Kostbarkeiten Berliner Porzellans

Belvedere im Schlossgarten Charlottenburg nach Sanierung ab 21. Juni 2003 wieder geöffnet

"Am 14. Juli 1971 wurde das 1788/89 errichtete und im Krieg schwer beschädigte Belvedere als Museum für Berliner Porzellan der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es beherbergt seitdem die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin, die vor nahezu 32 Jahren mit dem Erwerb von fast 500 Werken des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus den drei Berliner Manufakturen Wegely, Gotzkowsky und KPM gegründet wurde. Inzwischen ist die Sammlung um das nahezu Vierfache gewachsen, was eine neue Präsentation sowie die Sanierung des Gebäudes notwendig machte.

Während der fast einjährigen Schließzeit wurden Fassade und Innenräume des Belvedere renoviert und die Konzeption der Aufstellung vollständig überarbeitet. Zu diesem Schritt hatte sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) entschlossen, da der Umzug in ein anderes, größeres Gebäude im Schlossbezirk (Stüler-Bau) für die stark angewachsene Sammlung und deren räumliche Vereinigung mit dem KPM-Archiv innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre noch nicht geregelt ist. Die Gesamtkosten der Sanierung betragen 538.000 Euro. Davon wurden 82.000 Euro aus dem Haushalt der SPSG für die Innensanierung und 456.000 Euro aus dem Haushalt des Landes Berlin für die Außensanierung gezahlt.

Die Präsentation ist heute eine der weltweit wichtigsten öffentlichen Sammlungen Berliner Porzellans und eine der herausragendsten Fachsammlungen Berlins. Gründe dafür sind der mit 2.300 Porzellanen beachtliche Umfang sowie vor allem die kunst- und kulturhistorische Bedeutung und die künstlerische Qualität der Werke. An den Spitzenwerken der Sammlung lassen sich nahezu alle Aspekte des Berliner Porzellans studieren: Seien es die Tafelservice der preußischen Könige, Figuren des friderizianischen Rokoko, klassizistische Vasen, feinste Mikromosaik- und pietra-dura-Malereien, repräsentative Ansichten und Panoramen der Landschaften und Gebäude in und um Berlin und Potsdam, minutiöse Ornamente oder virtuose Blumen.

Den Besuchern bieten sich mit der Wiedereröffnung drei in sich chronologisch aufgebaute Kapitel an, die die wichtigsten Verwendungszwecke von Porzellan umfassen. So können je nach Interesse sowohl kunsthistorische als auch kulturhistorische Entdeckungen gemacht werden: die oberste Etage ist ganz der Welt der heißen Getränke Tee, Kaffee und Schokolade gewidmet und zeigt die künstlerische Entwicklung der drei Manufakturen anhand von Déjeuners, Servicen und Einzeltassen. Das Mittelgeschoss beinhaltet Porzellan aus dem Bereich der Tafelkultur, von Serviceteilen über Tafelaufsätze bis hin zum figürlichen Tafelschmuck. Die Vasen, Uhren und großen Schalen im Erdgeschoss vermitteln schließlich einen Eindruck davon, wie Berliner Porzellan zum Glanz von Innenräumen beitragen konnte.

Das Gebäude

König Friedrich Wilhelm II. beauftragte Carl Gotthard Langhans kurz nach dessen Berufung zum Direktor des königlichen Oberhofbauamtes 1787 mit der Ausführung einiger Parkbauten im Park von Charlottenburg. Nach dem Schlosstheater und einem gotischen Angelhaus errichtete Langhans 1788/89 im hinteren Bereich des "englisch“ umgestalteten Parks von Charlottenburg einen dreistöckigen Pavillonbau. Das Belvedere stand damals noch auf einer Insel und bot faszinierende Blicke in die Auenlandschaft von Berlin bis Spandau.

Über dem Erdgeschoss mit einer Schlafkammer und einer Küche mit kleinen Nebengelassen wies der Bau im ersten und zweiten Stock je einen ovalen Saal und ein kleines Kabinett auf. Die erste Etage war von Johann Gottlob Fiedler holzsichtig vertäfelt worden, mit Pflaumenholz, wie Fontane schreibt. Zudem war der Raum mit „pompeijanischen“ Reliefs und Mythologiedarstellungen in Grisaillemalerei verziert, während der Saal in der zweiten Etage eine steinimitierend bemalte Kassettierung besaß, von welcher sich Konsolen mit Terrakotta-Vasen und Büsten abhoben. Die reich intarsierten Fußböden beider Etagen unterstrichen die erlesene Kostbarkeit der klassizistischen Ausstattung, die, wie auch jene das Dach krönende, vergoldete Gruppe aus Knaben mit Blumenkorb viele Parallelen zum gleichzeitig von Langhans ausgestatteten Marmorpalais in Potsdam ziehen ließe.

