FRIEDERISIKO

Ein neues Bild von Friedrich dem Großen

Am 24. Januar 2012, jährt sich der Geburtstag Friedrichs des Großen zum 300. Mal. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) nimmt das Datum zum Anlass, die Person des Königs und das Neue Palais im Park Sanssouci, herausragendes Beispiel des friderizianischen Rokoko, in den Mittelpunkt ihrer Veranstaltungen zu stellen. Die SPSG lädt die Besucher der preußischen Schlösser und Gärten in 2012 dazu ein, einen Blick hinter die Maske des Königs und die Fassade des Schlosses zu werfen. Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG erklärt: "Die Ergebnisse der verschiedenen Projekte und Forschungen zu Friedrich dem Großen werden 2012 in eine große Jubiläumspräsentation im Neuen Palais fließen. Bis dahin soll das Neue Palais, der letzte und mit rund 300 Räumen größte Schlossbau des Königs in Sanssouci, zu großen Teilen restauriert und in Teilen erstmals nach Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich sein. Bis 2012 werden auch die Kriegsschäden an der Kolonnade des Neuen Palais beseitigt sein. Es bedarf in den nächsten Jahren einer großen gemeinsamen Anstrengung, um dieses ambitionierte Vorhaben neben der alltäglichen Stiftungsarbeit bewältigen zu können." Aktualisierung 06/2010: Erste Informationen zur geplanten Ausstellung, dem umfangreichen Begleitprogramm und zum Neuen Palais sind ab sofort unter www.friederisiko.de abzurufen. Als Botschafter des Jubiläums haben sich Repräsentanten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Kuratorium Friedrich300 zusammengefunden. Gemeinsam mit der SPSG werden den Weg in das Jubiläumsjahr 2012 beschreiten: Wibke Bruhns, Ruth Cornelsen, Nina Ruge, Prof. Dr. Arnulf Baring, Prof. Ludwig Güttler, Prof. Dr. Hans Joachim Giersberg, Andreas Graf von Hardenberg, Dr. Tessen von Heydebreck, Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann, Prof. Dr. Dieter Lenzen (Vorsitzender), Dr. Michael Naumann, Prof. Dr. Hermann Parzinger, SKH Georg Friedrich Prinz von Preußen, Markus Schächter, Dr. Manfred Stolpe, Christian Thielemann und Sebastian Turner. Das Kuratorium und die SPSG haben gemeinsam mit der renommierten Werbeagentur Scholz & Friends ein Leitmotiv gewählt, das den neuen Blickwinkel in der Auseinandersetzung mit dem König durch die Verbindung von "Friedrich" und "Risiko" zum Ausdruck bringen soll: FRIEDERISIKO. FRIEDERISIKO: Friedrich und das Risiko Friedrich ist neu! Wir wollen ein klischeebefreites und differenziertes Bild von Friedrich zeigen! Friedrich ist aktuell! Der König suchte in der Krise seine Chance! Friedrich ist herausfordernd! Sein Handeln verpflichtet uns, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem König zu suchen! Friedrich ist motivierend! Die Beschäftigung mit Friedrich fordert uns heraus, sein Erbe zu erhalten und einer breiten Öffentlichkeit erfahrbar zu machen! Zur Zeit möchte zwar niemand ein Risiko eingehen. Kein Mensch will Leib und Leben oder auch nur Hab und Gut verlieren. Was der Begriff Risiko bedeutet, haben viele in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise erfahren müssen. Sicherheit haben die Anleger gewollt - Sicherheit war ihnen versprochen worden. Bewusst ein Risiko eingehen wollen die Menschen nicht. Jedenfalls die meisten nicht. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden nur diejenigen, die es sich leisten können, riskant zu leben. Es sind Menschen, die über viel verfügen und die deshalb, ohne in Existenznöte zu geraten, viel aufs Spiel setzen können. "Alles auf Rot-Chancensucher" hat man diese Risikotypen genannt. Wirklich alles zu riskieren aber wagen selbst sie selten. Politiker können es sich kaum leisten, auch nur kleine Risiken einzugehen. Sie wollen schließlich wieder gewählt werden. In früheren, vordemokratischen Zeiten der europäischen Geschichte war das anders. Ein absoluter Herrscher konnte auch politisch alles auf eine Karte setzen. Dennoch riskierten dies die meisten Monarchen nicht. Spektakulär handelte Mitte des 18. Jahrhunderts deshalb der neue preußische König. Der junge Friedrich, der sehr genau das Leben Cäsars studiert hatte, forderte zu Beginn seiner Regierung - dem großen Römer gleich - sein Schicksal und das seines Staates heraus. "Ich habe den Rubikon überschritten mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel", schrieb Friedrich 1740 seinem Außenminister. Der Rubikon war in diesem Fall die Grenze zum österreichischen Schlesien, in das Friedrich die preußischen Truppen einmarschieren ließ. Wie einst Cäsars Schritt löste auch Friedrichs einen Bürgerkrieg aus, der sich schnell zu einem europäischen Krieg ausweitete. Friedrich wollte Ruhm und sich einen Namen machen. Der König und seine Armee waren im Felde unerfahren. Seit dreißig Jahren hatte das preußische Heer keine Schlacht mehr geschlagen. Das Risiko war kaum kalkulierbar. Friedrichs Lust am Risiko wurde belohnt. Preußen schloss Frieden mit Österreich, sicherte seine Eroberung Schlesien und schied ohne Rücksicht auf den Verbündeten Frankreich aus dem Krieg aus. Friedrich wiederholte das riskante Spiel zwei Jahre später. Wieder führte er Krieg - wieder mit glücklichem Erfolg. Fortan aber musste er mit dem Risiko einer Revanche seiner Gegner leben. Nicht minder gewagt agierte Friedrich auf kulturellem Gebiet. Beim Reden und Schreiben bevorzugte er die französische Sprache, lehnte die deutsche als unschön und unpräzise ab - was ihm, der auf seine Nachwirkung so bedacht war, schon zu Lebzeiten Kritik eingebracht und erst recht Ablehnung bei den Anhängern eines deutschen Nationalstaates wie Ernst Moritz Arndt eingetragen hat. Und auch als Bauherr erhob Friedrich das Risiko zum Prinzip. So ist dank des königlichen Gestaltungswillens die Konstruktion des Neuen Palais im Park Sanssouci herausfordernd und unnötig schwierig. Damit müssen wir noch heute umgehen. Aber Friedrichs Wagemut hatte auch eine andere Seite. Er half ihm vielfach, Schwierigkeiten zu überwinden. Seine damals ungewöhnliche Forderung nach einem religiös selbstbestimmten Leben für alle trug dazu bei, die tiefen konfessionellen Gräben in Deutschland zu überwinden. Friedrich den Großen, sein Leben, seine Gedankenwelt und sein Handeln unter dem leitenden Begriff "Risiko" zu betrachten und zu begreifen, verspricht neue, manchmal überraschende und mit Sicherheit provozierende Ergebnisse und Aufschlüsse. Sich unter dieser Leitidee mit dem preußischen König zu beschäftigen ist aktuell. Friedrichs Risikofreude hat nicht nur Probleme geschaffen, sondern auch Krisen gelöst. Seine Lust am Risiko ist heute noch eine Herausforderung im Umgang mit seinem Erbe und zugleich Motivation, dieses Erbe und mit ihm das Neue Palais als dessen größtes und lehrreiches Einzelstück für uns und künftige Generationen zu erhalten.