gehört unter anderem die Einrichtung eines Hetzgartens am Berliner Schloss, in dem nach antikem Vorbild Bären, Löwen und indianische Stachelschweine zur Jagd vorgeführt wurden. Außerdem rief Kaiser Wilhelm II. die Berliner Geweihausstellung ins Leben, in der alljährlich zu seinem Geburtstag die besten Jagdtrophäen präsentiert wurden. Bei der letzten königlichen Hofjagd im Grunewald wurde insgesamt 739 Stück Damwild geschossen.

Am Beispiel verschiedener Jagdarten (Parforcejagd, Sauhatz oder auch die Beizjagd) wird den Besuchern ein Einblick in die Bedeutung der Jagd für den brandenburgisch- preussischen Hof und in die jagdlichen Vorlieben der Hohenzollernherrscher gegeben. Der Besucher erfährt u.a. etwas über die Anzahl und die Verschiedenheit der Jagdhunde Friedrich Wilhelm I. oder über die Jagdstatistik Kaiser Wilhelm II., aufgeführt in seinem Schussbuch.

Teil 2 der Ausstellung: "Die Bau- und Nutzungsgeschichte des Jagdschlossers Grunewald"

Am Beispiel verschiedener Fundstücke aus dem Wassergraben wird ein Teil der Schloss-Geschichte erzählt.

Das Jagdschloss Grunewald war von seiner Grundsteinlegung 1542 bis zum barocken Umbau im Jahre 1709 von einem Wassergraben umgeben. Mitte der 1970er Jahre wurden während umfassender Renovierungsarbeiten im Schloss auch Teile des alten Grabens freigelegt. Die dabei gefundenen Architekturfragmente aus der Zeit der Renaissance, Geschirrscherben von Tellern und Krügen, Reste alter Ofenkacheln sowie altes Fensterglas erlauben Rückschlüsse auf die ursprüngliche Gestalt des Schlosses sowie auf das Leben am kurfürstlichen Hof in Berlin. Die Fundstücke erzählen in dieser Ausstellung einen Teil der Geschichte des ältesten Schlosses von Berlin. Errichtet wurde es 1542 von Kurfürst Joachim II. als Renaissancebau mit Giebeln, Erkern sowie Fenster- und Türeinfassung aus Sandstein. Ab 1705 wurde das längst unmodern gewordene Schloss im Auftrag König Friedrichs I. in ein Barockschloss verwandelt. Der Hauptbau wurde um eine Etage aufgestockt, das Schloss bekam ein einheitliches Mansarddach und die steinernen Fenstereinfassungen wurden durch größere Sprossenfenster ersetzt. Als idealer Ort zur Entsorgung des Bauschuttes erwies sich der Wassergraben. Auf diese Weise gelangten die Reste der Renaissancearchitektur, das Fensterglas und die Ofenkacheln zu darin längst weggeworfenen Alltagsgegenständen.

Fragen wirft ein bei den Grabungen gefundener unfertiger Fingerring aus Blei auf. Da Blei im Bereich der Heilkunde und Alchemie eine besondere Bedeutung hatte, könnte sich daraus ein direkter Bezug zum Bauherren Joachim II. ergeben. Aberglaube und das Interesse an Alchemie gehörten auch zu seiner Lebenshaltung. Rechnungen des Hofhaltes des Kurfürsten führen neun Laboranten und Alchimisten namentlich auf. Ein Reisender aus Bologna, der einige Zeit am Berliner Hofe weilte, schilderte 1561, dass der Kurfürst sich öfters längere Zeit ununterbrochen mit Alchemie beschäftige. Der Ring dürfte somit ein Beleg dafür sein, dass er auch das Jagdschloss Grunewald als Laboratorium nutzte.

Die Ausstellung zeigt außerdem Reste der Architekturteile der Renaissance. Schwarzweißfotos aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts lassen erleben, wie der einstige Renaissancesaal im Schloss wiederentdeckt und restauriert wurde. Ein Kurzfilm (15 Minuten) ist dem Thema der Jagd- und Schlossgeschichte gewidmet und wird in der Ausstellung zu sehen sein.

Öffnungszeiten:

28. April bis 31. Oktober 2007

Dienstag bis Sonntag (auch am Montag, 30.04) 10–17.30 Uhr

letzter Einlass: 17 Uhr

1. November 2007 bis 30. April 2008

Samstag, Sonntag, Feiertag 10–16.30 Uhr

Letzter Einlass: 16 Uhr

Eintritt:

2 Euro / ermäßigt 1,50 Euro"