Potsdams schönste Aussicht

Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam nach sieben Jahren fertig gestellt

"Mit der Fertigstellung der Flügelmauern wird die Rekonstruktion des gesamten Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg abgeschlossen. In nur sieben Jahren konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit einem Finanzvolumen in Höhe von insgesamt 11,5 Millionen Euro Potsdams schönste Aussicht sanieren. Möglich wurde diese Fertigstellung nur durch das großzügige Engagement von Prof. Dr. Werner Otto und die Herrmann Reemtsma Stiftung. Insgesamt konnten 8,4 Millionen Euro Spendenmittel aufgebracht werden. Die Instandsetzungsarbeiten am letzten Bauabschnitt, den beiden Flügelmauern, kosteten 1,4 Millionen Euro, wobei die Herrmann Reemtsma Stiftung eine Millionen Euro beisteuerte.

An den Flügelmauern wurden im Zuge der Restaurierung statische Sicherungen vorgenommen, das Kalksteinmauerwerk gereinigt, restauriert, im Gefüge gesichert (verpresst) und neu verfugt. Dabei mussten ca. 20% des Kalksteines durch Nachlieferungen aus den Freiburger Kalksteinbrüchen erneuert werden. Beide Flügelmauern werden von Balustraden bekrönt. Die westliche Balustrade besteht aus Terrakottabalustern, die östliche aus Sandsteinbalustern.

Am Ziegelmauerwerk, das in das Kalksteinmauerwerk integriert ist, wurden Entsalzungen und teilweise Erneuerungen durchgeführt. Die Tordurchfahrten versah die SPSG mit einem erneuerten Kuppelaufbau. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurde auch die originale Terrassenmauer in Richtung Pomonatempel, an der die eigentlichen Pläne des Königs sichtbar sind, instandgesetzt.

Das Bauwerk wurde von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795-1861) als stimmungsvoller Ort zum Genuss der Aussicht konzipiert und lädt den Besucher ein, beim kontinuierlichen Aufstieg die Vielfalt der Sichten zu erleben.

Als Friedrich Wilhelm IV. 1840 die Regierung übernahm, strebte er die Realisierung des Belvedere an und zog zunächst Ludwig Persius als Architekt hinzu und ab 1845, nach dem Tod von Persius, Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler. Bereits als Kronprinz hatte er das Gebäude entworfen, wie an Hand seiner zahlreichen Skizzen ablesbar ist. Die Aufgabe seiner Architekten war es, Detailfragen zu klären, Pläne für die Ausführung anzufertigen und diese schließlich zu leiten. 1847 war Baubeginn und bis 1852 gab es eine intensive Bautätigkeit, so dass das Bauwerk weitgehend errichtet werden konnte. Zwischen 1860 und 1863 wurde es in seinen heutigen Abmessungen abgeschlossen. Friedrich Wilhelm beabsichtigte eine wesentlich umfangreichere Anlage, die, orientiert an Villen der italienischen Renaissance, sich in Richtung Neuer Garten den Hang hinunter entwickeln sollte. Sein Tod am 2. Januar 1861 schloss jedoch die weitergehende Umsetzung seiner Pläne aus.

Im Belvedere auf dem Pfingstberg gibt es nur zwei Kabinette, die für einen königlichen Aufenthalt vorgesehen waren: das Römische Kabinett und das jetzt wieder zugängliche Maurische Kabinett. In seinem Entwurf für das Maurische Kabinett hat Ludwig Ferdinand Hesse auf eigene Reiseskizzen zurückgegriffen und die Stanza di Ruggero im Palazzo dei Normanni in Palermo als Grundlage verwendet. Fliesen mit einem Sternmotiv sowie türkisfarbene und weiße Fliesen mit vergoldeten Bändern bilden ein hohes Paneel. Im Oberwandbereich wird diese Gestaltung als Schablonenmalerei wiederholt, und die Decke ist mit Bändern und floralen Motiven gestaltet. Anhand von Befunden, Fotos und einzelnen erhaltenen Fliesen konnte die Raumgestaltung rekonstruiert werden.

Die Farbfassungen sind an den Türmen der nördlichen Arkade und den Kolonnaden wieder hergestellt. Das Sichtmauerwerk wurde dabei mit einer Kalkschlämme versehen und die Sandsteinsäulen mit einem Kalkkaseinanstrich. Die aus Terrakotta gefertigten Brüstungselemente wurden entsprechend der einzelnen Fundstücke neu gefertigt. Die restaurierten und die rekonstruierten Zinkgusskapitelle erhielten einen Anstrich und wurden gesandelt. Anhand von Befunden konnte die Schablonierung der Kassettendecke in der Kolonnade rekonstruiert werden, die durch einen Brand stark zerstört war.

Das Anliegen der Stiftung, dieses für die Potsdamer Kulturlandschaft wichtige Gebäude in Stand zu setzen und wieder zugänglich zu machen, konnte erst durch das Zusammenwirken vieler Kräfte realisiert werden. Der Förderverein Pfingstberg e.V. widmete sich bereits vor 1989 mit unermüdlichem Einsatz diesem Ort. Sein kontinuierliches Engagement findet seine Fortsetzung in der Besucherbetreuung und dem Veranstaltungsmanagement im und am Belvedere auf dem Pfingstberg."