Gute Aussichten vom Belvedere auf dem Pfingstberg

Ab dem 26. Juni ist auch der Nord- und Ostflügel für die Besucher zugänglich

"Mit der Eröffnung des Nord- und Ostflügels am 26. Juni 2003 ist das Belvedere auf dem Pfingstberg für Besucher wieder vollständig zugänglich. Durch die großzügige Spende von Prof. Dr. Werner Otto konnten die Instandsetzungsarbeiten zügig durchgeführt werden. Das Bauwerk wurde von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795-1861) als stimmungsvoller Ort zum Genuss der Aussicht konzipiert und lädt den Besucher ein, beim kontinuierlichen Aufstieg die Vielfalt der Sichten zu erleben.

Als Friedrich Wilhelm IV. 1840 die Regierung übernahm, strebte er die Realisierung des Belvedere an und zog zunächst Ludwig Persius als Architekt hinzu und ab 1845, nach dem Tod von Persius, Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler. Bereits als Kronprinz hatte er das Gebäude entworfen, wie an Hand seiner zahlreichen Skizzen ablesbar ist. Die Aufgabe seiner Architekten war es, Detailfragen zu klären, Pläne für die Ausführung anzufertigen und diese schließlich zu leiten. 1847 war Baubeginn und bis 1852 gab es eine intensive Bautätigkeit, so dass das Bauwerk weitgehend errichtet werden konnte. Zwischen 1860 und 1863 wurde es in seinen heutigen Abmessungen abgeschlossen. Friedrich Wilhelm beabsichtigte eine wesentlich umfangreichere Anlage, die, orientiert an Villen der italienischen Renaissance, sich in Richtung Neuer Garten den Hang hinunter entwickeln sollte. Sein Tod am 2. Januar 1861 schloss jedoch die weitergehende Umsetzung seiner Pläne aus.

Im Belvedere auf dem Pfingstberg gibt es nur zwei Kabinette, die für einen königlichen Aufenthalt vorgesehen waren: das Römische Kabinett und das jetzt wieder zugängliche Maurische Kabinett. In seinem Entwurf für das Maurische Kabinett hat Ludwig Ferdinand Hesse auf eigene Reiseskizzen zurückgegriffen und die Stanza di Ruggero im Palazzo dei Normanni in Palermo als Grundlage verwendet. Fliesen mit einem Sternmotiv sowie türkisfarbene und weiße Fliesen mit vergoldeten Bändern bilden ein hohes Paneel. Im Oberwandbereich wird diese Gestaltung als Schablonenmalerei wiederholt, und die Decke ist mit Bändern und floralen Motiven gestaltet. Anhand von Befunden, Fotos und einzelnen erhaltenen Fliesen konnte die Raumgestaltung rekonstruiert werden.

Die Farbfassungen sind an den Türmen, der nördlichen Arkade und den Kolonnaden wieder hergestellt. Das Sichtmauerwerk wurde dabei mit einer Kalkschlämme versehen und die Sandsteinsäulen mit einem Kalkkaseinanstrich. Die aus Terrakotta gefertigten Brüstungselemente wurden entsprechend der einzelnen Fundstücke neu gefertigt. Die restaurierten und die rekonstruierten Zinkgusskapitelle erhielten einen Anstrich und wurden gesandelt. Anhand von Befunden konnte die Schablonierung der Kassettendecke in der Kolonnade rekonstruiert werden, die durch einen Brand stark zerstört war.

Das Anliegen der Stiftung, dieses für die Potsdamer Kulturlandschaft wichtige Gebäude in Stand zu setzen und wieder zugänglich zu machen, konnte erst durch das Zusammenwirken vieler Kräfte realisiert werden. Der Förderverein Pfingstberg e.V. widmete sich bereits vor 1989 mit unermüdlichem Einsatz diesem Ort. Sein kontinuierliches Engagement findet seine Fortsetzung in der Besucherbetreuung und dem Veranstaltungsmanagement im und am Belvedere auf dem Pfingstberg. Die Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen konnten erst durch die großzügigen Spenden von Herrn Prof. Dr. Werner Otto für die beiden Türme, den Nord- und Ostflügel und der Herrmann Reemtsma Stiftung für die Westflügel, die Freitreppen und die Eingangshalle sowie durch unzählige Einzelspenden ermöglicht werden.

Baukosten bisher:

Westturm 1. Spende Prof. Dr. Otto 2,30 Mio Euro

Ostturm und -kolonnade,

Nordarkade 2. Spende Prof. Dr. Otto 4,14 Mio Euro

Westkolonnade, Torhalle

Reemtsma Stiftung 1,79 Mio Euro

Westkolonnade und Torhalle

anteilig SPSG (inkl.

Deutsche Bundesstiftung

Umwelt und Kleinspender) 2,56 Mio Euro

Gesamt 10,79 Mio Euro"