Heimkehr des "Feldhauptmanns"

Ehemalige Wohnung König Friedrich Wilhelms III. im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg mit bekannten und unbekannten Werken wiedereröffnet

"Im Zusammenhang mit der Öffnung weiterer Räume der ehemaligen Wohnung Friedrich Wilhelms III. im Neuen Flügel, die bis vor wenigen Jahren von der Galerie der Romantik der Nationalgalerie PK genutzt wurden, erhielten alle Zimmer dieser Enfilade im Erdgeschoss einen neuen Wandanstrich, bei dem die überlieferten Farbangaben seit 1800 die Grundlage war. Da nur in der Gelben Kammer des Königs die Originalausstattung der Möbel erhalten ist, zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in den übrigen Räumen Kunstwerke der Epoche Friedrich Wilhelms III. aus dem Schloss Charlottenburg und anderer Schlösser in musealer Aufstellung, ohne den Charakter von eingerichteten Schlossräumen anzustreben.

Die Besucher erwarten längst bekannte Kunstwerke wie Gemälde von Elisabeth Vigée-Lebrun, Jacques-Louis David, Carle Vernet, Franz Krüger, nun ergänzt durch Arbeiten von Francois Gérard, Georg Friedrich Weitsch, Peter Ludwig Lütke und vor allem Carl Blechen. Meisterwerke von seiner Hand, die "Villa dEste", der "Golf von La Spezia" und die beiden "Innenansichten des Palmenhauses auf der Pfaueninsel", bilden, nunmehr in einem der Räume vereint, einen besonderen Höhepunkt. In einem anderen Raum wird das Interesse Friedrich Wilhelms III. für die akademische Historienmalerei seiner Zeit gewürdigt. Ihre zur Entstehungszeit hoch geschätzten Werke sind dem heutigen Bewusstsein und Interesse zum größten Teil weit entrückt.

Skulpturen, Porzellan, Bronzearbeiten ergänzen diese Schau. Einen Fremdkörper in dieser Raumflucht bildet die Japanische Kammer des von G. W. von Knobelsdorff für Königin Elisabeth Christine eingerichteten Appartements mit ihren von Friedrich Wilhelm Höder gemalten Chinoiserien. Die Holztäfelung wurde nach der Bombardierung 1943 unter den zerstörten Papiertapeten des frühen 19. Jh. entdeckt und geborgen und nach dem Zweiten Weltkrieg restauriert.

Ein Gemälde kehrt zurück an seinen Originalstandort - Kostbare Rahmen werden der Dresdner Galerie zurückgegeben

Vor einigen Wochen hat die SPSG zwei seit der Rückkehr aus der Sowjetunion 1958 in ihrer Obhut befindliche Gemälde an ihre Originalstandorte, Museumsinstitutionen in Dessau zurückgegeben. Ein Besuch von Gerd Bartoschek, Kustos der Gemäldesammlung der SPSG, u. a. Spezialist für die Malerei an deutschen Fürstenhöfen, im Museum in Köthen, gab den Anstoß für eine Anfrage bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, ob möglicherweise neun Gemälde unbekannter Provenienz aus Sammlungen in Dessau stammen. Zwei davon stellten sich als Eigentum der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz bzw. der Anhaltischen Galerie Schloss Georgium Dessau heraus.

Im Zusammenhang mit der Bergung der Gemälde der Dresdner Galerie während der Flutkatastrophe 2002 mussten die Depots geräumt werden. Gerd Bartoschek, der in der SPSG auch für die Kriegsverluste zuständig ist, war es möglich, während seines Besuches der bereits wieder teilweise geöffneten Sempergalerie durch einen Blick auf in Nebenräumen abgestellte Gemälde das Werk des jung verstorbenen Malers Heinrich Loewenstein (1806-1841) "Niederländischer Feldhauptmann mit seinem Sohn", einen Kriegsverlust der preußischen Schlösser, zu entdecken. Dresdner Kollegen bestätigten seine Vermutung und so war es für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auch keine Frage, das Gemälde aus dem Schloss Charlottenburg, das vor dem Zweiten Weltkrieg an ein Offizierskasino in Chemnitz ausgeliehen war und durch die Bergung von Kunstwerken im Land Sachsen nach 1945 an die Dresdner Galerie gelangt war, zurückzugeben. Das Gemälde Heinrich Löwensteins ist jetzt ebenfalls in der neu eingerichteten Wohnung Friedrich Wilhelms III. zu sehen. Die dem historischen Genre zuzuordnende Darstellung eines "Niederländischen Feldhauptmanns mit seinem Sohn" erhielt 1839 ihren ersten Platz in der Wohnung Friedrich Wilhelms III. im Charlottenburger Schloss. Das Bild galt seit 1945 als verschollen.

Die SPSG nimmt aus diesem Anlass gleichzeitig die Rückgabe von kostbaren Gemälderahmen des 18. Jahrhunderts an die Dresdner Galerie vor, die bei der Rückführung von Kunstwerken aus der Sowjetunion 1958 mit zwei Gemälden aus Schloss Sanssouci ("Der Tanz an der Pegasusfontäne" von Nicolas Lancret und "Apollo und Daphne" von Louis de Silvestre d. J.) nach Potsdam kamen. Als Dresdner Galerierahmen längst erkannt, konnte jetzt auch das Eigentum daran geklärt werden. Galerierahmen waren durch die Fürstenabfindung nach 1918 auch in größerer Zahl in Privatbesitz übergegangen. Die beiden Rahmen verbleiben bis zur Beschaffung adäquaten Ersatzes als Leihgaben im Besitz der SPSG."