Vier Gemälde im alten Glanz

Großzügige Förderung ermöglichte Restaurierung von vier in 2010 in die Bildergalerie zurückgekehrten Gemälden

"Im Sommer 2010 erhielt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) aus Privatbesitz über das Berliner Auktionshaus Historia zehn kostbare Gemälde zurück, die bis 1942 ihren Platz in der Bildergalerie von Sanssouci hatten und seit 1945 als verschollen galten.

Dank einer großzügigen Förderung durch den Lions-Club Potsdam-Sanssouci und den Lions-Club Potsdam konnte die SPSG vier der Gemälde restaurieren:

Hendrik van Limborch, Heilige Familie mit Elisabeth und dem Johannesknaben

Gerard Dou-Nachfolger: Betender Einsiedler

Peter Paul Rubens (Werkstatt): Maria Lactans

Jean Raoux, Bathseba im Bade

"Es war das Anliegen der Lions-Clubs" erklärte Rolf-Herrmann Löhr, Präsident des Lions-Clubs Potsdam-Sanssouci, "dass die Bilder möglichst schnell wieder öffentlich gezeigt werden können. Wir freuen uns, dass wir die Restaurierung ermöglichen konnten, bevor noch größere Schäden einsetzen."

Alle vier Gemälde befanden sich insgesamt in einem konservatorisch stabilen Erhaltungszustand. In erster Linie bestanden optisch-ästhetische Probleme aufgrund von Bereibungen und Kratzern in Firnis- bzw. Farbschichten, durch Oberflächenverschmutzungen, kleine Malschichtverluste sowie verschiedene Bestoßungen und Verquetschungen der Farb- bzw. Firnisschichten. Vereinzelt hatten mechanische Bereibungen der Firnisschicht zur Ausbildung einiger matt erscheinenden Partien innerhalb der Firnisschicht geführt. Diese Mängel wurden durch entsprechende restauratorische und konservatorische Arbeiten behoben.

Bei dem Gemälde aus der Rubens-Werkstatt wurden außerdem am zugehörigen Rahmen schnitzerische Ergänzungen der drei schadhaften bzw. fehlenden Blattornamente in den Ecken, eine Kittung an sämtlichen bestoßenen Partien bzw. Fassungsverlusten sowie eine anschließende Neufassung (Vergoldung) der ergänzten Blattornamente und eine partielle Neuvergoldung und Retuschen in den gekitteten Bereichen vorgenommen. Die Restaurierungsarbeiten wurden von Ina Hausmann, Claus Spies, Stephanie Reiter und Gisela Hempel in enger Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt der SPSG durchgeführt.

Die Gemälde gehören zu jenem umfassenden Gemäldebestand der Bildergalerie von Sanssouci, den die Preußische Schlösserverwaltung 1942 zum Schutz vor Kriegseinwirkungen nach Schloss Rheinsberg ausgelagert hatte. Ein Großteil hiervon wurde 1945 in die Sowjetunion abtransportiert, einzelne Werke fanden über verschlungene Wege in den Besitz der Bevölkerung Rheinsbergs und umliegender Orte. Obwohl 1958 insgesamt knapp 40 Gemälde der Bildergalerie von der sowjetischen Regierung zurückgegeben wurden, mussten noch 99 Werke als Verlust bezeichnet werden. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen oder zerstörten Gemälde aus den Schlössern der Stiftung auf nahezu 2.000 Werke.

1755–1763 erbaut und ausgestattet, beinhaltet die Bildergalerie von Sanssouci seit ihrem Entstehen kostbarstes Interieur, darunter zahlreiche Spitzenwerke der niederländischen und italienischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Gemälde und ihre aufwändig geschnitzten Rahmen sind gemeinsam mit Statuen, Konsoltischen, erlesenem Marmor und Dekorationen aus vergoldetem Stuck zu einem Gesamtkunstwerk vereint, das zu den Höhepunkten des friderizianischen Rokoko gehört.

1786, im Todesjahr Friedrichs des Großen, umfasste die Galerie 178 Gemälde. Seitdem veränderte sich der Bestand mehrfach, unter anderem 1830 durch Abgabe von 56 Bildern in das neu gegründete Königliche Museum in Berlin."