Rheinsbergs Schlossinsel in ganzer Schönheit

SPSG kann mit der Fertigstellung der Brücken ihr bisher größtes Neubauprojekt abschließen

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) kann den Neubau der drei Rheinsberger Schlossbrücken erfolgreich abschließen. SPSG-Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh eröffnete heute gemeinsam mit Prof. Johanna Wanka, Ministerin für Forschung, Wissenschaft und Kultur des Landes Brandenburg, und Rheinsbergs Bürgermeister Manfred Richter feierlich für die Besucher.

Frau Prof. Wanka sagte, dass "mit der Übernahme der Schlossanlage durch die Potsdamer Schlösserverwaltung und der schnellen Öffnung als Schlossmuseum 1991 die Wiederbelebung des Musenhofes begann. Heute zieht die Schlossanlage im Zusammenwirken mit den touristischen und kulturellen Angeboten in der Stadt Touristenströme an und bietet vielfältigste hochkarätige Veranstaltungen. Die Eröffnung der drei Brücken, die in unmittelbarer Nähe zum Schloss stehen und mit diesem wie mit der Gartengestaltung eine Einheit bilden, ist ein weiterer Baustein der Wiedererweckung Rheinsbergs."

Prof. Dorgerloh: "Mit der Fertigstellung der drei Brücken präsentieren sich ab November diesen Jahres Schloss und Schlossinsel wieder in ganzer Pracht, denn nach vier Jahren Bauzeit können wir die störenden Gerüste und Bauzäune entfernen. Damit wird endlich wieder diese einzigartige und faszinierende Symbiose von Geschichte und Landschaft für unsere Besucher erlebbar."

Bürgermeister Richter freute sich, dass mit der Fertigstellung der Brücken "die Sanierung der Schlossanlage sichtbar dem Ende zugeht. Der Urlauber- und Kulturort Rheinsberg kann nur gelingen, wenn Stadt, Stiftung und Land gemeinsam daran arbeiten."

Das von der EU, der Bundesregierung, den Ländern Brandenburg und Berlin sowie durch das Investitionsprogramm des Bundes "Leuchtturm Ost" geförderte Projekt ist das bisher größte Neubauvorhaben der SPSG. Die Kosten für die Brücken betrugen rd. 1,2 Mio. Euro. Insgesamt wurden in Rheinsberg bisher rund 18 Mio. Euro investiert. Weitere 13,5 Mio. sind erforderlich, um die Sanierung des Gesamtensembles abzuschließen.

Schloss und Garten Rheinsberg gehören zu den wertvollsten Zeugnissen höfischer Architektur und Landschaftsgestaltung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts in Deutschland. Da die Brücken in unmittelbarer Nähe zum Schloss Rheinsberg stehen und mit diesem eine Einheit bilden, waren an deren Gestaltung besonders hohe Ansprüche zu stellen.

Die ursprünglichen Brücken der Prinzenzeit (Schlossbrücke, Billardbrücke und Kavalierhaus-brücke) waren Holzkonstruktionen, deren Lebensdauer sehr begrenzt war und die schon im 19. Jahrhundert durch neue Holzbrücken ersetzt werden mussten. Die Neptunbrücke wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ersatzlos abgetragen.

Im 20. Jahrhundert wurden die drei Brücken der Schlossinsel letztmals erneuert. Diesmal jedoch nicht mehr in Holz. Die letzte Billardbrücke war eine Stahlbetonbrücke von 1923, deren gravierende Bauschäden die Belastbarkeit der Brücke zuletzt deutlich einschränkten. Die Brücke hatte nicht mehr die Breite der Vorgängerbrücken, lag statt dessen zu hoch im Gelände und war auch noch leicht aus der Wegeachse gedreht.

Die Schlossbrücke war ein Provisorium aus Stahl und Holz von 1965. Sie war aus der Mittelachse des Schlosses gerückt und deutlich schmaler als die noch vorhandenen Feldstein-Brückenköpfe der Vorgängerbrücke. Die Kavalierhausbrücke war zuletzt eine Betonbrücke aus Fertigteilen von 1971, die in Lage und Maßen keinen Bezug mehr zur Gartengestaltung hatte, sondern vielmehr den schweren Lastern der Kohlelieferungen diente.

Die Gestaltung der verschiedenen Brücken der Prinzenzeit ist nur über zeitgenössische, meist idealisierte Ansichten und Inventarbeschreibungen überliefert, weshalb sie sich nicht originalgetreu rekonstruieren lassen. Zusätzlich haben sich die Anforderungen an die Brücken geändert, da künftig Billard- und Kavalierhausbrücke als Feuerwehrzufahrten auf die Schlossinsel dienen und somit 16 Tonnen Belastung ertragen müssen.

Daher entschloss sich die SPSG im Sinne der unter Denkmalpflegern international geltenden "Charta von Venedig", die u.a. Richtlinien für den Umgang mit verlorener Denkmalsubstanz im Denkmalensemble formuliert, daß sich die Brückenneubauten mit einer zeitgenössischen Architektursprache als Produkte unserer Zeit zu erkennen geben sollen, aber sich dennoch zurücknehmen und in das Denkmalensemble einfügen müssen. Die nun zur Ausführung kommenden Entwürfe der Berliner Architekten Leon Wohlhage Wernik wurden im Rahmen eines Gutachterverfahrens aus sechs konkurrierenden Entwürfen ausgewählt und in Abstimmung mit der Denkmalpflege überarbeitet.

