Neue Ausstellung zur königlichen Aussicht

Der einzigartige Panoramablick von den Zinnen des Normannischen Turmes ist Mittelpunkt einer neuen Ausstellung

"1748 ließ Friedrich der Große (1712-1786, seit 1740 König in Preußen) mit der Wand eines antiken römischen Theaters, einer weithin sichtbaren kolossalen Säulengruppe und einem verfallenen Rundtempel, der von einer Kalksteinpyramide flankiert wird, am Rande eines Staubeckens, das die Fontänen im Park von Sanssouci mit Wasser versorgen sollte, ein malerisches Ensemble aus künstlichen antiken Ruinen errichten, das zu den frühesten englisch beeinflußten Landschaftsstaffagen auf dem europäischen Kontinent gehört.

Nach der Beschreibung eines Zeitgenossen war die ursprüngliche Aussichtsplattform an der Rückseite der Theatermauer wegen mangelnder Pflege schon vor Friedrichs Tod zusammengebrochen. Sein Urgroßneffe Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, preußischer König seit 1840) ließ deshalb 1846 an dieser Stelle unter der Leitung des Architekten Ferdinand von Arnim (1814-1866) einen mittelalterlichen Wachturm nach einem Entwurf von Ludwig Persius (1803-1845) erbauen. Wegen seiner Nähe zum Park Sanssouci und des einzigartigen Panoramablicks auf Potsdam war dieses romantische Aussichtsgebäude vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bei den Besuchern noch beliebter als das Belvedere auf dem Pfingstberg, das 1847-1863 ebenfalls nach Ideen Friedrich Wilhelms IV. errichtet worden ist.

Als strategischer Punkt in der Verteidigung von Potsdam geriet das etwa 23 m hohe historische Bauwerk bei der russischen Offensive im April 1945 unter heftigen Artilleriebeschuß. Bei dieser Kampfhandlung wurde die Nord- und die Ostwand, das Turminnere und das kleine zweistöckige Turmwächterhaus, in dem sich eine viel besuchte Gastwirtschaft befand, zerstört. Die wirtschaftliche Not der Nachkriegsjahre und die geringen staatlichen Zuwendungen an die Potsdamer Schlösserverwaltung ließen in den folgenden fünf Jahrzehnten nur eine notdürftige Ruinensicherung zu.

Mit dem Wiederaufbau des einsturzgefährdeten Turmgebäudes begann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erst 1999. Für die in diesem Zusammenhang unverzichtbare Sicherung und Restaurierung der benachbarten Theaterwand, die Wiederherstellung der Turm-fassaden und den Ausbau der fünf Turmgeschosse wurden bis zur Wiedereröffnung des Normannischen Turms im Oktober 2001 insgesamt etwa 3,7 Millionen DM benötigt. Ohne Gerhard und Elfriede Elsner, die mit einer großzügigen privaten Spende den Startschuß zu dieser Sanierung gaben, wäre der Wiederaufbau des Turms und die Restaurierung der älteren Staffagebauten in so kurzer Zeit nicht zustande gekommen.

Geöffnet: 14. Mai bis 16. Oktober, Wochenende und Feiertage 10:00 bis 17:00 Uhr, Eintritt: 1 Euro."