Gemälde Friedrichs des Großen kehrt nach 60 Jahren nach Berlin zurück

"Landschaft mit Ruinen" wieder im Konzertzimmer des Schlosses Charlottenburg zu sehen

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) kann ab dem 20. Dezember 2005 nach 60 Jahren das in die Sowjetunion abtransportierte und seither vermisste Gemälde "Italianisierende Landschaft mit Ruinen und Ziegen" des niederländischen Malers Jan Linsen (1602/1603–1635) wieder im Schloss Charlottenburg der Öffentlichkeit präsentieren. Das Gemälde kehrte wohlbehalten an seinen angestammten Platz im Konzertzimmer Friedrichs des Großen im Neuen Flügel zurück. Hier hatte der königliche Sammler nicht nur Hauptwerke von Antoine Watteau, Jean-Baptiste Pater und Jean-Siméon Chardin vereint. Er präsentierte in diesem für ihn zentralen Raum auch Beispiele der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, die für die französischen Künstler vorbildlich waren.

Das im Verlustkatalog der SPSG 2004 publizierte Bild lässt sich mit Sicherheit 1768 im Konzertzimmer der Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen nachweisen. Hier hatte es seit der Neueinrichtung des 1760 von den Russen geplünderten Raumes unter dem Namen Paul Bril als Gegenstück zu der dort erhaltenen, etwa gleich großen Ruinenlandschaft von Paul Bril seinen Platz. Während des Zweiten Weltkrieges war das Gemälde in den Neuen Kammern und im Neuen Palais von Sanssouci ausgelagert. Nach dem 27. März 1946 wurde es von der in Sanssouci tätigen sowjetischen Trophäenkommission als Kriegsbeute in die Sowjetunion abtransportiert.

Anfang 2004 ist das Gemälde, wie sich inzwischen herausgestellt hat, auf einer Auktion in Köln versteigert worden. Dies allerdings nicht als Werk von Bril, sondern auf Grund einer links unten festgestellten Signatur ("P.A.V.G. f. 1639") unter dem Namen Pieter Antonisz. van Groenewegen. Die Käufer haben das gut erhaltene Bild nach weiteren Untersuchungen Jan Linsen zugeschrieben.

Im Februar diesen Jahres erhielt die SPSG vom Art Loss Register, London, der größten privaten EDV-Datenbak zur Aufklärung von Kunstdiebstählen weltweit, einen ersten Hinweis auf das Gemälde. Es sollte auf der internationalen Kunstmesse in Maastricht (TEFAF) angeboten werden, wurde aber zurückgezogen, nachdem den Besitzern klar gemacht werden konnte, dass ein legaler Weiterverkauf des Gemäldes nach seiner Identifizierung nicht mehr möglich ist.

Die Frage, ob es sich dabei um ein Werk von Bril, Groenewegen oder Linsen handelt, ist für die SPSG indes von nachgeordneter Bedeutung. Wesentlicher ist die Tatsache, dass nach der Rückkehr des "Guckkastenmannes" von Nicolas Lancret ein weiteres zur friderizianischen Einrichtung des Konzertzimmers gehöriges Gemälde in die Einrichtung des Raumes integriert werden kann.

Für Friedrich den Großen waren die Konzertzimmer seiner unterschiedlichen Schlösser Räume von besonderer Bedeutung. Ebenso wie im Schloss Sanssouci, im Neuen Palais von Sanssouci oder im Potsdamer Stadtschloss wurde auch die Konzertkammer des Charlottenburger Neuen Flügels außergewöhnlich reich ausgestattet.

Der König hatte hier Hauptwerke seiner Gemäldesammlung konzentriert, die auf den deshalb sehr schlichten Wänden des Raumes gut zur Geltung kommen. Mittelpunkt des Raumes ist bis heute Antoine Watteaus "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint", das als eines der wichtigsten Gemälde des 18. Jahrhunderts gilt. Um dieses Bild herum versammelte Friedrich weitere 25 Gemälde von französischen Malern des 18. Jahrhunderts, aber auch von Niederländern und Italienern.

Jan Linsen (1602/1603 - 1635)

"Italianisierende Landschaft mit Ruinen und Ziegen", 1634, Bez. und dat.

Öl auf Holz, 49 x 72 cm

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