Die neuen Brücken greifen in der Materialität und Farbigkeit die in Rheinsberg traditionell verwandten Materialien wie Sandstein und Holz auf. Bei den Brüstungen und Brückenpfeilern wird der Charakter von Sandstein imitiert, dennoch ist es ein Kunststein, der als Monolith gegossen wurde. Das "Vortäuschen" eines anderen Materials verweist auf die hölzernen Vorgängerbrücken des 18. Jahrhunderts, die durch Holzverkleidungen und entsprechende Bemalung vorgaben, massive Natursteinkonstruktionen zu sein. Auf der Billardbrücke werden die verbliebenen vier der ursprünglich acht Sandsteinvasen aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert wieder auf die neuen Postamente gestellt.

Im Zuge der Baumaßnahmen wurde am Standort der ehemaligen Neptunbrücke eine provisorischen Rhinbrücke aus Holz errichtet, von der man nun das erste Mal seit fast 200 Jahren wieder die in historischen Ansichten viel gepriesene Übereck-Ansicht auf Schloss und See bis hin zum Obelisken am anderen Seeufer erleben kann.

Die Geschichte der Brücken im Bereich Schloss und Schlossinsel ab 1733

Nach der Heirat mit Elisabeth Christine konnte Kronprinz Friedrich seinen Vater Friedrich Wilhelm I. überzeugen, die Rheinsberger Gutsanlage als zukünftigen Sitz des Kronprinzenpaares zu kaufen. Friedrich Wilhelm I. bestätigte am 16. März 1734 den Kaufvertrag und beauftragte seinen kurmärkischen Baudirektor Johann Gottfried Kemmeter mit der Neugestaltung der nach 1566 entstandenen Renaissanceanlage.

Die besondere architektonische Bedeutung des Schlosses ist der Insellage geschuldet, die Friedrich vorfand. Er ließ die Insel mit Errichtung des Nordflügels nach Norden erweitern. Im Kontext der Gartengestaltung nahmen die Brücken eine exponierte Stellung ein. Ursprünglich war die Renaissanceanlage durch drei Brücken erschlossen: Die Zufahrtsbrücke zum östlich gelegenen Torhaus, eine Brückenquerung über den nördlichen Graben und die Brücke zum sogenannten Weinberg (das Gelände südlich des Rhins, in Fortsetzung der historischen Straßenanbindung in Richtung Ruppin, die neben der direkten Stadtanbindung am Mühlentor existierte). Schloss- und Kavalierhausbrücke wurden infolge des Schlossumbaus bis etwa 1739 durch Neubauten ersetzt. Der historische Flussübergang blieb zunächst (später Neptunbrücke) und wurde durch einen zweiten Brückenschlag (Billardbrücke) ergänzt, welcher der Ausrichtung des barocken Hauptgangs südlich des Klingenbergflügels folgte.

Spätestens 1744 gab Friedrich den von Berlin 12 Meilen entfernten Standort eines Sommersitzes in Rheinsberg auf und entschied sich 1744 mit der Errichtung der Terrassenanlage bei Potsdam für ein neues "Sanssouci". Wenige Wochen zuvor übereignete er den Rheinsberger Besitz seinem 18jährigen Bruder Heinrich, dem er jedoch erst nach der Heirat mit Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel ab 1753 eine eigene Hofhaltung in Rheinsberg erlaubte.

Prinz Heinrich verstarb 1802 in Rheinsberg und wurde in seiner Grabpyramide im Garten beigesetzt. Sein Erbe Prinz Ferdinand begann mit der Veräußerung der Kunstsammlungen seines verstorbenen Bruders. Letzter Besitzer und gleichzeitiger Nutzer von Rheinsberg war bis zu seinem Tode 1843 dessen Sohn Prinz August. Danach fiel die Herrschaft als Fideikommissbesitz an das preußische Königshaus zurück und stand bis 1945 unter der Verwaltung der Hofkammer. Von 1951 bis 1990 beherbergte das Schloss ein Sanatorium.

Der SPSG sind 1991/1993 Schloss und Garten Rheinsberg übertragen worden. Das Schloss ist seit 1991 wieder zugänglich. In Vorbereitung auf den 200. Todestag des Prinzen Heinrich wurde auch die Schlossinsel bis 1998 gartendenkmalpflegerisch überarbeitet. Gleichfalls konnte bis 1999 auch das 1945 zerstörte Theater wieder als Spielstätte errichtet werden. Im Kontext dazu erfolgte auch die gartendenkmalpflegerische Instandsetzung der Anlagen am Kavalierhaus. Die Sanierung des Marstalls konnte 2003 beendet werden. Bis 2008 soll die Wiederherstellung der Dächer und Fassaden am Schloss abgeschlossen werden, so dass auch der Schlossvorplatz (der bis dahin teilweise als Baueinrichtung dient) gestaltet werden kann. In diesem Zusammenhang ist die Planung zur Wiederherstellung der Brücken zur Schlossinsel und der Brückenschlag vom Schlossvorplatz direkt in den Garten einzuordnen."