Neues Zentrum für Literatur in Potsdam

SPSG kann Sanierung der Villa Quandt abschließen und übergibt das Haus an das Theodor-Fontane-Archiv und das Brandenburgische Literaturbüro

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die mit Mitteln der Bundesregierung, der Länder Brandenburg und Berlin und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie mit der großzügigen Unterstützung der Hermann Reemtsma Stiftung, Hamburg, finanzierte Sanierung der am Hang des Pfingstbergs in Potsdam gelegenen Villa Quandt abgeschlossen. Insgesamt wurden 3,2 Millionen Euro investiert.

Zukünftig wird die Villa Quandt vom Theodor-Fontane-Archiv, dem Brandenburgischen Literaturbüro und der SPSG genutzt.

Die umfassende Sanierung der von der sowjetischen Armee und dem KGB als baufällige Ruine hinterlassenen Villa hat im Juli 2006 begonnen und betraf das gesamte Gebäude einschließlich der Außenanlagen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörten die Gründung der Fundamente, die Komplettsanierung des Dachstuhls samt neuer Dacheindeckung, das Einziehen von Zwischendecken, die Restaurierung bzw. Erneuerung der Fenster und Türen sowie die Sanierung der Fassaden und der Haustechnik. Für die kostbaren Handschriften des Theodor-Fontane-Archivs wurde im Kellergeschoss ein klimatisierter Tresorraum eingerichtet. Im Außenbereich wurden u.a. die Terrassen und Treppenanlagen erneuert. Der öffentlich zugängliche Garten wird mit Sträuchern und Rosen bepflanzt und durch Hecken eingefasst.

Die Villa Quandt, errichtet im östlichen Teil der ehemals Oesfeldschen Weinberge am Pfingstberg, zählt zu den frühen Potsdamer Villen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Baujahr und Architekt konnten bisher nicht ermittelt werden, doch ist das Gebäude auf einem Lennéschen Plan von 1828 nachweisbar. Im Jahr 1833 erwarb die Kriegsrätin Ulrike Augusta von Quandt, geb. Baumgarten, das Anwesen für 8.500 Taler. Acht Jahre später, am 6. Mai des Jahres 1841, wechselten Villa und Grundstück erneut den Besitzer: König Friedrich Wilhelm IV. hatte die Liegenschaft für 7.575 Taler erworben.

In den 1850er Jahren diente die Villa als Wohnsitz für Beamte des preußischen Militärs und ging nach dem Tod des Königs im Jahr 1862 in den Besitz seiner Gemahlin, Königin Elisabeth von Preußen, über. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude zwischenzeitlich als Lazarett für verwundete Offiziere und Soldaten genutzt.

"Kaiserliches" Leben zog in die Villa Quandt ein, als Prinz Oskar von Preußen, Sohn des Kaisers Wilhelm II., nach seiner Heirat im Jahr 1914 das Haus gemeinsam mit seiner Gemahlin Ina Maria von Bassewitz als Wohnsitz wählte. Die Villa Quandt wurde dem Prinzen 1926 im Zuge der Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem preußischen Staat und dem Haus Hohenzollern zur Nutzung auf Lebenszeit zugesprochen. 1930/31 ließ der Prinz das Gebäude um die beiden markanten Seitenflügel erweitern. Mit dem Umbau hat das Gebäude ein verändertes Aussehen und Innengefüge erhalten, das bei der Sanierung berücksichtigt und partiell wieder hergestellt worden ist.

Nach 1945 belegten die sowjetische Armee und der KGB die Villa, die zunächst als Verwaltungsgebäude für das Militärgericht diente, bis das Haus wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste. Einzig die Sauna mit Tauchbecken im Kellergeschoss blieb noch bis 1993 für Offiziere in Funktion. Nachdem die sowjetische Armee und der KGB das Pfingstberggelände 1994 verlassen hatten, blieb die Villa Quandt als Ruine zurück.

1994 übernahm die Verwaltung "Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci" die Villa Quandt und begann mit dem Abriss der militärischen Anlagen und Bauten sowie mit der Wiederherstellung des Parks. In der Folgezeit führte die 1995 neu gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erste Maßnahmen zur Sicherung und Schwammbekämpfung durch und erstellte eine Bestandsaufnahme einschließlich einer restauratorischen Dokumentation.

Am 23. September 2007 wird die SPSG die sanierte Villa Quandt offiziell eröffnen und den neuen Nutzern feierlich übergeben."