Schloss Schönhausen: Von der königlichen Sommerresidenz zum Sitz des Staatsoberhauptes der DDR

Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten öffnet die SPSG das Schloss am 5. und 6. September 2009 mit einem attraktiven Begleitprogramm – Eröffnung als Museumsschloss im Dezember 2009

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die umfassenden Sanierungs- und Umbauarbeiten des Schlosses Schönhausen weitgehend abgeschlossen, so dass in den kommenden Wochen die museale Einrichtung erfolgen kann. Ab dem 19. Dezember 2009 können Berlin-Besucher im Bezirk Pankow dann erstmals im restaurierten Schloss die glanzvolle Epoche der preußischen Königin Elisabeth Christine, Gemahlin von Friedrich dem Großen, und die Bedeutung des Hauses als Präsidentensitz und Gästehaus der DDR-Regierung hautnah erleben.

Zuvor haben die Besucher Gelegenheit, das fertig sanierte, aber noch leere Schloss am 5. und 6. September 2009 im Rahmen einer Sonderöffnung und mit einem attraktiven Begleitprogramm, das die wechselvolle Geschichte des Hauses spiegelt, kennenzulernen.

Zunächst Landsitz bedeutender preußischer Adelsfamilien, wurde es 1740 zum Sommersitz der Königin Elisabeth Christine, der Gattin Friedrichs des Großen. Sie machte das Schloss zu einem Juwel des Rokoko. Nach dem Tod der Königin 1797 fielen Schloss und Garten in einen langen Dornröschenschlaf. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg rückte es wieder in den Focus deutscher Geschichte: Zwischen 1949 und 1990 war Schloss Schönhausen Sitz des Staatsoberhauptes der DDR und danach Staatsgästehaus. Wie der erste DDR-Präsident Wilhelm Pieck arbeitete und wo die Staatsgäste nächtigten, zeigen authentisch die original ausgestatteten Räume in denen viele Persönlichkeiten der Weltgeschichte wie Ho Chi Minh, Indira Gandhi und Michail Gorbatschow zu Gast waren. Heute ist Schloss Schönhausen der einzige Ort, an dem die außenpolitische Selbstinszenierung der DDR-Regierung noch authentisch erlebbar ist.

Im Jahr nach dem Mauerfall spielte Schloss Schönhausen noch einmal eine wichtige Rolle: In den so genannten "4-plus-2-Gesprächen" zwischen Russland, USA, Frankreich, Großbritannien, und Bundesrepublik Deutschland sowie Deutsche Demokratische Republik wurde hier die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vorbereitet.

Die SPSG übernahm im Juni 2005 die Verwaltung des Schlosses vom Liegenschaftsfonds Berlin, der interimsweise für die bauliche und technische Sicherung verantwortlich zeichnete. Gemeinsam mit den Vereinen Freundeskreis der Chronik Pankow e. V. und für Pankow e.V. hatte der Liegenschaftsfonds das Schloss zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Sanierungskosten belaufen sich auf rund 8,6 Millionen Euro und werden aus Mitteln der Europäischen Union, der Bundesregierung (Beauftragter für Kultur und Medien), des Landes Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten), des Mauerfonds, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Deutschen Klassenlotterie Berlin finanziert. Außerdem beteiligt sich die Cornelsen-Kulturstiftung in Höhe von 1,35 Millionen Euro an den Sanierungskosten.

Parallel zur Dachsanierung, der Abnahme des Glaskröselputzes aus dem Jahre 1983 und dem Kalkanstrich in einem rötlichen Gelbton, der der Zeit von Königin Elisabeth Christine nach 1764 angenähert ist, gingen mit der Schadstoffsanierung und dem Austausch der kompletten Haustechnik auch die Arbeiten im Inneren des Hauses voran. Im Vordergrund standen dabei das Freilegen und Restaurieren originaler Raumdekorationen und deren behutsame Ergänzung, um Besuchern einen Eindruck der einstigen Gestaltungsideen zu vermitteln. Ebenfalls dokumentiert wurden Rekonstruktionen und Veränderungen aus der jüngsten Schlossgeschichte.

Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses sind sämtliche um 1978 eingezogenen Wände sowie eine Zwischendecke entfernt worden, um einen 1936 gestalteten Raum wieder erlebbar zu machen. Bei den damaligen Veränderungen durch den Oberbaurat Erich Schonert erhielt dieser Raum eine Stuckdecke des späten 17. Jahrhunderts aus dem Hohen Haus in der Klosterstraße in Berlin-Mitte. Dieses Gebäude fiel in den 1920er Jahren der Berliner Stadtumgestaltung zum Opfer. Verborgen hinter der zu DDR-Zeiten eingefügten Zwischendecke, überstand der prachtvoll gestaltete Stuck unbeschadet die Jahre. Künftig wird er die Besucher beim Kauf einer Eintrittskarte an den Umbau des Schlosses zum Ausstellungsort für die "Reichskammer der bildenden Künste" erinnern.

