"Die Schönste der Welt"

Eine Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen

Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci
9. Mai bis 31. Oktober 2013

In Anknüpfung an das Friedrich-Jahr 2012 präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) anlässlich des 250jährigen Bestehens der Bildergalerie von Sanssouci vom 9. Mai bis 31. Oktober Gemälde und Skulpturen der Galerie gemäß des ursprünglichen Konzepts, das der königliche Bauherr, Friedrich der Große, für die Sammlung entworfen hatte.

Die Bildergalerie, 1763 als einer der ältesten erhaltenen fürstlichen Museumsbauten fertig gestellt, erfuhr bald nach Friedrichs Tod 1786 erste Bestandsverluste. Vor allem aber führten neue Ausstellungskonzepte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die Verluste des Zweiten Weltkriegs zu starken Veränderungen im Gemälde- und Skulpturenbestand.

Die Ausstellung macht in der Visualisierung der verlorenen Gemälde und der Präsentation von originalen antiken Skulpturen die ursprüngliche Korrespondenz von Baukunst, Malerei und Bildhauerkunst erstmals wieder erfahrbar.

Der Wunsch, aus Anlass des 250jährigen Bestehens der Bildergalerie die seit 1830 im »Königlichen Museum zu Berlin«, dem heutigen Alten Museum, beheimateten antiken Skulpturen der Erstausstattung einmal wieder in dem von Friedrich eigens geschaffenen Raumkunstwerk zu sehen, aber auch die Pläne, die Gemäldehängung im Kabinett dem Zustand des 18. Jahrhunderts anzunähern, bildeten die Auslöser für das Projekt. Wertvolle Unterstützung erfuhr die SPSG dabei durch die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, aus deren Bestand wertvollste antike Skulpturen der ursprünglichen Einrichtung der Ausstellung in der Bildergalerie als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden konnten. Hier war der Aufwand besonders groß, da einzelne, lange nicht gezeigte Werke restauriert und andere, wie die Statuette eines "knöchelspielenden Mädchens", aus der Dauerausstellung entnommen werden mussten. Die gute Kooperation der Restaurierungswerkstätten für Skulpturen beider Institutionen war dabei besonders hilfreich.

Ebenso erfreulich ist die Ausleihe von zwei antiken Büsten aus dem Muzeum Narodowe in Poznan, mit der die guten Kontakte früherer Projekte fortgesetzt werden können. Mit der Leihgabe vom "Genius des Überflusses" aus der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin wird es möglich, nahezu den gesamten Skulpturenbestand des 18. Jahrhunderts wieder in der Bildergalerie zu versammeln.

Um die Prinzipien der friderizianischen Gemäldehängung für den Betrachter besser verdeutlichen zu können, wird diese für die Jahre 1766 (Hauptgalerie) und 1773 (Kabinett) anhand von bebilderten Hängeplänen erstmals wieder erlebbar gemacht. Die Rückgabe einiger Kriegsverluste in den letzten Jahren führte zudem zu einer verdichteten Gemäldehängung im Kabinett, die umfangreiche Umhängungen nach sich zogen. Auch konnte die Gelegenheit genutzt werden, Rahmen für einige dieser Gemälde anhand von historischen Fotos zu rekonstruieren.

Mit der Rekonstruktion der Ausstattung der Bildergalerie im Zustand des ersten Jahrzehnts ihres Bestehens soll die Grundlage für weitergehende Fragestellungen gelegt werden. Diese berühren die zugrundeliegenden gestalterischen Prinzipien der Ausstattung und der Präsentation von Gemälden und Skulpturen sowie des kunsttheoretischen Hintergrundes. Auch die Quellen, aus denen die Anregungen für den Bau und die Ausstattung der Gemäldegalerie von Sanssouci stammen, seien es literarische Diskurse oder reale Vorbilder, werden eingehender zu untersuchen sein. In diesem Sinne verstehen sich die Ausstellung und der vorliegende Begleitband als Anregungen für die weitere Forschung.

Das Gebäude

Die Bildergalerie im Park Sanssouci ist Teil einer aus drei Gebäuden bestehenden, den mittleren Park beherrschenden Gesamtanlage, die Friedrich der Große auf einem nordwestlich von Potsdam gelegenen Höhenrücken entwickelte.

Durch Friedrich den Großen, der nach dem Tod Knobeldorffs 1753 eine Neubesetzung des Baukontors anstrebte, wurde 1754 der Baumeister Johann Gottfried Büring nach Potsdam berufen und war seitdem an zahlreichen Schloss- und Bürgerbauten tätig. Bei der Bildergalerie gelang Büring trotz des begrenzten Gestaltungsspielraumes ein höchst ungewöhnliches Bauwerk. Während sich das Äußere an der klassischen Architektur Frankreichs orientiert, knüpfte Büring beim Innenraum mit seinen zwei langen Galerien und einem mittleren Kuppelbau sowie den die Raumgliederung verstärkenden Säulenpaaren an die Bauform der Gemäldegalerie im Berliner Schloss an, die zu den wichtigsten Galerien Norddeutschlands gehörte.

Der Gesamteindruck des Raumes wird wesentlich sowohl von den weiß und gelb leuchtenden marmornen Fußboden- und Wandflächen als auch durch den vergoldeten Stuck bestimmt. Sie vermitteln Kostbarkeit und handwerkliches Können zugleich. Vor allem im üppigen, vergoldeten Deckenstuck wird das an der Außenfassade begonnene Prinzip einer den Künsten gewidmeten Dekoration fortgesetzt.

