Schinkelmöbel wieder im Schloss Glienicke zu sehen

Mit Hilfe der Hermann Reemtsma Stiftung konnten vier Armlehnstühle aus der Originalausstattung von Schloss Glienicke restauriert werden.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) präsentiert nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten einen Satz von vier Sesseln nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels, die um 1828 für das Weiße Stuckzimmer geschaffen wurden. Sie gehören zu den wenigen Möbeln, die sich aus der Zeit Prinz Carls aus der Erstausstattung bis 1930 im Schloss Glienicke erhalten haben. 1931 wurden die Möbel für den Staat erworben und befanden sich zunächst im Schinkelmuseum. Auf Grund ihrer engen Verwandtschaft zu den Möbeln aus Maserholz aus dem Wohnzimmer der Prinzessin Marie gehören sie zweifelsohne zum ursprünglichen Glienicker Inventar. Während der deutsch-deutschen Teilung befanden sie sich im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und waren 1981 zum Teil in Sonderausstellungen ausgestellt. Dadurch wurden sie unterschiedlichen Restaurierungsmaßnahmen unterzogen, die ihnen zuletzt ein wesentlich verändertes und sehr unterschiedliches Aussehen verliehen haben. Im Jahr 2005 fielen die Möbel schließlich durch Inventartausch an die SPSG und konnten nun dank einer großzügigen Spende der Hermann Reemtsma Stiftung einheitlich restauriert werden.

In ihrer Gestaltung und in ihren Proportionen geben sich die Sitzmöbel als Entwürfe Karl Friedrich Schinkels zu erkennen. Die geringe Höhe der Rückenlehne und die ausladende Sitzfläche betonen gestalterisch die Armlehnen, wobei die Hinterbeine in einem sanften Bogen nach unten geführt sind. Bedingt durch die Ausklinkung der Zarge vermitteln sie den Eindruck, als seien sie abgesetzt. Die Armlehnen schwingen vom oberen Ansatz der Rückenlehne kontinuierlich nach unten und rollen sich zweieinhalbfach ein. Zarge, Lehnen und Hinterbeine sind mit einem feinen Profil in der Art eines Lippenrandes umkantet. Ein in englischer Manier gedrechselter Stab – ein Motiv, das auf dem ionischen Säulenkapitell basiert – bildet den Abschluss der Rückenlehne. Er ist dazu geeignet, das Möbel kräftig anzufassen, wenn es mittels der Messingrollen an den Füßen bewegt werden soll. Diese Mobilität spricht für die Verwendung in einem Speisezimmer. Die Anbringung von Messingrollen um 1828 findet sich an mehreren Möbel für Prinz Carl und ist als sehr früh einzustufen, finden sie sich doch erst vermehrt ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das nahezu quadratische Weiße Stuckzimmer ist im Obergeschoss der einzige, verhältnismäßig vollständig dokumentierte und originalgetreu rekonstruierte Raum.

Wände, Türrahmen und Gesimse sind in weißem Stuck mit feiner Goldmalerei dekoriert. Die beiden eingebauten Ecksofas, die auf einem zeitgenössischen Grundriss verzeichnet sind, waren verloren und sind bereits in den frühen 1950er Jahren rekonstruiert worden. Von der Raumdisposition her können die vier Sessel an den kurzen Wänden zu den Fenstern hin aufgestellt werden. Solche Doppelpositionierungen relativ eng nebeneinander sind für mehrere Räume Schinkels nachgewiesen.

Das Schloss Glienicke

Als Prinz Carl von Preußen 1823 von seiner ersten Italienreise nach Berlin zurückkehrte, beschloss der 21jährige Prinz, mitten in der "märkischen Streusandbüchse" seinen Traum von einer italienischen Villa in südlich anmutender Landschaft zu verwirklichen. Das Landgut Glienicke, mit seinen lieblichen Wiesengründen, die sich zwischen laubbesetzten Hügeln sanft zur Havel hinab schwingen, entsprach ganz dem Geschmack des Prinzen. Diesen Pleasureground hatte der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné für den Vorbesitzer, Karl August Fürst von Hardenberg, geschaffen. Aber erst mit der Übernahme durch Prinz Carl kam es zu durchgreifenden Veränderungen. Nach Karl Friedrich Schinkels Entwürfen wurde in Glienicke "antik gebaut". Schloss, Casino, die Große und die Kleine Neugierde – alles klar gegliedert und ausgewogen proportioniert, jene "heiter-festliche Würde" ausstrahlend, die schon Goethe und Winckelmann bewunderten. Das Zentrum des Inneren bildet der Rote Saal, an den sich der Grüne Salon, das türkise Schlafzimmer der Prinzessin, das Marmorzimmer und die tiefblaue Bibliothek anschließen. Von den kräftigen Farben der Wände leuchten die Goldrahmen der Gemälde, funkeln die Kronleuchter, setzen Marmorkamin und das edle Schinkel-Mobiliar Akzente. Alles ist sehr prächtig, alles hat das richtige Maß und ist Teil eines harmonischen Ganzen.

Öffnungszeiten
April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr
Montag geschlossen
Mit Führungsangebot, Dienstag bis Freitag nur mit Führung

November bis März
Samstag, Sonntag und Feiertag, 10–17 Uhr
Besichtigung nur mit Führung

Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit

Eintritt
5 Euro / ermäßigt 4 Euro

Schlösser und Gärten