Die Raumfolge auf der Gartenseite (Enfilade) präsentiert das Zeitalter von Elisabeth Christine. Zahlreiche Kunstwerke aus dem Besitz Elisabeth Christines sind in diese Räume zurückkehrt und werden einen lebendigen Eindruck von der Lebensweise der Königin vermitteln.

Dazu wurde in der zum Gartensaal angrenzenden nördlichen Vorkammer eine erst 1964 geschaffene Tür in der Westwand vermauert, um die originale Papiertapete aus der Zeit der Königin wieder in diesem Raum anbringen zu können. Die sehr empfindliche Tapete wurde von der SPSG mit Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten zu diesem Zweck aufwändig restauriert. Ebenso jene aus dem benachbarten Audienzzimmer.

Im Gartensaal zeigen die restaurierten Flächen den Duktus der einstigen Raumgestaltung. Nur hier haben sich unter diversen Renovierungsschichten originale Farbfassungen auf Holzbauteilen erhalten, die in allen anderen Räumen des Gebäudes bei Renovierungen im 20. Jahrhundert durch einfache Ölfarbanstriche ersetzt worden sind. Der zur späten Umgestaltungsphase nach 1773 gehörende Saal erhielt bei Restaurierung und Teilrekonstruktion der Farbfassungen seine ursprüngliche Dekoration zurück.

Auch im südwestlichen Bereich, ab 1950 als Küchenräume genutzt, ist der Grundriss weitgehend wiederhergestellt. Hier wird die Infrastruktur mit Cateringküche und Garderobe für künftige Veranstaltungen im Festsaal Platz finden. In der Schlafkammer der Königin, von 1936 an als Café und ab 1950 als Küche genutzt, wird über die wechselvolle Geschichte des Schlosses informiert. Zugleich ist sie als Vortragsraum konzipiert.

Im ersten Obergeschoss bleiben in den nördlich gelegenen Schlossräumen die umfangreichen Grundriss- und Nutzungsänderungen von 1964 und 1978 sichtbar. Hier wird mit dem Arbeitszimmer Wilhelm Piecks die Nutzung des Schlosses als Sitz des Präsidenten der DDR und mit dem Gästeappartement mit Damen- und Herrenschlafzimmer, Bad und Ankleidezimmer sowie einem Salon aus der letzten Umgestaltungsphase von 1978/83 die Nutzung als Gästehaus der DDR dokumentiert.

Im südlichen Bereich wurde das 1978 eingebaute Gästeappartement zugunsten des bauzeitlichen Grundrisses nach 1763 aufgegeben. Hier wird mit Eröffnung im Dezember das Inventar aus dem ostpreußischen Schloss Schlobitten eine neue Heimat finden. Dieser einzigartige Schatz besteht aus Kunstwerken aller Gattungen und wurde über Jahrhunderte von der Adelsfamilie Dohna zusammengetragen. Nachdem das Inventar am Ende des Zweiten Weltkrieges auf wunderbare Weise gerettet werden konnte, wird nun Schloss Schönhausen diese einzigartigen Zeugnisse der ostpreußischen Kultur auf Dauer beherbergen. Die Familie Dohna war über Generationen eng mit dem preußischen Königshaus und nicht zuletzt mit Schönhausen verbunden, war doch die erste Besitzerin des Gutes eine Gräfin Dohna.

Im Festsaal sehen Besucher die herausragende Qualität der Raumgestaltung aus der Zeit der Königin. Die nahezu vollständig erhaltenen Stuckarbeiten an der Decke und der Stuckmarmor an den Wänden waren bei früheren Renovierungen mehrfach mit Öl- und Dispersionsfarben überstrichen worden. Durch eine weitere Spende der Cornelsen Kulturstiftung wurde es möglich, den Saal bis zur Eröffnung des Schlosses zu restaurieren.

Im Mezzaningeschoss zeigt sich wieder annähernd die Grundrisssituation des 18. Jahrhunderts. Mit dem Rückbau von Toiletten und Bädern sowie nachträglich errichteten Zwischenwänden und der Wiederherstellung von Türöffnungen wurden die Voraussetzung für eine künftige museale Nutzung in der gesamten Südhälfte des Geschosses geschaffen, in der weitere Teile der Sammlung Dohna ab 2011 präsentiert werden können. Wandschränke und Waschzellen bleiben als Dokumente der Umbauphase zum Gästehaus der DDR-Regierung erhalten.

Mit Eröffnung im Dezember werden die Besucher zunächst im Rahmen einer Sonderausstellung Schönhausen – wieder entdeckt über die jüngsten Wiederherstellungsarbeiten im Schloss und Garten informiert. Gleichfalls werden die jüngsten Forschungsergebnisse zur Geschichte von Schloss und Garten Schönhausen im Rahmen einer umfassenden Publikation veröffentlicht, die anlässlich der Eröffnung von Schönhausen im Jaron-Verlag erscheinen wird.

Die Restaurierungsarbeiten in den Schlossräumen sowie die Arbeiten zur Wiederherstellung des Gartens werden auch nach Eröffnung von Schönhausen in den folgenden Jahren fortgesetzt."