Ein ebenso prägendes Element wie die vergoldeten Stuckaturen sind die steingetäfelten Wand- und Bodenflächen, die dem Raum den hellen Farbkanon geben. Insbesondere der Fußboden in weiß-gelbem Rautenparkett aus Carraramarmor und Giallo di Siena sowie dem selteneren, reicher marmorierten Brocatello di Montarrenti streut das Licht, um den Bildern und Skulpturen eine helle, gleichmäßige Beleuchtung zu geben. An den Wänden der Galerien wurde Giallo antico verwendet, der zu den kostbarsten antiken Materialien gehört. Friedrich hatte sich schon länger um antike Marmore bemüht und Graf Algarotti diesbezüglich um Vermittlung gebeten. Der marmorierte Stein wurde sehr dünn geschnitten, auf Sandstein doubliert und möglichst nach seiner Musterung versetzt, so dass er einen hellen, lebendigen Hintergrund für die Skulpturen bildete. Einen Höhepunkt bildet der reich inkrustierte Ornamentfußboden im mittleren Kuppelbau, der eine der frühesten Steinschnittarbeiten des Schweizer Bildhauers, Ebenisten und Bronzegießers Johann Melchior Kambly ist, der sie zusammen mit Nathanael Eppen ausführte. Im Kabinett wurde ein Rautenfußboden aus weißem Carraramarmor und Verde antico verlegt, auch die Sockelfelder und der Kamin bestehen aus Verde antico.

Friedrichs Erwerbungen von Gemälden für die Bildergalerie

Schon 1754, also noch Monate vor dem Beginn der Baumaßnahmen im Jahr 1755, hatte sich Friedrich mit den Ankäufen für die Ausstattung der Bildergalerie beschäftigt und innerhalb kürzester Zeit einen umfangreichen Gemäldebestand für seine Galerie erwerben lassen. Kunstwerke wurden europaweit angekauft, vor allem in Italien, Paris und den Niederlanden. Dabei wurde der König von zahlreichen Agenten und Kunsthändlern unterstützt, wie unter anderem in Paris durch Mathieu-François Petit und Louis François Mettra. Den größten Teil der Sammlung trug jedoch der Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky zusammen, der seit 1750 auch als Kunsthändler tätig war und vermutlich seit 1754 im Auftrag des Königs vor allem in Italien Gemälde für die Bildergalerie erwarb.

Die Bilder wurden in der sogenannten barocken Hängung, d. h. wandfüllend über- und nebeneinander angeordnet. Dies verlieh dem Gesamtbild einen dekorativen Charakter, der den heutigen – an Betrachtungsstandards des Museums gewohnten – Besucher vor eine schwierige Aufgabe stellt. Das Einzelkunstwerk aus der Masse herausgelöst wahrzunehmen, wird zur Herausforderung. Diese, bis ins 19. Jahrhundert übliche Form der Präsentation, erfüllte dekorative Ansprüche und ordnete die Bilder dem Gesamtkunstwerk Bildergalerie mit seinem Zusammenspiel aus Gemälden, aufwändigen Rahmen, Statuen, vergoldetem Stuck, vergoldeten Schnitzereien und den Wandverkleidungen aus kostbarem Marmor unter.

Antike und zeitgenössische französische Skulpturen in der Bildergalerie Friedrichs des Großen

Von Anfang an beherbergte die Bildergalerie auch Skulpturen, die in der Bildergalerie ebenso wie in den anderen Raumkunstwerken Friedrichs des Großen verschiedene wiederkehrende Funktionen zu erfüllen hatten, unabhängig davon, ob sie aus dem Fundus ausgewählt oder eigens beauftragt waren. Zum einen zeichnen sie hervorgehobene Räume in den neu errichteten Wohnungen Friedrichs aus. Dabei fügen sie sich in die Gliederung des Raumes und werden so zum Teil der Architektur. Auch in der Bildergalerie erfolgte die Anordnung der Skulpturen in einer für den barocken Schlossbau typischen Weise: seitlich der Türen, als Supraporten, auf Konsoltischen, auf Konsolen an der Wand, symmetrisch oder aufgereiht.

"Die Schönste der Welt"
Eine Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen
Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci
9. Mai bis 31. Oktober 2013

Öffnungszeiten:
Täglich außer Montag, 10–18 Uhr
Letzter Einlass 17.30 Uhr

Eintritt:
6 Euro / ermäßigt 5 Euro
inkl. Audio-Guide (deutsch/englisch)

Begleitband zur Ausstellung:
Die Schönste der Welt
Eine Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen
ca. 144 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, broschiert
Deutscher Kunstverlag / Herausgeber: SPSG
14,90 Euro
ISBN 978-3-422-07184

Veranstaltungen:
Aus der Zeit gefallen – Szenische Führungen mit Zeitgenossen Friedrichs des Großen: der "Marquis dArgens" und der "Baumeister Manger" führen durch die Bildergalerie und den Park Sanssouci.

Extra-Tipp:
Entdeckung der Langsamkeit: Der Liebesgarten
Der Garten im Bild und Bilder im Garten – 250 Jahre Bildergalerie
Abendliche Promenade durch die Ausstellung und den Park Sanssouci
Fr., 12.7.2013 / 19 Uhr
Treffpunkt: Kasse Bildergalerie
Eintritt: 15 Euro / ermäßigt 12 Euro

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