Verlustkatalog erschienen

SPSG präsentiert zweiten Band der Verluste ihrer Gemäldesammlung

"Nachdem der 2004 erschienene erste Verlustkatalog der Gemäldesammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) über 3000 im Zweiten Weltkrieg zerstörte, seit 1945 verschollene oder als Beutekunst in die Sowjetunion abtransportierte Staffelei-, Wand- und Deckengemälde auflistete, widmet sich der nun erschienene zweite Band der Sammlung von Miniaturen, Porzellanbildern, Pastellen, Glas- und Mosaikbildern aus den preußischen Schlössern. Es handelt sich hierbei um zumeist kleinformatige Kunstwerke, deren Bestand besonders stark dezimiert wurde.

Neben den Verlusten bei den Zerstörungen der preußischen Schlösser während des Krieges ist eine Reihe von Kunstwerken nach dem Krieg in private Hände gelangt; der größte Teil der Sammlungen ist jedoch 1945/1946 als Beutekunst in die Sowjetunion abtransportiert worden. Nur geringe Reste wurden 1958 an die ehemalige DDR zurückgegeben. So ist z. B. über die Hälfte der ursprünglich rund 150 Pastellbilder verloren – darunter Pastelle von Künstlern mit internationalem Ruf wie Jean-Etienne Liotard, der u.a. 1772 das als Titelbild des Kataloges dienende Kinderbildnis der Prinzessin Luise von Oranien schuf. Es befindet sich heute als Beutekunst im Staatlichen Puschkin-Museum Moskau, wo es 1995 ausgestellt wurde.

Fast vollständig verloren ist auch die Miniaturensammlung, die im ehemaligen, 1877 gegründeten Hohenzollernmuseum konzentriert war. Diese Miniaturen dokumentierten die familiären Beziehungen der Hohenzollern und ihr internationales Beziehungsnetz. Kostbare Miniaturen gehörten zu den traditionellen diplomatischen Geschenken. Von den rund 400 Stücken befinden sich nur noch 16 in der Obhut der SPSG. Unter den 1958 von der Sowjetunion restituierten Kunstwerken befanden sich nur neun Miniaturen.

Dramatische Verluste sind auch in der Gruppe der Porzellanbilder zu beklagen, die u.a. in der Zeit des Biedermeier, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem am preußischen und bayerischen Hof als Schmuck der Räume diente. Besonders die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin tat sich bei der präzisen Imitation von Ölmalerei auf Porzellan hervor.

Das Erscheinen des ersten Bandes der Verlustkataloge hat seit 2004 zum Wiederauffinden von mehr als 20 verschollenen Gemälden geführt, die u.a. aus Kirgisien oder dem Londoner und Berliner Kunsthandel in die Sammlung der SPSG zurückgeführt werden konnten. 2010 erfolgte die spektakuläre Rückgabe von zehn Gemälde aus der Gemäldegalerie von Sanssouci durch eine Berliner Privatperson. Sämtliche zurückgekehrten Gemälde werden in einem Anhang des jetzt erschienenen zweiten Bandes farbig abgebildet. Der 200-seitige Katalog wird durch umfangreiche Konkordanzen, ein Porträtregister und Künstlerverzeichnisse erschlossen. Der Band enthält, soweit bekannt, Angaben über den Verbleib einzelner Werke in Museen der ehemaligen Sowjetunion.

Die Publikation wurde durch die Bundesregierung (Beauftragter für Kultur und Medien) und die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Kulturstiftung der Länder gefördert. Sie ist in den Museumsshops in den Schlössern Charlottenburg, Sanssouci, Cecilienhof und im Neuen Palais erhältlich bzw. kann im online-Museumsshop bestellt werden (www.museumsshop-im-schloss.de).

Zerstört, Entführt, Verschollen

Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg.

Gemälde II. Pastelle. Miniaturen und Silberstiftzeichnungen. Porzellanbilder. Glasgemälde und Hinterglasbilder. Mosaikbilder. Bilder aus textilen Materialien

Hrsg. von der Generaldirektion der SPSG, bearbeitet von Gerd Bartoschek

Potsdam 2011. 198 Seiten. 19,90 EUR"