"Berlins schönste Franzosen"

Watteau und sein Kreis im Schloss Charlottenburg

Sonderausstellung im Alten Schloss, 21. März 2013 bis 7. Februar 2014

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) präsentiert ab dem 21. März 2013 Meisterwerke ihrer Sammlung französischer Gemälde des 18. Jahrhunderts im Schloss Charlottenburg.

Normalerweise hängen die Gemälde im Neuen Flügel des Schlosses, der bis März 2014 wegen Sanierung geschlossen bleibt. Um die Meisterwerke den Blicken der Besucher nicht zu entziehen, hat sich die SPSG entschlossen, eine Auswahl von 22 Gemälden in vier Räumen an anderer Stelle im Schloss und in neuer Zusammenstellung zu zeigen. Neben zwei Meisterwerken der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts, dem "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint" und der "Einschiffung nach Cythera" von Watteau, sind Genre-Theaterszenen und galante Feste zu sehen. Spektakuläre Entdeckungen, die bei der Untersuchung der Werke für die Erarbeitung des SPSG-Bestandskataloges "Französische Gemälde I" gemacht wurden, stehen dabei im Mittelpunkt.

So wird in der Präsentation unter anderem anhand von Rekonstruktionszeichnungen und Fotos die Geschichte des berühmten Ladenschildes von Antoine Watteau anschaulich erläutert. 1720 hatte Watteau ein Werbeschild für das Geschäft eines Freundes, des Kunsthändlers Edmé Gersaint, auf der Pont Notre-Dame in Paris gemalt. Der geschäftstüchtige Händler ließ das Gemälde jedoch bald von der Fassade abnehmen und in zwei Teile zerschneiden, die fortan als Innendekoration dienten. König FriedrichII., der die Gemälde 1746 erwarb, schmückte damit sein Konzertzimmer im Schloss Charlottenburg, wo sie mit zwei neuen Rahmen versehen, als Pendants hingen. Im 20. Jahrhundert wieder zusammengefügt, wird die ursprüngliche Reklametafel schließlich als eines der wichtigsten Gemälde des 18. Jahrhunderts angesehen.

Spannend sind außerdem die neuen Erkenntnisse zur "Einschiffung von Cythera" von Watteau. Der Maler entwickelte das Thema in verschiedenen Versionen weiter. In der Forschung war die Entstehungsreihenfolge der Versionen im Louvre in Paris und im Schloss Charlottenburg umstritten. Die Analyse der Arbeitsweise von Watteau und der genaue Vergleich der beiden Gemälde haben jetzt eindeutig erwiesen, dass die Berliner Version die spätere und die reifere ist. Besucher werden in der Ausstellung diesen Erkenntnisprozess selber nachvollziehen können. Watteau machte von einmal gefundenen Figurenkompositionen Abklatsche, also Abdrücke der Vorzeichnungen auf dem Malgrund, und verwendete sie als Grundlage für weitere Bilder. Diese veränderte und ergänzte er dann. An einem Röntgenbild des Berliner Gemäldes kann man mithilfe von Auflagekopien die Unterschiede zu dem Pariser Bild erkennen und dann am Original das Ergebnis überprüfen.

Neben diesen beiden Meisterwerken des 18. Jahrhunderts können die wichtigsten zeitgenössischen Maler aus der Charlottenburger Sammlung aus der Nähe zu betrachtet werden. An den Gemälden von Chardin und Boucher sowie denen des preußischen Hofmalers Antoine Pesne werden exemplarisch weitere künstlerische Entwicklungen neben der "Erfindung" der "fêtes galantes" deutlich.

Schloss Charlottenburg
21. März 2013 bis 7. Februar 2014

Öffnungszeiten:
April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr

November bis März
Dienstag bis Sonntag, 10–17 Uhr

Montag geschlossen
Besichtigung mit Führung oder Audioguide
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit

Eintritt:
12 Euro / ermäßigt 8 Euro | mit Führung oder Audioguide