Das Belvedere diente Friedrich Wilhelm II. wohl unter anderem zu persönlichen Aufführungen kammermusikalischer Werke und, wie Fontane ausführlich festhielt, zu spiritistischen Sitzungen des Ordens der Rosenkreuzler, welchem der König angehörte. Nachfolgende Generationen hielten sich nur selten hier auf, weshalb es seine originale Ausstattung bis zum 2. Weltkrieg bewahren konnte.

Nach schwersten Beschädigungen durch Bombentreffer wurde das Belvedere 1956-60 wieder aufgebaut, wobei man sich auf die Rekonstruktion der Fassade, des Daches und der Raumkubatur im ersten und zweiten Obergeschoss beschränken und von einer Wiederherstellung der Ausstattung absehen musste.

Die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin

1969 fand im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg eine von der Staatlichen Porzellan-Manufaktur veranstaltete Ausstellung statt, in der unter anderem die umfangreiche Sammlung Berliner Porzellane des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts des Industriellen Karl Heinz Bröhan zum ersten Mal öffentlich zu sehen war. Zwei Jahre später wurde diese Sammlung zum Verkauf angeboten. Zunächst wurde erwogen, den Bestand aufzuteilen und für das Kunstgewerbemuseum, die Schlösserverwaltung, das Berlin Museum und die Manufaktur zu erwerben. Doch schließlich entschloss sich der Berliner Senat, diese hervorragende und für das Berliner Porzellan repräsentative Sammlung zum Aufbau eines eigenen Museums zur Geschichte des Berliner Porzellans zu kaufen, was mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin gelang.

Aus räumlichen und konzeptionellen Gründen wurde die "KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin" zur wissenschaftlichen und konservatorischen Betreuung der Berliner Schlösserverwaltung übertragen. Hier stand mit dem Belvedere nicht nur ein damals in seiner Größe idealer, lichtdurchfluteter eigener Bau zur Verfügung. Auch die unmittelbare Nähe zu Schloss Charlottenburg war geradezu ideal, denn ohne das Verständnis des höfischen Hintergrundes würde dieser Sammlung eine entscheidende Facette fehlen. Seit Eröffnung des Museums am 14. Juli 1971 hat jeder Besucher mindestens die imposante Fassade des Schlosses erlebt und die königlichen Dimensionen des Barockgartens durchschritten, bevor er sieht, welche friderizianischen Porzellanfiguren die gartengleichen Inszenierungen der Desserttafelaufsätze bevölkerten oder mit welchem Stolz "auf allerhöchsten Befehl" die eben gesehenen königlichen Bauten in kostbaren Vasenbildern festgehalten und in die Welt verschenkt worden waren.

Bestand

Der Bestand verzeichnet etwa 2.300 Porzellane der Berliner Manufakturen Wilhelm Caspar Wegelys (1751-1757), Johann Ernst Gotzkowskys (1761-1763) und – in besonderem Maße - der königlichen Manufaktur KPM (seit 1763). Er umfasst Geschirrteile zu Tafel- und Tee- bzw. Kaffeeservicen, Vasen und andere Werke zur Innenraumgestaltung sowie Figuren. Das Schwergewicht liegt auf den Werken der friderizianischen Manufaktur und der klassizistischen Werke des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Die Sammlung wird in der Dauerpräsentation im Belvedere durch Porzellane aus dem Bestand der SPSG ergänzt, aber auch durch Leihgaben von privater Seite und anderer Organisationen, so beispielsweise durch Spitzenstücke aus der Sammlung Werner des Johanniterordens.

Öffnungszeiten:

1. April bis 31. Oktober 10-17 Uhr

1. November bis 31. März 12- 16 Unr

Wochenende 12-17 Uhr

Schließtag Montag

Eintritt 2 Euro, ermäßigt 1,50 Euro"